Börse am Morgen: Hensoldt, CATL IPO, Gold, Konjunkturdaten - Nord LB

Laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) haben sich die kurzfrist. Inflationserwartungen von Unternehmen im Euroraum leicht verringert. Auf Jahressicht rechnen Firmen jetzt im Median mit einer Inflationsrate von 2,9%. Dies korrespondiert mit einem Rückgang von 0,1 Prozentpunkten im Vergleich zu einer älteren Umfrage von Ende 24. Bemerkenswert: Für die Dreijahres- und Fünfjahressicht notieren die Inflationserwartungen weiterhin deutlich oberhalb der 2,0%-EZB-Zielmarke bei 3,0%.
Der gestern veröffentlichte Monatsbericht des Wirtschaftsministeriums ordnet die dt. Wirtschaft in einem „turbulenten Umfeld“ mit „gedämpften globalen Handels- und Wachstumsperspektiven“ ein. Die US-Zolleskapaden treffen Deutschland dabei zu einem „denkbar ungünstigen Zeitpunkt“. Zwar ist der Einzelhandel laut Ministerium überraschend gut in das neue Jahr gestartet, am Arbeitsmarkt sei vorerst aber mit einer schwachen Entwicklung zu rechnen. „Besonders betroffen von den handelspolitischen Spannungen ist die stark exportorientierte und tief in globale Lieferketten eingebundene deutsche Industrie“, die sich laut dem Bericht „nach wie vor in einer Schwächephase befindet.“
Tagesausblick
Am Dienstag liefert der Empire State Index ein erstes Stimmungsbild zur US-Industrie im April. Nach dem Rückgang im März bleibt offen, ob sich der Trend fortsetzt. Aus Europa kommen mit den ZEW-Konjunkturerwartungen neue Einschätzungen zur Konjunkturlage. Zuletzt zeigte sich etwas mehr Zuversicht, nun steht ein Belastungstest an. Zudem werden Daten zur Industrieproduktion im Februar erwartet – sie dürften zeigen, wie tief die Schwäche in der Eurozone derzeit reicht. In Großbritannien steht der Arbeitsmarkt im Fokus – vor allem, weil die Löhne bei den geldpolitischen Überlegungen der BoE weiterhin stark ins Gewicht fallen dürften.
Renten- und Aktienmärkte
Amerikanische Staatsanleihen konnten sich am Montag von der Achterbahnfahrt der vergangenen Woche ein wenig erholen. Die Rendite 10-jähriger US-Treasuries fiel auf 4,38% (minus 11Bp). Auf der anderen Seite des Atlantiks profitierten in Europa ital. BTPs von der Ratingheraufstufung durch Standard & Poors (S&P) von Ende letzter Woche (1 Notch Anstieg auf BBB+). Entsprechend outperformte der Renditerückgang von 10-jährigen ital. Staatsanleihen deutlich ggü. ihren europ. Pendants.
Der DAX hat sich schon wieder 2.500 Punkte von seinem 1-Wochentief (18.489,91) erholt. Auch an der Wall Street: Positive Vorzeichen. Die Zollausnahmen für Elektronikprodukte beruhigen.
DAX +2,85%; MDAX +3,31%; TecDAX +2,76%; Dow Jones +0,78%; S&P 500 +0,79%; Nasdaq Comp. +0,64%.
Unternehmen
Der Rüstungskonzern Hensoldt (Anbieter von militärischen Radar- und Aufklärungssystemen) hat über einen Konsortialkreditvertrag i. H. v. EUR 1,8 Mrd. seine Finanzierung neu aufgestellt. Die bisherige Leveraged-Buyout-Finanzierung wird mit einer unbesicherten Finanzierungsstruktur ersetzt und dem Konzern dadurch zusätzlicher Handlungsspielraum eröffnet. Hensoldt profitiert derzeit massiv vom Rüstungsboom. Der Umsatz soll bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppelt werden (auf dann EUR 5,0 Mrd.).
Nach fünf Quartalen mit Umsatzverlusten in Folge kann der chinesische Batteriezellhersteller CATL wieder ein Umsatzplus verzeichnen. Der Gewinn zog um fast ein Drittel auf rd. EUR 1,7 Mrd. an (größtes Gewinnplus seit fast zwei Jahren). CATL arbeitet unter anderem mit BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen zusammen und strebt einen Börsengang in Hongkong an. Eine Erstnotiz ist für Q2/2025 wahrscheinlich. Mindestens USD 5,0 Mrd. sollen eingesammelt werden.
ROhstoffe
Das gelbe Edelmetall erreichte gestern mit rd. 3.246 USD schon wieder einen neuen Rekord. Zum Tagesausklang ging es ab leicht bergab (-0,83%). Trotzdem hat sich bisher innerhalb von 12 Monaten ein Wertzuwachs i. H. v. 37,06% akkumuliert. Kann das so weiter gehen? Glaubt man der Investment Bank Goldman Sachs, dann ja. Goldman erwartet, dass das Edelmetall bis zum Jahresende sogar auf bis zu USD 3.700 je Unze anziehen könnte. Für Mitte 2026 antizipiert die US-Investment Bank sogar einen Wert von USD 4.000 je Unze. Was sind die Treiber? Als Grund führt Goldman einen Anfrageanstieg der weltweiten Notenbanken auf 80 Tonnen pro Monat an (bisher war man von 70 Tonnen pro Monat ausgegangen).
Die zarten Anzeichen von Entspannungssignalen im Zoll-Krieg führen beim schwarzen Gold zum Wochenstart zu einer Aufwärtsbewegung.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!