Börse am Morgen: Qiagen, Ölpreis, US-Zollkrieg, Sentix - Nord LB

Die deutschen Exporte sind vor den von US-Präsident Trump verkündeten Zöllen auch wegen der steigenden Nachfrage aus den USA gewachsen. Im Februar stiegen die Ausfuhren um 1,8% im Vergleich zum Vormonat auf 131,6 Mrd. EUR. Volkswirte hatten nur mit einem Zuwachs von 1,5% gerechnet, nach einer Stagnation im Januar. Das US-Geschäft legte im Februar besonders deutlich zu: Die Ausfuhren in die USA, Deutschlands wichtigster Handelspartner, kletterten um 8,5% auf 14,2 Mrd. EUR.
Die deutsche Wirtschaft hat ihre Produktion im Februar nach einem vielversprechenden Jahresauftakt wieder gedrosselt. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,3% weniger her als im Vormonat. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 0,8% gerechnet, nachdem der Ausstoß im Januar noch um 2,0% gewachsen war. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat war die Fertigung um 4,0% niedriger.
Sentix (mtl. Umfrage unter rd. 1127 Investoren): Die Konjunkturerwartungen der Börsianer weltweit sind nach den Zollankündigungen von US-Präsident Trump eingebrochen. Der Sentix Gesamtindex für die Euro-Zone fällt im April um fast 17 Punkte auf - 19,5 Zähler und damit auf den tiefsten Wert seit Oktober 2023. Der Index für die USA sinkt sogar auf das niedrigste Niveau seit Juni 2020 und das Teilbarometer für die Konjunkturerwartungen auf den tiefsten Stand seit der Lehman-Pleite im Oktober 2008.
Die Ökonomen von US-Banken rechnen angesichts der Zollpolitik von Präsident Trump mit einem steigenden Risiko für eine Rezession in den Vereinigten Staaten. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei von 35 auf 45% gestiegen, teilte die Investmentbank Goldman Sachs mit. Experten von JP Morgan beziffern das Rezessionsrisiko inzwischen sogar auf 60% (zuvor 40%).
Tagesausblick
Verschnaufspause gewünscht? Datenseitig dürfte dies möglich sein. Es stehen heute keine gravierenden News an. Verlassen sollten sich Anleger darauf aber nicht.
Aktienmärkte
Trumps Handelskrieg sorgt weiter für Panik an den Märkten. Die jüngsten Eskalationen rund um die US-Zölle auf Importe aus der ganzen Welt haben die globalen Börsen und wirtschaftlichen Spielregeln ins Wanken gebracht. Am deutschen Aktienmarkt wurde vereinzelt vom „Schwarzen Montag“ gesprochen. Die Börsenbarometer steuerten auf die größten Tagesverluste seit der Corona-Pandemie zu, nachdem es bereits am Freitag zu hohen Abgaben kam. Mit einem Minus von 4,13% konnte der DAX seinen zum Auftakt verbuchten Verlust von über 10% aber zumindest deutlich eindämmen. Unter Druck bei den Einzelwerten gerieten v a. die Aktien, die in den vergangenen Monaten besonders stark zugelegt hatten, wie etwa die Rüstungswerte. Die Devise: Gewinnmitnahmen bei so hoher Nervosität und Unsicherheit. DAX -4,13%; MDAX -3,02%; TecDAX -3,18%.
An der Wall Street ging es ebenfalls weitgehend bergab, da Anleger eine Abschwächung der Konjunktur und eine steigende Inflation fürchten. Dow -0,91%; S&P 500 -0,23%; Nasdaq C. +0,1%.
Unternehmen
Der Diagnostik-Konzern Qiagen ist besser in das laufende Jahr gestartet als gedacht und hebt seine Gewinn-Prognose für das Gesamtjahr an. Nach vorläufigen Zahlen sei der Nettoumsatz im ersten Quartal um etwa 5% auf rund 483 Mio. USD gestiegen. Zu konstanten Wechselkursen (CER) habe der Zuwachs 7% betragen, die bisherigen Erwartungen hätten bei 3% gelegen.
Der weltgrößte Autozulieferer Bosch treibt die Erforschung und Entwicklung von Quantensensorik voran. Mit dem weltweit führenden Spezialisten für synthetische Diamanten Element Six werde das Joint-Venture Bosch Quantum Sensing gegründet. Der künstliche Edelstein ist eine Schlüsselkomponente von Quantensensoren, die Bosch schon seit mehr als 10 Jahren erforscht. Anwendungsfelder der Zukunftstechnologie sind etwa Medizin und Mobilität. Das gl. Marktpotenzial schätzt der Stiftungskonzern in 10 Jahren auf einen mittleren einstelligen Milliardenbetrag pro Jahr.
Rohstoffe
Die Furcht vor einer weltweiten Rezession drückte den Ölpreis auf den tiefsten Stand seit April 2021. Marktteilnehmer sind sich einig: Solange die Panik am Markt nicht nachlasse, werde der Ölpreis keinen Boden finden. Damit sei nicht zu rechnen, bevor US-Präsident Trump die Sorgen vor einem weltweiten Handelskrieg und einer Rezession nicht beseitigen könne. Gewinnmitnahmen drückten den Goldpreis auf 2983 USD je Feinunze. Anleger versuchten nach der Gold-Rally der vergangenen Wochen durch Verkäufe nun ihre Verluste in anderen Vermögenswerten zu decken.
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