Börse am Morgen: Roche, SAP, Texas Instruments, Dollar, Gold - Nord LB

Laut einer Umfrage der EZB erwarten die Unternehmen im Euroraum derzeit einen etwas geringeren Anstieg der Löhne als zuletzt (3,0% ggü. zuvor 3,5%). Dies sind erfreuliche Nachrichten für die EZB, da das Lohnwachstum in den letzten Monaten einer der größten Inflationstreiber war. Positive Signale kommen auch von der Geschäftsdynamik. Hier erwarten die 79 an der Umfrage teilnehmenden Firmen ebenfalls eine Verbesserung. Bitterer Wermutstropfen: Die Umfrage fand im März noch vor den Trump‘schen Zolleskapaden statt.
Konträr dazu sieht das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) entsprechend zunehmend negative Folgen aufgrund der Politik des US-Präsidenten für die deutsche Wirtschaft. An der ZEW-Umfrage nahmen 800 Unternehmen teil (Zeitraum Mitte März bis Mitte April). Welche Branchen sind besonders betroffen resp. äußerten sich kritisch? Der Maschinen- und Fahrzeugbau. Jedes zweite Unternehmen erwartet hier „negative oder sogar sehr negative Folgen“.
Vertraut man der Nachrichtenagentur Reuters (Verweis auf Insider der geschäftsführenden Bundesregierung), dann folgt in 2025 nach zwei Jahren der Rezession nunmehr die Stagnation. Im Entwurf der Frühjahrsprognose wird das bisher noch positiv angenommene BIP-Wachstum von 0,3% auf ein Nullwachstum zurückgenommen. Morgen wissen wir mehr. Offizielle Daten wird Wirtschaftsminister Habeck am Donnerstag vorstellen. Nicht nur allein in Deutschland läuft es nicht rund. Der IWF korrigiert im neuen Weltwirtschaftsbericht seine Prognosen für die US-Wirtschaft drastisch nach unten. Insgesamt werde die Weltwirtschaft deutlich unterdurchschnittlich wachsen.
Tagesausblick
In Großbritannien wird heute der Industrie-Einkaufsmanagerindex veröffentlicht, der sich im Vergleich zum Vormonat voraussichtlich etwas eingetrübter präsentieren dürfte, während beim Service-PMI mit einer weitgehend stabilen Entwicklung gerechnet wird. Auch in Deutschland, Frankreich und der Eurozone werden neue PMI-Zahlen erwartet. Marktseitig wird v.a. darauf geachtet, ob sich erste Signale einer Trendwende bestätigen. Der Spezialist für Analog-Chips Texas Instruments läutet mit seinen Quartalsergebnissen die Bilanzsaison der US-Halbleiterbranche ein. Die Zahlen gelten als Indikator für die Konjunkturaussichten, da die Produkte von Texas Instruments in zahlreichen Produkten verbaut werden.
Renten- und Aktienmärkte
Die politisch induzierte Verunsicherung bezgl. dem „Safe-HavenStatus“ von US-Treasuries und der Weltleitwährung schwelt weiter in den Bondmärkten. Renditen 10-jähriger europ. Staatsanleihen fallen nach Ostern „nur“ leicht.
Der deutsche Aktienmarkt drehte nach Verlusten ins Plus. DAX +0,41%; MDAX +0,48%; TecDAX +0,32%.
An der Wall Street herrschte wieder Zuversicht. Die Berichtsaison nimmt an Fahrt auf, die Ertragskraft der Unternehmen zeigt sich weiterhin robust. US-Börsen schlossen deutlich im Plus. Dow Jones +2,66%; S&P 500 +2,51%; Nasdaq Comp. +2,71%.
Unternehmen
Der Pharmakonzern Roche plant für die kommenden 5 Jahre Investitionen i. H. v. USD 50 Mrd. in den USA. Die Schweizer werden durch den Ausbau ihrer Produktions- und Vertriebskapazitäten mehr als 12.000 neue Arbeitsplätze (direkt & indirekt) schaffen. Angabegemäß werden sich die USA für Roche (weltweit in 130 Ländern aktiv) nach der angestrebten Kapazitätserweiterung von einer Medikamentenimport- zu einer Medikamentenexport-Nation entwickeln.
Geringere Kosten für den Konzernumbau haben SAP zum Jahresauftakt einen überraschend deutlichen Gewinnsprung beschert. Das wichtige Cloud-Wachstum blieb allerdings leicht hinter den Erwartungen zurück. Das bereinigte operative Ergebnis stieg den Angaben zufolge in Q1 um 58% auf 2,46 Mrd. EUR. (Cloud-Erlöse + 26% auf 4,99 Mrd. EUR. Das Unternehmen bekräftigte seine Gesamtjahresziele.
Devisen und Rohstoffe
Im Rahmen der neuen US-Handelspolitik spielt der Wechselkurs des USD eine große Rolle. Washington plant u.a. offenbar, die preisliche Wettbewerbsfähigkeit bei Unternehmen in den USA zu verbessern. Dazu wird ein schwächerer – aber eben auch kein nachhaltig schwacher USD benötigt. Der EUR wertete in den letzten Tagen auf ein 3 5-Jahreshoch auf. 44,9% Wertzuwachs innerhalb von 12 Monaten.
Die Goldrally geht jeden Tag weiter. Am Dienstag wurde Intraday die USD 3.500er Marke je Feinunze geknackt.
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