Börse am Morgen: Metro, Salzgitter, Südzucker, US-Dollar - Nord LB

Welche Auswirkungen (neben den weltweit bereits täglich zu beobachteten Finanzmarktturbulenzen) hat der Zollstreit auf Deutschland? Gemäß einer Studie des IAB-Forschungsinstituts der Bundesagentur für Arbeit, dem Bundesinstitut für Berufsbildung und Wirtschaftliche Strukturforschung könnte der Konflikt Deutschland ca. 90.000 Jobs kosten und drücke die Wirtschaftsleistung („in Deutschland würde ein Jahr nach Inkrafttreten der Zölle das Bruttoinlandsprodukt um 1,2% niedriger liegen“).
In diesem Umfeld kommen aber „noch“ positive Daten aus dem Reich der Mitte. Das chinesische Exportwachstum hat im März laut offiziellen Daten die Analystenerwartungen signifikant übertroffen. Exporte legten im Jahresvergleich zweistellig (12,4%) zu. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten lediglich mit einem Wachstum von 4,4% gerechnet (zum Vergleich: Im Zeitraum von Januar-Februar stiegen die Ausfuhren um 2,3% an). Als Ursache für den Anstieg wird Frontloading argumentiert. Chinesische Unternehmen haben vor dem Inkrafttreten der US-Zölle offensichtlich so viele Warten wie möglich ausgeliefert. Bei den Importen nach China zeigt sich indes mit einem Rückgang von 4,3% ein anderes Bild. Hier hatten die befragten Experten „nur“ einen Rückgang von 2,0% erwartet. Kritische Stimmen kommen in dieser Gemengelage von der Welthandelsorganisation (WTO). Die WTO warnt, dass der hochbrisante Handelsstreit zwischen China und den USA den Warenverkehr zwischen den beiden Volkswirtschaften um bis zu 80 Prozent einschränken und das globale Wachstum stark beeinträchtigen könne.
Wochenausblick
In dieser Woche werden erste Stimmungsindikatoren eine Einschätzung dazu liefern, wie die neuen Zölle die Geschäfte der US-Industrie beeinflussen, darunter auch eine Befragung der Philadelphia Fed. Mit den Einzelhandelsumsätzen folgt ein ebenfalls sehr wichtiger Konjunkturindikator – vorige Veröffentlichungen legten bereits nahe, dass der Konsument im ersten Quartal nicht mehr als starker Stützpfeiler des Wirtschaftswachstums fungiert hat und diese folgerichtig an Dynamik verlieren dürften. In Europa rückt der ZEW-Index in den Fokus, welcher zusammen mit den Verbraucherpreisdaten wichtige Signale für die am Donnerstag stattfindende EZB-Sitzung liefern wird.
Renten- und Aktienmärkte
Renditen 10-jähriger dt. Bunds stabilisierten sich zum Ende der vergangenen Woche (2,54%: -4bp), während die Renditen der als „bisher“ nie in Frage gestellten „unantastbaren“ Safe Haven Treasuries aufgrund der Besorgnis über Trumps Handelszölle erneut zulegten. Der DAX schließt zum Ende einer „historischen“ Woche etwas schwächer. Die Wall Street atmet durch.
DAX -0,92%; MDAX +0,27%; TecDAX -0,43%; Dow Jones +1,56%; S&P 500 +1,81%; Nasdaq Comp. +2,06%.
Unternehmen
Der zweitgrößte dt. Stahlkonzern Salzgitter lehnt eine Übernahme von seinem Großaktionär Günter Papenburg ab. Verhandlungen mit dem Konsortium des Bauunternehmers und der TSR Recycling (Remondis) wurden beendet. Indes beschlos der Salzgitter Vorstand ein neues Sparprogramm. Bis zum Jahr 2028 sollen die Kosten jetzt um EUR 500 Mio. gesenkt werden (zuvor waren EUR 250 Mio bis 2026 geplant).
Die Mannheimer Südzucker AG (größter europ. Zuckerkonzern) erwartet im ersten Quartal (Zeitraum März bis Mai GJ 25/26) einen Gewinneinbruch. Zwar hält Südzucker für das Gesamtjahr weiter an seiner Prognose fest, jedoch ist für die zuvor genannten Monate ein deutlicher Rückgang des EBITDAs sowie des operativen Ergebnisses wahrscheinlich (vor Jahresfrist lag das EBITDA von Südzucker bei EUR 230 Mio., der operative Gewinn notierte bei EUR 155 Mio.). Als eine der Hauptursachen für den Einbruch wird die Auswirkung des Ukraine-Kriegs (zollfreie Agrarimporte aus der Ukraine in die USA) genannt.
Nach rd. 29 Jahren werden die Aktien der Metro AG ab kommenden Donnerstag nicht mehr an einer reguliertren Börse handelbar sein (sogenanntes Delisting). Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat sich bisher 54% der Metro-Anteile gesichert. 29,99% der Anteile halten weiter die Metro-Großaktionäre und - Gründungsgesellschafter Meridian und Beisheim, welche ihre Aktien nicht veräußern wollen.
Devisen und Rohstoffe
Raus aus dem USD (ggü. EUR)! Von 1,088 auf 1,1360 in 7 Tagen!
Die Ölpreise gingen zum Wochenschluss kaum verändert aus dem Handel. Die eskalierende Zollspirale zwischen den USA und China belasteten die Notierungen kaum. Trotzdem schwelt die Angst einer sich abschwächenden Weltwirtschaft weiter.
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