Weiter aufwärts - Börse München

Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche überwiegend erneut zugelegt. Der Wochenstart war holprig ausgefallen: Nach Berichten über ein neues Künstliche-Intelligenz-Modell des chinesischen Unternehmens DeepSeek, das kostengünstiger und mit weniger Rechenleistung betrieben sein soll als die bislang führenden KI-Modelle US-amerikanischer Unternehmen, brachen vor allem Technologietitel teils drastisch ein. Die hiesigen Märkte erholten sich allerdings rasch, der Deutsche Aktienindex (Dax) markierte neue Rekordstände. Die Ratssitzungen der US-Notenbank Fed sowie der Europäischen Zentralbank (EZB) endeten mit den erwarteten Ergebnissen. Während die Fed ihren Leitzins unverändert beließ, senkte die EZB den ihren um 0,25 Basispunkte.
Der Dax, der am vergangenen Freitag im Handelsverlauf erstmals die Marke von 21.800 Zählern erreicht hatte, stieg im Wochenvergleich um 1,6 Prozent auf 21.732,05 Punkte. Der MDax gewann 2,4 Prozent auf 26.730,94 Zähler. Der TecDax verbesserte sich um 2,2 Prozent auf 3.727,36 Punkte. Der m:access All-Share sank dagegen erneut, in der vergangenen Woche um 1,3 Prozent auf 1.366,82 Zähler.
An der Spitze der Wochengewinner im Dax standen die Titel der Deutschen Telekom mit einem Aufschlag von 10,2 Prozent. Hier trieben unter anderem gut aufgenommene Kundenzahlen der US-Tochter T-Mobile US. Der Kurs von Vonovia zog um 6,8 Prozent an, das Immobilienunternehmen profitierte von den sinkenden Zinsen. Die Titel von Siemens Energy, die in der Vorwoche auch aufgrund der Hoffnungen auf zusätzliche Aufträge aus dem Bereich KI erheblich zugelegt hatten, büßten in der vergangenen Woche trotz einer Erholung im Wochenverlauf 4,2 Prozent ein – die DeepSeek-Berichte hatten dem Energietechnikkonzern zu Wochenbeginn deutlich zugesetzt. Im MDax gehörten dank der Geldpolitik Immobilienwerte zu den größten Wochengewinnern. So stieg der Kurs von TAG Immobilien um 11,9 Prozent, der von LEG Immobilien um 8,2 Prozent und der von Aroundtown um 6,7 Prozent.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten sind in der vergangenen Woche unter Schwankungen merklich gestiegen. Angetrieben wurden die Notierungen der Bundespapiere unter anderem von der Zinssenkung der EZB, einigen schwächer als erwartet ausgefallenen Konjunkturdaten aus der Eurozone sowie Inflationszahlen aus Deutschland und Frankreich. Letztere waren zum Teil niedriger als prognostiziert, was im Zusammenspiel mit den Wirtschaftsdaten und den Ausführungen der EZB die Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen stützte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel im Wochenvergleich von 2,57 auf 2,46 Prozent. Die Umlaufrendite ging von 2,50 auf 2,39 Prozent zurück.
Die US-Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Woche uneinheitlich präsentiert. Die durch DeepSeek ausgelösten Sorgen belasteten naturgemäß besonders Technologiewerte. Zu Ende der Handelswoche trübte dann die Bestätigung der Einführung erster US-Importzölle für Waren aus China, Kanada und Mexiko die Stimmung auf breiter Front. Der Dow-Jones-Index rückte im Wochenvergleich dennoch um 0,3 Prozent vor auf 44.544,66 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 sank dagegen um 1,0 Prozent auf 6.040,53 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 verlor 1,4 Prozent auf 21.478,05 Punkte.
Ausblick
In der aktuellen Woche können sich etliche Analysten weitere Kurssteigerungen an den deutschen Aktienbörsen vorstellen. Zwar weisen auch sie darauf hin, dass gerade beim Blick auf mögliche Importzölle der USA derzeit viel Optimismus herrsche, dass solche für die EU durch Verhandlungen vermieden werden könnten, weswegen es hier perspektivisch zu negativen Überraschungen kommen könnte. Aktuell gebe es diesbezüglich trotz jüngster Äußerungen von US-Präsident Donald Trump aber Zuversicht. Anders sieht es in Bezug auf die möglichen Auswirkungen der am vergangenen Wochenende eingeführten US-Zölle gegen China, Kanada und Mexiko aus. Diese könnten die Kauflust der Anleger auch hierzulande bremsen.
Neben dem Thema Zölle dürfte die Berichtssaison für wesentliche Impulse an den Märkten sorgen. Hier dürfte aus den USA unter anderem Alphabet im Fokus stehen, Zahlen und Ausblick des Google-Mutterkonzerns könnten Folgen auf Technologiewerte insgesamt haben. Hierzulande legen unter anderem aus dem Dax Infineon und Siemens Healthineers Ergebnisse vor.
Ebenfalls Einfluss auf das Marktgeschehen dürften Konjunkturdaten haben. Neben diversen Einkaufsmanagerindizes aus Deutschland, der Eurozone und den USA dürften die Anleger hier gespannt auf die Zahlen zur hiesigen Industrieproduktion und auf die US-Arbeitsmarktzahlen blicken. Letztere dürften die Erwartungen an die weitere Geldpolitik der Fed beeinflussen. Impulse für Spekulationen über das weitere Vorgehen der EZB dürften wiederum von den Verbraucherpreisen in der Eurozone kommen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 03.02.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Verbraucherpreise in der Eurozone; ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den USA; Gesamte Fahrzeugverkäufe in den USA
Dienstag, 04.02.: Werkaufträge in den USA
Mittwoch, 05.02.: Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; Erzeugerpreise in der Eurozone; ISM-Index für das nichtproduzierende Gewerbe in den USA; ADP-Arbeitsmarktbericht (USA)
Donnerstag, 06.02.: Werkaufträge in Deutschland; Einzelhandelsumsätze in der Eurozone; Ergebnis der Ratssitzung der Bank of England
Freitag, 07.02.: Industrieproduktion in Deutschland; Handelsbilanz Deutschlands; US-Arbeitsmarktbericht
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