Börse am Morgen: Alphabet, AMD, K+S, Pfizer, VW - Nord LB

Nach der am Montag veröffentlichten Schnellschätzung von Eurostat ist die Inflationsrate im Euroraum im Januar weiter auf 2,5% Y/Y geklettert. Die Kernrate (ohne Energie, Lebensmittel, Alkohol & Tabak) blieb hingegen stabil bei 2,7% Y/Y. Die EZB sieht sich beim Disinflationsprozess damit insgesamt auf einem guten Weg (weshalb an der vorsichtigen und graduellen Lockerungspolitik festgehalten werden dürfte). Mit einer gewissen Zeitverzögerung sprechen am aktuellen Rand viele Faktoren für eine nachlassende Lohndynamik, die sukzessive auch in einem geringeren Preisauftrieb im Bereich der Kernrate münden wird. Gleichwohl bestehen nicht unerhebliche Risiken für die Preisniveaustabilität fort. So nähert sich wohl unweigerlich die Einführung neuer Handelsrestriktionen durch Trump, wobei auch die Reaktion der EU-Kommission das Maß an Belastung für das Inflationsumfeld bestimmen wird. Ein aufflammender Handelskonflikt birgt dabei durchaus das Potenzial, die EZB vor ein Dilemma aus schwacher Konjunktur und wieder steigender Inflation zu stellen.
Tagesausblick
In einer sonst prall gefüllten Woche gestaltet sich der Dienstag aus der Daten-Perspektive eher ruhig. In den USA laufen am Nachmittag die schwankungsanfälligen monatlichen Daten zum Auftragseingang für die Industrie über die Ticker. Die unternehmensseitigen Veröffentlichungen gestalten sich indes etwas spannender: Alphabet, Infineon, AMD und Pfizer veröffentlichen Quartalszahlen.
Aktien- und Rentenmärkte
Am 01. Februar 2025 ist ein neuer Zollkrieg ausgebrochen. Damit fand die Rekordjagd beim DAX zu Beginn der Woche ein Ende. Auf dem Frankfurter Parkett kamen die US-Zölle nicht wirklich gut an. Börsianer hatten insgeheim gehofft (zurecht?), dass Hunde die bellen wohl doch nicht beißen. Pustekuchen. Wirklich? Zölle sind immer ein zweischneidiges Schwert. Im dt. Leitindex kamen gestern insbesondere die Autobauer unter die Räder. Viele der in den USA verkauften Fahrzeuge werden in Mexiko hergestellt. Die Papiere von Volkswagen (-4,10%) rutschten an das Ende im DAX. Entsprechend suchten Anleger sichere Häfen und schichteten in Bundesanleihen um. Renditen 10-jähriger Bunds fielen auf 2,39% (minus 7 Basispunkte). Auch anderere europ. Staatsanleihen waren gefragt. Kehrtwende dann am späten Nachmittag und Abend. Mit Mexiko und Kanada sind weitere Verhandlungen geplant. Die geplanten Zölle werden um einen Monat ausgesetzt.
Und an der Wall Street? Die vorprogrammierten Disruptionen in den Lieferketten und damit einhergehende, steigende Kosten für die Unternehmen belasteten. Nach den Neuigkeiten über einen Monatsaufschub mit Mexiko drehten die Börsen in Richtung positiver Vorzeichen. Entsprechend die Entwicklung am US-Rentenmarkt. Erst waren US-Treasuries gefragt. Am Ende notierten die 10-jährigen Bonds bei 4,55% (minus 1bp). Spannend wird jetzt mittelfristig sein, ob die durch die Zölle induzierten (bevorstehenden) Preisanstiege von Importwaren für US-Verbraucher einen Inflationsshift auslösen werden und wie gut die US-Wirtschaft konjunkturell dann damit umgehen kann (oder überhaupt muß).
DAX -1,40%; MDAX -1,28%; TecDAX -1,26%; Dow Jones -0,28%; S&P 500 -0,76%; Nasdaq Comp. -1,20%.
Unternehmen
K+S (Salz- und Düngemittelhersteller) antizipiert aufgrund der Zollerhöhungen zukünftig große Belastungen für die US-Landwirtschaft. Die Vereinigten Staaten sind einer der größten Kalidüngemittelverbraucher (Jahresverbrauch rd. 10 Mio. t) und verfügen über keine nennenswerte, eigene Produktion. Ein Großteil der Mengen wird importiert. Aus seinem kanadischen Werk Bethune liefert K+S jährlich rd. 300.000t Kalidünger in die USA. Es ist offensichtlich, dass sich Zölle in den Absatzpreisen wiederspiegeln werden.
Devisen und Rohstoffe
Die US-Schutzzölle führten zu einem Ausverkauf beim Loonie (CAD) und dem mexikanischen Peso (MXN). Ggü. dem Peso erzielte der Greenback (USD) gestern Intraday ein 3-Jahres-Hoch (21,2882), ggü. dem kanadischen Dollar sogar ein 22-JahresHoch (1,4793).
WTI war zu Beginn der Woche gefragt. Marktteilnehmer sorgen sich um bevorstehende Beeinträchtigungen bei US-Erdölimporten. Der Grund liegt auf der Hand. Kanada und Mexiko sind wichtige Erdöllieferanten der Vereinigten Staaten. Es bleibt abzuwarten, ob sich das angestrebte Trump-Ziel günstigerer Energiepreise durch die Zölle ggf. kontraproduktiv auswirkt (für Energieimporte aus Kanada fallen ab heute in den USA Zölle i. H. v. 10% an).
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