Börse am Morgen: ASML, Friedrich Vorwerk, Metro, Sartorius - Nord LB

Gestern hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die aktuellen Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Finanzmarktexperten veröffentlicht. Die Konjunkturstimmung ist durch Trumps Zollchaos im April regelrecht eingebrochen. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland stürzten von +51,6 auf -14,0 Punkte ab – dies ist mit einer Ausnahme (Angriff Russlands auf die Ukraine) der stärkste je gemessene Rückgang. Damit ist die Euphorie des Vormonats durch die neue Fiskalpolitik erstmal wieder verflogen, die Unsicherheit der Handelspolitik überstrahlt derzeit alles. Selbst die zwischenzeitlich verkündete „Zollpause“ hat nicht zur Beruhigung beigetragen. Zum einen bestehen viele Zollerhöhungen fort, zum anderen hat Trump mit seinem erratischen Kurs viel Vertrauen zerstört. Für eine Stimmungsaufhellung braucht es mehr als taktische Volten, vor allem belastbare Signale für einen konstruktiveren Kurs der US-Politik. Für Deutschland ist der Aufschwung in diesem Umfeld wohl endgültig aufs nächste Jahr verschoben.
In diesem Umfeld verwundert es nicht, dass der aktuelle Bank Lending Survey (BLS) der Europäischen Zentralbank (EZB) eine leichte Verschärfung der Vergabestandards für Unternehmenskredite zeigt. Auch für Q2 ist laut BLS mit einer weiteren Restriktion zu rechnen. Als Ursache nennt die EZB gestiegene konjunkturelle Risiken. Erwähnenswert ist überdies die Tatsache, dass Unternehmen in Q1 (trotz weiter fallender Zinsen) etwas weniger Kredite nachgefragt haben. Für Q2 erwarten die Banken aber eine leicht zunehmende Nachfrage bei Firmenkrediten.
Tagesausblick
Aus Großbritannien werden heute neue Inflationsdaten erwartet, die Aufschluss darüber geben könnten, wie groß der Spielraum der BoE für geldpolitische Lockerungen tatsächlich ist. In den USA rücken vor allem die Einzelhandelsumsätze in den Fokus – sie liefern neue Hinweise zur Konsumdynamik und könnten geldpolitisch Impulse setzen. Außerdem wird der NAHB-Index die Stimmung zum privaten Immobilienmarkt einfangen, welcher sich voraussichtlich noch weiter abschwächen dürfte. Unternehmensseitig legen unter anderem Sartorius (Göttingen) und ASML ihre Quartalszahlen vor – mit entsprechendem Interesse von der Investorenseite.
Renten- und Aktienmärkte
Renditen 10-jähriger US-Treasuries konnten am Dienstag ihre Erholungsrallye (wenn auch verlangsamt) weiter fortsetzen. Nach der turbulenten letzten Woche halfen sicherlich die Äußerungen des amerikanischen Finanzministers Scott Bessent. Bessent hatte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg Spekulationen über einen Abverkauf von Treasury-Beständen anderer Staaten zurückgewiesen. Das US-Ministerium habe laut Bessent Instrumente, um (falls notwendig) gegen mögliche Verwerfungen am Bond Markt vorzugehen.
Der anhaltende Deeskalationsprozess bei den Zöllen hilft in der Karwoche den weltweiten Aktienbörsen (die Trump-Administration erwägt nun auch Zölle im Autosektor auszusetzen, um den Herstellern mehr Zeit zu Produktionsverlagerungen in die USA zu geben). Entsprechend waren Autowerte und Zulieferer gesucht. Der Leidensweg der Märkte könnte sprichwörtlich zu Ostern damit ein erstes Ende gefunden haben.
DAX +1,43%; MDAX +2,40%; TecDAX +1,66%; Dow Jones -0,38%; S&P 500 -0,17%; Nasdaq Comp. -0,05%.
Unternehmen
Nach der Zustimmung aller Aufsichtsgremien, Behörden und der EU kann der Verkaufsprozess der internationalen Bahn-Spedition Schenker an DSV zum Ende des Monats nun formal abgeschlossen werden. Die Deutsche Bahn und der dänische Logistikkonzern teilten dies gestern mit. Der Verkauf war zwar unter Gremien-Vorbehalt bereits im vergangenen Jahr geschlossen worden, mit dem zum 30. April stattfindenden Financial Closing kommt dies aber früher als von der Bahn erwartet.
Morgen wird der Großhändler Metro außerplanmäßig aus dem SDAX ausscheiden und durch die Friedrich Vorwerk Group ersetzt (Pipeline- & Anlagenbauer für Erdgas-, Strom- & Wasserstoffanwendungen). Nach rd. 29 Jahren werden die Aktien der Düsseldorfer dann nicht mehr an einer regul. Börse handelbar sein. Die Lebensmittelzeitung berichtete gestern, dass sich Metro-Gründungsaktionär Haniel analog zu dem Elektronikhändler Ceconomy von seinen verbliebenen Metro-Aktien getrennt habe.
Devisen
Der Zoll-Krieg bleibt auch weiter das beherrschende Thema an den Devisenmärkten. Der EUR verlor gestern ggü. dem USD leicht. Heute morgen geht es wieder in die andere Richtung.
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