Börse am Morgen: Gold, RWE, EZB, Inflationszahlen - Nord LB

Laut Dt. Bundesbank hat sich die Schuldenquote der Bundesrepublik im Jahr 2024 um 0,4 Prozentpunkte auf 62,5% verringert und nähert sich damit weiter der 60%-Marke der EU-Maastricht-Kriterien. Letztmalig erfüllte Deutschland im Jahr 2019 die Anforderungen des Maastricht-Vertrages (damals mit einem Verschuldungsgrad von 58,7% der Wirtschaftsleistung). Dennoch geht es bei den Staatsschulden kontinuierlich bergauf. Im Jahr 2024 haben sich die Schulden des Bundes um EUR 36 Mrd. erhöht, bei den Bundesländern und Gemeinden nahmen die Schulden um EUR 15 Mrd. resp. EUR 14 Mrd. zu. Die Bundesbank beziffert die Staatsschulden Deutschlands nunmehr mit insg. EUR 2,69 Bio.
Die 2 vor dem Komma in den Billionen der Staatsschulden wird zukünftig sowieso Geschichte sein. Das geplante EUR 500 Mrd. Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen erweckt in der dt. Industrie jedenfalls Hoffnung. Auf der am Sonntag gestarteten Hannover Messe äußerten sich der Maschinenbauverband VDMA und die Vertretung der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI trotzdem pessimistisch hinsichtlich der zukünftigen deutschen Industrieproduktion. Sowohl VDMA als auch ZVEI erwarten für 2025 ein Minus von 2 Prozent. Zwar rechnet der Branchenverband BDI nur noch „lediglich“ mit einem Minus von 0,5%, „im europ. Vergleich verliere die dt. Industrie aber an Boden“. Seit 2019 schlägt ein Produktionsrückgang von fast 11% zu Buche. Noch im Jahr 2018 hatte die Industrieproduktion ein Allzeithoch erreicht. Der BDI sieht für die gesamte dt. Wirtschaft das dritte Rezessionsjahr in Folge (dies gab es bislang noch nie).
Während die Wirtschaft weiter schrumpft, geht es mit der Teuerung aber immer noch nicht nachhaltig bergab. Die Inflation verharrt in Deutschland weiter oberhalb der 2%-Marke. Wie das Statische Bundesamt in einer ersten Schätzung gestern mitteilte, entwickelt sich die Teuerungsrate in einer Seitwärtsbewegung leicht rückläufig (2,2%). Eine Prognose des Münchner Ifo-Instituts erwartet für die kommenden Monate auch kaum signifikante Änderungen. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser: „Die Inflationsrate dürfte daher auch in den kommenden Monaten weitgehend unverändert bei etwas mehr als zwei Prozent liegen“.
Tagesausblick
Besonders zwei Datenpunkte auf dem Konjunkturkalender binden heute viel Aufmerksamkeit. Bei der vorläufigen Schätzung zu den März-Inflationszahlen aus der Eurozone dürfte der niedrigere Preisdruck bei Energie und eine weitere Verlangsamung der Inflationsdynamik bei den Dienstleistungspreisen im Fokus bleiben. Als Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität im verarbeitenden Gewerbe in den USA wird zudem auf die März-Ergebnisse aus den Einkaufsmanagerumfragen des ISM geblickt. Der Subindex Manufacturing hat bereits seit Januar mit Eintrübungstendenzen zu kämpfen.
Renten- und Aktienmärkte
Nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte, dass mehrere Vertreter der EZB zögern, die Zinsen im nächsten Monat weiter zu senken gaben Dt. Bundesanleihen im gestrigen Tagesverlauf ihre früheren Gewinne wieder ab.
An den weltweiten Aktienmärkten hat sich die Risk-Off-Stimmung manifestiert. Die Zollpläne Donald Trumps treiben den Anlegern die Sorgenfalten ins Gesicht. In den USA gehörten zunächst Tech-Werte zu den größten Verlieren. Auch US Pharmakonzerne wurden abgestoßen. Zum Handelsschluss drehte die Wall Street aber, Dow Jones und S&P 500 schafften ein Plus. Dow +1,01%; S&P 500 +0,55%; Nasdaq Comp. -0,14%.
Unternehmens
Der weltgrößte Pensionsfonds (norwegischer Staatsfonds) beteiligt sich bei zwei Offshore-Windparks von RWE. Der Energiekonzern aus Essen baut derzeit Offshore-Anlagen in Dänemark sowie Deutschland. Über eine Investition i. H. v. EUR 1,4 Mrd. erwirbt der Staatsfonds jetzt eine 49%-tige Beteiligung. Für die Norweger ist es das erste derartige Geschäft mit RWE. Der Fonds geht davon aus, dass sich das Gesamtengagement für den Erwerb und die Finanzierung seines Anteils am Bau der beiden Windparks auf ca. EUR 4,0 Mrd. belaufen wird.
Rohstoffe
Das gelbe Edelmetall sprintet von Rekord zu Rekord. Zu Beginn der Woche wurde die USD 3.100-Marke übersprungen und sofort das Allzeithoch vom letzten Freitag egalisiert (Tageshoch gestern: USD 3.128,06). Mit einem beachtlichen Wertzuwachs von rd. 19% und mindestens 15 neuen Rekordständen spricht die Jahresperformance für sich. Anleger segeln in einer derzeitigen „Risk-Off-Welt“ und bevorstehenden reziproken Zöllen in den sicheren goldenen Hafen.
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