Börse am Morgen: Allianz, Euro/Dollar, EZB, Konjunkturdaten - Nord LB

Die europ. Arbeitslosenquote (im Euroraum) ist im Februar leicht (von 6,2% auf 6,1%) gesunken. Damit waren laut Statistikamt Eurostat 10,58 Mio. Menschen ohne Job. Im Ländervergleich bildet Spanien mit einer Arbeitslosenquote von 10,4% das Schlusslicht, gefolgt von Finnland (8,8%) und Griechenland (8,6%). Malta (2,7%), Slowenien (3,2%) und Deutschland (3,5%), repräsentieren die Länder im Euroraum mit der niedrigsten Quote. EU-übergreifend ist Polen mit einer Arbeitslosenquote von 2,6% jedoch die Nummer eins. Der gegenwärtige Platz drei für Deutschland im europ. Arbeitslosenquotenvergleich ist trotz hartnäckiger Rezession insbesondere durch das Festhalten der dt. Betriebe an ihre Beschäftigten zu verdanken. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verzeichneten im Jahr 2024 zwar 29% der Unternehmen Personalabgänge, im Jahr 2022 lag der Wert mit 31% aber noch höher. Demnach halten Unternehmen trotz schrumpfender Konjunktur an ihren Beschäftigten fest.
Dies täuscht natürlich nicht darüber hinweg, dass sich die Anzahl der notleidenden Firmen in Europa leider wieder in Richtung des Niveaus der Corona-Pandemie bewegt. Eine Studie des Restrukturierungsberaters Alvarez & Marsal zeigt, dass sich im Jahr 2024 11,5% der europ. Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten befanden. Deutschland wies dabei den höchsten Anteil an notleidenden Unternehmen (16,6%) sowie den stärksten Anstieg im Vorjahresvergleich (Verdopplung) auf.
In diesem Umfeld kamen gestern hingegen erfreuliche Zahlen für die europ. Zentralbank (EZB). Das EU-Statistikamt Eurostat veröffentlichte eine erste Schätzung der Verbraucherpreise für den Monat März. Mit 2,2% Teuerung ist diese in der 20-Länder-Gemeinschaft weiter rückläufig. Die neuen europ. Inflationszahlen helfen der EZB und liefern weitere gute Argumente um ihren Zinssenkungskurs unbeirrt und stetig fortzusetzen. Auch die Kerninflation (hier werden schwankungsreiche Preise für Alkohol, Energie, Lebensmittel und Tabak ausgeklammert) schwächt sich weiter ab (von 2,6% im Februar auf 2,4% im März).
Der erneute Rückgang der Preisdynamik bei Dienstleistungen am aktuellen Rand sollte jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. Wegen der späten Lage der Osterfeiertage sind Verzerrungen, speziell bei den Preisen für Pauschalreisen, wahrscheinlich. Klarer sind die Inflationsdaten dann erst wieder im Mai zu interpretieren. Auch die Ankündigungen neuer Zölle von Trump sowie die noch ungewissen Wirkungen der fiskalpolitischen Veränderungen sollten die EZB veranlassen, sich etwas mehr Zeit zur Neubewertung zu nehmen. Ein Kompromiss im EZB-Rat wäre eine vorübergehende Zinspause im April, die aber explizit nicht als Ende der geldpolitischen Lockerung zu verstehen sei. Wir rechnen mit zwei weiteren Zinssenkungen der EZB bis zum Herbst.
Tagesausblick
An diesem datenseitig eher ruhigen Mittwoch lässt sich eine von insgesamt fünf EZB-Reden dieser Woche verfolgen. Nachdem heute Mittag zunächst EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel das Wort ergreift, werden im weiteren Tagesverlauf auf der anderen Seite des Atlantiks die aktuellen Daten zur ADP-Beschäftigungsänderung für die USA veröffentlicht. Aufgrund der derzeit eher kühlen Großwetterlage auf dem Arbeitsmarkt gehen wir davon aus, dass sich der Stellenaufbau zunächst verhalten präsentieren dürfte. Am späten Nachmittag sind außerdem die monatlichen Daten zu den Auftragseingängen der US-Industrie zu erwarten, welche aufgrund der Zollthematik aktuell verstärkt im Fokus stehen.
Renten- und Aktienmärkte
An den europ. Bond- und Aktienmärkten kam es am Dienstag zu einer Gegenbewegung. Zu Beginn eines neuen Quartals werden die Karten bekanntlich neu gemischt. Investoren griffen simultan bei Aktien als auch bei Rentenpapieren zu. Renditen europ. Staatsanleihen (10 Jahre Laufzeit) sanken um bis zu 8 Basispunkte (ital. BTPs). Die rückläufigen Inflationsdaten unterstützten.
Börsen rechts- und linkseitig des Atlantiks erholten sich. MDAX +1,09%; S6P 500 +0,38%.
Unternehmen
Nachhaltigkeit anders gedacht. Als einer der ersten europ. Fondsmanager erlaubt Allianz Global Investors in seinen Nachhaltigkeits-Fonds nun auch Rüstungswerte.
Devisen
Die europ. Gemeinschaftswährung hat sich in Q1/2025 respektabel ggü. dem Greenback geschlagen. Zu Anfang des Jahres notierte der Wechselkurs noch bei 1,0356. Gestern konnte man für einen Euro 1,0827 Dollar erwerben (Ytd-Performance: 4,3%).
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Allianz.