Börse am Morgen: Continental, DAX, US-Zollkrieg, Baubranche, Ölpreis - Nord LB

Der zu Jahresbeginn erlittene Auftragseinbruch der dt. Industrie setzt sich fort. Laut Stat. Bundesamt stagnieren die Bestellungen im Februar stoisch auf dem Niveau des Vormonats. Branchenübergreifend zeigt sich dabei ein divergierendes Bild. Produzenten von Metallerzeugnissen sind mit einem Einbruch von - 7,4% konfrontiert, die Pharmaindustrie sowie Hersteller von elektr. Ausrüstungen melden einen Rückgang von -5,9% resp. -5,3%. Auftragszuwächse gibt es hingegen bei den Maschinenbauern (+3,4%), des Sonst. Fahrzeugbaus (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge: +3,8%) sowie der Autoindustrie (+0,6%). Das Bundeswirtschaftsministerium fasste die Situation wie folgt zusammen: „Trotz eines Rückgangs der Unsicherheit über wichtige wirtschafts- und finanzpolit. Rahmenbedingungen im Inland stehen einer nachhaltigen Stimmungsaufhellung Risiken durch die jüngsten Entscheidungen in der US-Handelspolitik entgegen“.
Auch in der Baubranche ist eine Trendwende noch nicht in Sicht. Eine Ifo-Umfrage von Freitag letzter Woche zeigt, dass sich der Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau im Monat März nur geringfügig verringert hat (für 54% der Unternehmen bleibt der Mangel ein Problem; im Monat Februar lag dieser Wert bei 55%). Tim-Oliver Müller (Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie): „Die leicht positive Entwicklung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns weiterhin auf dem niedrigsten Niveau der letzten zehn Jahre befinden.“
In diesem Umfeld verwundert es nicht, dass die Arbeitslosigkeit in 2025 voraussichtlich in fast allen Bundesländern zunehmen wird. Eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt einen bundesweit übergreifenden Zuwachs der Arbeitslosenquote. Im Osten der Republik dabei stärker als im Westen. Für die Zukunft sieht das IAB die altbekannten Unsicherheitsfaktoren als Chance als auch als Risiko. Rüdiger Wapler (IAB-Forscher):„Eine schnelle Entfaltung des Finanzpaketes und eine Beilegung der Handelskonflikte würden die Entwicklung der regionalen Arbeitsmärkte begünstigen.“
Wochenausblick
Zum Anfang der Woche ist für Deutschland vor allem die Veröffentlichung der Außenhandelszahlen für Februar hervorzuheben, welche insbesondere in Bezug auf die aktuelle Zollthematik von hoher Bedeutung sind. In der Eurozone wird der April-Datenkranz zum sentix wohl kaum das hist. Momentum aus dem Vormonat fortsetzen. Die befragten Finanzmarktexperten werden viel Vorsicht bei der Abwägung von Auswirkungen des Handelskriegs mit den USA samt Gegenreaktionen der Handelspartner und den fiskalischen Konjunkturimpulsen aus der EU bzw. einzelnen Mitgliedsländern walten lassen wollen. In der datenseitig eher ruhigen Wochenmitte stehen insgesamt drei EZB-Reden auf dem Plan. Gegen Ende der Woche dürfte dann die Veröffentlichung div. Wirtschaftsindikatoren für Deutschland und die USA das Interesse wecken.
Renten- und Aktienmärkte
Strafzölle, Gegenzölle, Angst vor einer weltweiten Rezession und einer sich weiter verschärfenden Zolleskalationsspirale ließen die weltweiten Aktienmärkte am Freitag einbrechen (China antwortet auf Trump mit Gegenzöllen i. H. v. 34% und schaltet die Welthandelsorganisation ein). Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt treten laut dem dt. Außenhandelsverband BGA eine wahrhaftige Zoll-Lawine los (die USA & China sind die wichtigsten Handelspartner Deutschlands). Als Exportnation trifft dies Deutschland im besonderen Maße. In der Konsequenz flüchten Anleger massiv in Safe Haven Assets. Der dt. Leitindex verlor zum Wochenschluss im Tagesverlauf bis zu 5%. Staatsanleihen waren gesucht. Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen fallen auf 2,56% (minus 9 Basispunkte).
DAX -4,95%; MDAX -5,46%; TecDAX -4,51%; Dow -5,50%; S&P 500 -5,97%; Nasdaq Comp. -5,82%.
Unternehmen
Continental stellt sein Geschäft mit Landwirtschaftsreifen zum Ende des Jahres 2025 ein. Angabegemäß habe sich dieses Marktsegment in den vergangenen Jahren fundamental gewandelt und der Markt sei für die Hannoveraner signifikant geschrumpft. Von der Maßnahme sind hauptsächlich Mitarbeiter im Werk Lousado (Portugal) betroffen.
Rohstoffe
Zum Wochenschluss ging es mit den Preisen für Rohöl weiter bergab. Ängste über eine weltweite Rezession belasteten das Marktgeschehen. Innerhalb einer Woche haben sich die Nordseesorte Brent sowie das US-Öl WTI damit um 7,5% resp. 10,6% verbilligt.
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