Börse am Morgen: DWS, Ölpreis, US-Zölle, Konjunkturdaten - Nord LB

Die deutschen Maschinenbauer haben im Februar einen unerwartet hohen Zuwachs bei den Bestellungen verbucht. Die Aufträge seien im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8% gestiegen, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit. Die Orders aus dem Inland hätten mit einem Plus von 11% überraschend noch stärker zugelegt als die Bestellungen aus dem Ausland mit 7%. Ein Teil dieses Zuwachses beruhe auf dem Großanlagengeschäft. Auch Komponenten seien für die lfd. Produktion gefragt. Die Lagerbestände seien weitgehend abgebaut, die Firmen müssten nachbestellen. Investitionen in neue Maschinen oder Maschinenparks seien dagegen immer noch viel zu selten. Das Umfeld bleibt leider unverändert schwierig.
Die deutsche Industrie hat in 2024 viele Stellen abgebaut - und das in fast allen großen Branchen. Ende 2024 waren rund 5,5 Mio. Personen in den Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes mit mindestens 50 Beschäftigten tätig, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 68.000 oder 1,2% weniger als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum Jahresende 2018 - als mit 5,7 Mio. Mitarbeitern der Höchststand erreicht wurde - sind es nun 172.000 oder 3,0% weniger. Das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht in der Entwicklung ein klares Zeichen einer Deindustrialisierung. Besonders stark sank die Beschäftigung Ende 2024 im Vergleich mit dem Vorjahr bei den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen mit - 3,6% . In der Branche mit der höchsten Beschäftigtenzahl, dem Maschinenbau, entsprach der Rückgang mit - 1,2% dem Durchschnitt.
US-Präsident Donald Trump hat als Teil seiner mit Spannung erwarteten Zölle auf Importe eine Quote von 20% für die Europäische Union bekanntgegeben. Man habe die Summe der Aufschläge und anderer Maßnahmen anderer Staaten zusammengezählt, gibt Trump bekannt. Dann habe man für die neuen „reziproken“ Zölle diese Zahl halbiert.
Tagesausblick
Nach den umfassenden Zöllerhöhungen von US-Präsident Trump muss die EU beraten, wie sie darauf reagieren soll. Die Spitze der EU hat bereits erklärt, mit Gegenmaßnahmen reagieren zu wollen. Von heute an greifen außerdem neue US-Zölle auf Autos aus der EU von 25% Für die Eurozone dürfte darüber hinaus die Veröffentlichung des PPI relevant sein, der sich im Monatsvergleich jedoch nur in geringem Umfang gesteigert haben dürfte. Als wichtiger Frühindikator für die US-Konjunktur steht am Nachmittag der Services-PMI für März auf dem Plan, welcher für den Arbeitsmarktbericht am Freitag wichtige Implikationen bereit halten dürfte.
Aktienmärkte
Die kräftige Erholung vom Vortag verpuffte am deutschen Aktienmarkt. Auf dem Parkett übernahmen die Sorgen wegen drohender US-Zölle. Besonders Aktien aus der Gesundheitsbranche standen unter hohem Abgabedruck, da auch auf Arzneimittel und medizinische Geräte Einfuhrzölle erhoben werden könnten. DAX -0,66%; MDAX -0,71%; TecDAX -0,62%.
Unmittelbar vor der Einführung neuer US-Zölle hat die Wall Street im Plus geschlossen (Trump hat sein Zollpaket zum Schluss des regulären Handels bekanntgegeben). Dow Jones +0,56%; S&P 500 +0,67%; Nasdaq Comp. +0,87%.
An den asiatischen Börsen sind die Aktienkurse heute früh nach US-Präsident Trumps neuesten Zollankündigungen stark abgerutscht. Die Anleger flüchteten sich in Anleihen und Gold. Der Technologiesektor wurde mit neuen Zöllen von über 30% auf Produktionsstandorte in China und Taiwan überzogen, sodass sich die neuen Abgaben auf 54%(!) auf Importe aus China summieren.
Unternehmen
Deutschlands größter Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hat im vergangenen Jahr seine Investitionen in neue Medikamente erneut nach oben geschraubt. Das Familienunternehmen steckte 5,7 Mrd. EUR in Forschung und Entwicklung im Bereich Humanmedizin - nach 5,2 Mrd. EUR im Vorjahr. Boehringer Ingelheim setzte 2024 insgesamt 26,8 (Vorjahr: 25,6) Mrd. EUR um. In diesem Jahr wird ein leichter Anstieg erwartet. Angaben zum Gewinn macht das Familienunternehmen nicht.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat im Zusammenhang mit Greenwashing-Vorwürfen ein Bußgeld von 25 Mio. EUR gegen die Fondsgesellschaft DWS verhängt.
Rohstoffe
Das Ölkartell OPEC+ dürfte heute bei seinem Treffen Insidern zufolge eine weitere Steigerung der Ölproduktion ab Mai beschließen. Die Steigerung im Mai soll 135.000 Barrel pro Tag betragen, was den Ölpreis belasten dürfte.
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