Börse am Morgen: Infineon, Santander, Qualcomm, US-Zölle - Nord LB

Gemäß den Prognosen des Münchner Ifo-Instituts würde die Volksrepublik China einen Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten besser verkraften als Kanada und Mexiko. Eine mögliche Spirale von Zöllen und Gegenzöllen würde laut den Ifo-Forschern den chinesischen Export „lediglich“ mit einem Rückgang i. H. v. 3,8% belasten. Gestern hatte China nur wenige Minuten nach den von Präsident Trump innitierten Zöllen auf chin. Importe Gegenmaßnahmen erlassen (gültig ab 10.02.2025). Ins Visier der Chinesen fallen dabei US-amerik. Energie-Exporte (15% Zoll auf Kohle und Flüssiggas, 10% auf Rohöl). Mit Blick auf die Industriewertschöpfung müßte Kanada laut Ifo mittelfristig einen Rückgang von 14%, Mexiko von 13% und China lediglich von 1% verkraften.
Nachdem sich Mexiko und auch Kanada den US-Zöllen zumindest für einen Monat entziehen konnten, gibt es begründete Hoffnungen auf „Deals“ mit Washington. Diese Nachrichtenlage überrascht aber wohl auch nicht wirklich. Die sehr offensiven Zollankündigungen durch Donald Trump sind inzwischen auch zu einer Verhandlungstaktik im Rahmen der neuen Außenpolitik der USA geworden. Es geht also auch – aber eben nicht nur – um die Wirtschaft, was Ökonomen eindeutig die Analyse erschwert. Spannend wird nun vor allem sein, wie es mit Blick auf China weitergeht. Hier könnte es durchaus etwas komplizierter werden.
Im Jahr 2024 wurden laut dem Bundesverband Windenergie (BWE) insgesamt 73 (743MW) neue Windräder (Offshore) gebaut. In der Nordsee sind ca. 7,4GW installiert, in der Ostsee 1,8GW. In Summe produzieren über 1.600 Anlagen damit 9,2GW Energie. Die dt. Offshore-Windenergie deckt derzeit rd. 5% des dt. Verbrauchs. Bis zum Jahr 2035 hat der Gesetzgeber ein 40GW-Ziel ausgesprochen. Dies könnte dem BWE zufolge schon ein Jahr früher (2034) erreicht werden.
Tagesausblick
Der heutige ADP-Beschäftigungsbericht bildet den ersten gewichtigen Datenpunkt zum US-Arbeitsmarkt in dieser Woche, bevor am Freitag die in diesem Kontext wohl wichtigste Zeitreihe zu den neugeschaffenen Stellen (ex Agrar) folgt. Außerdem zieht der ISM PMI für den Dienstleistungssektor nach, sein Industrie-Pendant am Montag hatte bereits etwas Wachstum angezeigt. In der Eurozone stehen aktuelle Signale von den vorgelagerten Preisstufen (Erzeugerpreise) im Fokus. Zudem treten Fed-Mitglied Goolsbee in Detroit und EZB-Chefökonom Lane auf. Unternehmensseitig werden mit Santander, Equinor & Qualcomm eine Bandbreite an Quartals- und Jahreszahlen veröffentlicht.
Aktienmärkte
Die chin. Gegenzölle (die Volksrepublik kündigte unter anderem Zölle in Höhe von 10% auf die Einfuhr von US-Landwirtschaftsmaschinen an) belasteten schon vorbörslich die Papiere von amerik. Agrartechnikkonzernen. Am Ende wird aber alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wird. Im Handelsverlauf kam es zu keinem Abverkauf bei AGCO, Caterpillar & Deere. Der DAX schloss unterstützt durch die Entspannung bei den US-Zöllen freundlich.
DAX +0,36%; MDAX +0,12%; TecDAX +1,24%; Dow Jones +0,30%; S&P 500 +0,72%; Nasdaq Comp. +1,35%.
Unternehmen
Infineon blickt optimistisch in die Zukunft. Auf der gestrigen Pressekonferenz sprach Jochen Hanebeck (Vorstandsvorsitzender) von einer schrittweisen Nachfrage-Erholung. Im Geschäft mit Leistungshalbleitern für KI-Rechenzentren wurden die Ziele angehoben. Im abgelaufenen Quartal ging der Umsatz aufgrund von schleppender Chip-Nachfrage aus der Autobranche und Industrie zwar zurück, in Summe fielen die Zahlen aber besser aus als marktseitig erwartet (Hauptreiber der guten Zahlen ist aber die günstige Wechselkursentwicklung des USD/EUR). Infinion-Aktien haussierten um bis zu 12,5%.
Rohstoffe
Rohkaffee ist weiter knapp. Der Kaffeehändler Tchibo plant daher, von Mitte Februar an die Preise je nach Sorte zwischen EUR 0,5 und EUR 1,0 pro Pfund zu erhöhen. Als Ursache wird unternehmensseitig eine wetterbedingte schwächere Ernte genannt. Bereits im April 2024 hatte Tchibo die Preise erhöht. Der Preisanstieg ist derweil nicht neu. An der Rohstoffbörse ICE (New York) war der Kurs für Arabica-Bohnen bereits im November letzten Jahres auf einen Jahrzehntehöchstwert gestiegen (im Jahr 2024 legten die Rohkaffeepreise beeindruckende 70% zu).
Die auf Eis gelegten Zölle gegen Kanada und Mexiko ließen die Ölpreise am Dienstag zunächst fallen. Zusätzlicher Druck kam von der Aussicht auf höhere OPEC+-Lieferungen ab April. Die Nachricht über schärfere Iran-Sanktionen führte dann aber zu einer Trendumkehr. Brent verteuerte sich um rd. 1% (USD 76,91).
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