USA - Geldpolitik: Die Inflation folgt Powells Logik - Nord LB

Nachdem die Fed am Mittwoch eine Zinspause mit eindeutig „dovischem“ Unterton eingelegt hatte, liegt heute der Fokus klar auf den jüngsten PCE-Daten. Zunächst bleibt festzuhalten, dass sich die Headlinerate der Personal Consumption Expenditures mit 0,3% im Rahmen der Markterwartungen präsentiert. Die Jahresrate liegt demnach bei nunmehr 2,6%. Dies stellt angesichts einer aktuell ähnlichen Entwicklung wie beim CPI keine Überraschung dar. Die Kernrate des PCE-Deflators zeigt sich mit 0,2% etwas weniger dynamisch. Auch die Kapitalmarkteilnehmer sahen in der heutigen Veröffentlichung keinen Anlass zur Sorge, denn die Renditen der Staatsanleihen sowie die Aktienindizes zeigten in der Folge keine nennenswerte Dynamik. Eher war ein positiver Trend zu beobachten.
Bei der am Mittwoch stattfindenden FOMC-Sitzung bzw. bei der anschließenden Pressekonferenz mit Jerome Powell, wies dieser auf die aktuell hohe Relevanz der Mietpreise hin. Er geht davon aus, dass die Headlineraten sowohl beim CPI als auch bei den PCEs in naher Zukunft sinken sollten, da eine Entspannung bei diesen Komponenten bald auch in den Daten sichtbar sein sollte. Deshalb dürfte heute ein klarer Fokus darauf gerichtet sein. Daten der St. Louis Fed, welche die Housing-Komponente für die PCE-Erhebung auf Quartalssicht tiefgreifender auswertet, zeigen seit dem dritten Quartal 2022 einen grundsätzlich rückläufigen Trend. Lag die Veränderungsrate in Q3/2022 noch bei 2,57% Q/Q, so liegt sie nach den aktuellsten Berechnungen bei nunmehr 1,35% Q/Q (Q4/2024). Um den historischen Vergleich des Q3/2022-Wertes zu wagen, muss auf der Zeitachse weit zurückgegangen werden: Erst 1985 findet sich im dritten Quartal ein höherer Wert von 2,80%! Powells Hoffnungen scheinen also bereits jetzt ihren Schatten gewissermaßen vorauszuwerfen.
Dem FOMC im Allgemeinen und Powell im Besonderen kommen die Inflationsdaten aktuell sehr zupass. Rund eine Stunde nach der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der Fed Funds Target Rate, ließ ein Post von Donald Trump in den Sozialen Medien nicht lange auf sich warten. Kritisiert wurde selbstverständlich das zu zaghafte Vorgehen bei den Zinssenkungen. Der 47. Präsident der USA hatte schon während des Wahlkampfes gefordert, man möge diese senken, und das gefälligst schnell. Mancher Marktbeobachter hegt die Befürchtung, dass der Präsident sogar direkt in die Geldpolitik eingreifen würde. Dieses Szenario sollte zunächst aber als sehr unwahrscheinlich gelten. Scott Bessent, der nun amtierende Finanzminister und profunde Kenner der Finanz- und Devisenmärkte, hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, dass die Notenbank der USA unabhängig bleiben müsse. Geht es nach Powell, dürfte sich das Thema sinkender Zinsen aber bald in Wohlgefallen auflösen, wenn sich insbesondere die Mietdaten in die richtige Richtung entwickeln. Eine weitere Zinssenkung dürfte in diesem Quartal dann zunehmend wahrscheinlicher werden.
Fazit: Die heute veröffentlichten Inflationsdaten füllen die letzte Lücke aus 2024 und machen die Zeitreihe damit komplett. Die Erhebung des PCE-Deflators weist demnach für den Dezember eine Veränderungsrate von 0,3% M/M aus. Die Kernrate desselben präsentiert sich mit 0,2% etwas weniger dynamisch. Ein großer Fokus dürfte heute auf der Komponente gelegen haben, welche Rückschluss auf die Mietpreise bzw. Wohnkosten gibt. Powell hatte bei seinem Statement zur Fed Funds Target Rate am vergangenen Mittwoch darauf hingewiesen, dass sich Bewegung bei der Inflation in Richtung der 2,0%-Marke abzeichnet, dies sich aber erst noch in den Daten niederschlagen müsse. Zinssenkungen in diesem Quartal werden damit sogar wieder einen Tick wahrscheinlicher.
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