Börse am Morgen: Continental, Daimler Truck, Infineon, Porsche - Nord LB

Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist einer Studie zufolge in Q1 auf den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2009 gestiegen. Von Januar bis März waren 4.237 Personen- und Kapitalgesellschaften von einer Insolvenz betroffen, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mitteilte. Damit seien die Werte des Q4 2024, in dem die höchsten Insolvenzzahlen seit dem Ende der großen Wirtschafts- und Finanzkrise Mitte 2009 gemessen wurden, nochmals um 1% übertroffen worden. Die Zahl der betroffenen Jobs in den größten 10% der insolventen Unternehmen stieg den Angaben nach um etwa ein Sechstel auf knapp 49.000. Mit Abstand am meisten Jobs waren in der Industrie betroffen.
Tagesausblick
Nachdem heute zunächst Tom Barkin für die Fed in Washington auftritt, steht vor allem das FOMC Sitzungsprotokoll im Fokus des Abends, das entscheidende Rückschlüsse darauf liefern dürfte, welche Faktoren bei zukünftigen Zinsentscheidungen für die Vereinigten Staaten entscheidend sein werden. Natürlich gilt es auch wieder diverse News von der Trumpschen Zollfront zu verarbeiten. Doch während die Finanzwelt immer noch über die präsentierte Formel zur Berechnung der Zölle die Augenbrauen nach oben zieht, gibt es heute auch verständliche Daten: VW legt die Absatzzahlen für das erste Quartal vor.
Aktienmärkte
Nach drei tiefroten Handelstagen drehten die Vorzeichen in Frankfurt gestern erstmalig zum Handelsende wieder in den positiven Bereich. Zoll-Störfeuer blieben vorerst aus, erste Schnäppchenjäger waren wieder unterwegs. Einzelne Unternehmensmeldungen spielten angesichts der vorwiegend makro-ökonomisch getriebenen Märkte jedoch nur eine geringe Rolle. Positiv kam an, dass sich Continental (+4,6%) von seiner Kunststofftechniksparte Contitech trennen will. DAX -4,13%; MDAX -3,02%; TecDAX -3,18%.
An der Wall Street bestimmt weiter die Verunsicherung das Geschehen. Der Handel gestaltete sich aufgrund der US-Zollpolitik volatil. Zunächst hatten die drei Börsenbarometer um 3,8 - 4,6% zugelegt, nachdem sie in den vergangenen drei Handelstagen um jeweils mehr als 10% abgerutscht waren. Im Handelsverlauf schwanden jedoch die Hoffnungen der Marktteilnehmer auf eine Verschiebung oder Zugeständnisse der USA. Das drückte die Indizes erneut ins Minus. Dow Jones -0,91%; S&P 500 -0,23%; Nasdaq Comp. +0,1%.
Unternehmen
Es gab einen Paukenschlag in der Molkereibranche: Die Genossenschaften Deutsches Milchkontor (DMK) und Arla Foods kündigen eine Fusionsabsicht an. Die beiden Unternehmen wollen damit die leistungsstärkste Molkereigenossenschaft Europas schaffen.
Der Autozulieferer Continental treibt die Abspaltung seiner Kunststoff- und Kautschuksparte ContiTech voran. Wie das Unternehmen mitteilte, ist ein Verkauf derzeit die wahrscheinlichste Option. Die Verselbstständigung soll nach dem geplanten Spinoff der Autosparte und dem Verkauf des Geschäftsbereichs Original Equipment Solutions (OESL) erfolgen. Vorbehaltlich der erforderlichen Gremienbeschlüsse könnte ContiTech im Laufe des Jahres 2026 eigenständig werden.
Der Absatz des Lkw-Bauers Daimler Truck ist in Q1 gesunken. Der Weltmarktführer für Schwerlaster verkaufte von Januar bis März mit knapp 100.000 Fahrzeugen rund 8% weniger als im Vorjahreszeitraum. In Nordamerika schrumpften die Verkäufe um 16%, die Europa-Marke Mercedes-Benz Trucks erlitt einen Einbruch um 18%. Trucks Asia konnte das Minus mit 16% Wachstum zum Teil ausgleichen, auch die Bussparte legte zu. Der Konzernabsatz entspreche den Erwartungen, erklärte der DAX-Konzern.
Mit einem milliardenschweren Zukauf in den USA will Infineon seine Automobilzuliefersparte stärken. Der Chipkonzern übernimmt das Geschäft mit Netzwerk-Komponenten für Fahrzeuge des US-Konkurrenten Marvell für 2,5 Mrd. USD.
Der Absatz des Autobauers Porsche ist in Q1 weltweit gesunken - einem Einbruch in China stand dabei kräftiges Wachstum in Nordamerika gegenüber. Weltweit schrumpften die Auslieferungen von Januar bis März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8% auf 71.470 Fahrzeuge. In China gab es sogar einen Rückgang von rund 42% auf knapp 9.500 Autos.
Devisen und Rohstoffe
In den vergangenen beiden Handelstagen hatte der EUR einen Teil seiner deutlichen Gewinne wieder abgegeben, die er im Zuge der aggressiven Zollpolitik der USA erreicht hatte.
Die Ölpreise sind weiter unter Druck. Brent verliert auf 63,61 USD.
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