Deutliche Gewinne - Börse München

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche erheblich zugelegt. Nach einem verhaltenen Wochenauftakt, der auf die Rücktrittsforderungen von US-Präsident Donald Trump an Jerome Powell, den Chef der US-Notenbank, zurückzuführen war, zogen Kurse an. Der Stimmungsumschwung war vor allem der Erleichterung und Hoffnungen der Anleger zu verdanken – Erleichterung über Aussagen Trumps, denen zufolge er keine Entlassung Powells anstrebe, und Hoffnungen auf Fortschritte im Zollstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt. Besonders Signale, wonach sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China entspannen könnte, ließen die Anleger wieder zuversichtlicher werden. Zu Ende der Handelswoche stützten dann zusätzlich Spekulationen, wonach die Fed ihre Zinsen erneut beziehungsweise früher als zuletzt erwartet senken könnte.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) stieg gegenüber seinem Schlussstand in der Vorwoche um 4,9 Prozent auf 22.242,45 Punkte. Dies war sein höchster Wochengewinn seit Januar 2023. Der MDax legte um 4,2 Prozent zu auf 28.294,65 Zähler. Der TecDax gewann 5,1 Prozent auf 3.588,29 Punkte. Der m:access All-Share verbesserte sich um 1,5 Prozent auf 1.296,17 Zähler.
Den größten Wochengewinn im Dax verbuchten die Titel von Infineon mit einem Plus von 13,2 Prozent. Unter anderem gut aufgenommene Zahlen der US-Halbleiterhersteller Texas Instruments und Lam Research ließen die Anleger zu den Aktien des Chipherstellers greifen. Der Kurs von SAP zog um 8,3 Prozent an, hier honorierten die Investoren die eigenen Quartalszahlen des Softwarekonzerns. Gegen den Trend büßten die Titel von Rheinmetall 5,3 Prozent ein. Ein Mix aus befürchteter wachsender Konkurrenz bei Geschossen durch eine geplante Produktionserhöhung beim britischen Rüstungskonzern BAE Systems und Gewinnmitnahmen bei den im bisherigen Jahresverlauf stark gestiegenen Aktien des Rüstungskonzerns machte sich negativ bemerkbar. Der Kurs der Deutschen Telekom ging um 1,8 Prozent zurück, Grund waren vor allem mit Enttäuschung aufgenommene Zahlen der US-Mobilfunktochter T-Mobile US , die zu erheblichen Kursverlusten bei dieser führten.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche ihre Aufwärtsbewegung fortgesetzt. Vor allem die trotz jüngster Entspannungshoffnungen anhaltende Unsicherheit in Hinblick auf die weiteren Entwicklungen im Zollkonflikt und die Erwartungen weiter sinkender Zinsen in der Eurozone sorgten für Auftrieb bei den Notierungen der Bundespapiere. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe reduzierte sich gegenüber ihrem Vorwochenendstand von 2,53 auf 2,47 Prozent. Die Umlaufrendite sank von 2,39 auf 2,33 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche deutlich höher geschlossen. Die Hoffnungen auf Einigungen im Zollstreit, das Abrücken Trumps von der Forderung nach einer Entlassung des Fed-Chefs sowie einige gut aufgenommene Unternehmenszahlen versetzten die Anleger in Kauflaune. Der Dow-Jones-Index legte gegenüber seinem Vorwochenendstand um 2,5 Prozent zu auf 40.113,50 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 4,6 Prozent auf 5.525,21 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 kletterte um 6,4 Prozent auf 19.432,56 Punkte.
Ausblick
Viele Marktteilnehmer werden es sich anders wünschen, aber der Themenkomplex US-Zölle, Gegenzölle und Handelskonflikt dürfte auch in der der aktuellen, durch den 1. Mai erneut verkürzten Handelswoche für die grundsätzlichen Impulse an den deutschen Aktienbörsen sorgen. Im Fokus dürften dabei die Entwicklungen zwischen den USA und China stehen. Die generelle Unruhe dürfte sich aber auch bei positiven Signalen von dieser Seite her fortsetzen, hier kommen die Unberechenbarkeit der aktuellen US-Politik und die Überzeugung, dass US-Präsident Trump insgesamt an seiner America-First-Linie festhalten wird, zusammen.
Daneben stehen aber auch Konjunkturdaten auf der Agenda, die einen spürbaren Einfluss auf das Marktgeschehen haben dürften. Neben den Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt der USA, der Eurozone und Deutschlands sind dies unter anderem die US-Arbeitsmarktzahlen und die Verbraucherpreise in der Eurozone und Deutschland. Diese dürften vor allem auf ihren möglichen Einfluss auf die weitere Geldpolitik in den USA und der Eurozone hin analysiert werden, zuletzt waren die Zinssenkungserwartungen wieder gewachsen. Zudem stehen beispielsweise Einkaufsmanagerindizes von beiden Seiten des Atlantiks zur Veröffentlichung an.
Für Kursbewegungen dürfte zudem die Berichtssaison sorgen, die auch hierzulande ins Rollen kommt. Dabei legen aus dem Dax beispielsweise BASF , Deutsche Bank , Mercedes-Benz und Volkswagen Ergebnisse und Ausblicke vor. In den USA geben unter anderen die Tech-Größen Amazon , Apple , Meta und Microsoft Einblicke in ihre Bücher, die Zahlen und Prognosen könnten auch die Stimmung am Gesamtmarkt beeinflussen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 28.04.: Dallas Fed Herstellungsindex (USA)
Dienstag, 29.04.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in den USA; Immobilienpreisindex für die USA; Warenhandelsbilanz der USA
Mittwoch, 30.04.: Verbraucherpreise in Deutschland; Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; Arbeitslosenzahlen für Deutschland; Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Importpreise in Deutschland; Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der USA; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA); Persönliche Einkommen und Konsumausgaben in den USA; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA)
Donnerstag, 01.05. (Tag der Arbeit): ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA; Gesamte Fahrzeugverkäufe in den USA
Freitag, 02.05.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Verbraucherpreise in der Eurozone; US-Arbeitsmarktbericht; Werkaufträge in den USA
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