Unsicherheiten bleiben bestehen, die US-Notenbank hält die Füße still - DWS

Wir gehen davon aus, dass die US-Notenbank bei der nächsten Sitzung am 29. Januar eine abwartende Haltung einnehmen wird. Die aktuellen Wirtschaftsdaten könnten jedoch darauf hindeuten, dass die Fed eine weniger falkenhafte Haltung einnehmen wird als noch im Dezember 2024. Die jüngsten Inflationsdaten lassen Raum für weitere, wenn auch begrenzte Zinssenkungen, und von den Arbeitsmärkten geht trotz robuster Neueinstellungen derzeit kein Preisdruck aus.
Was bleibt, ist die politische Unsicherheit. Zwar haben die Notenbanker nun einige Impulse von der neuen Regierung bekommen, aber es bleibt unklar, wie beispielsweise die Zölle eingesetzt werden sollen - ganz zu schweigen von der Fiskalpolitik. Darüber hinaus wurden Wachstum und Desinflation bisher durch einen starken Zustrom von Menschen im erwerbsfähigen Alter gestützt - dieser Zustrom könnte in Zukunft jedoch sehr deutlich zurückgehen.
Die wirtschaftlichen Folgen sind schwer abschätzbar. Es bleibt ungewiss, ob mögliche desinflationäre Tendenzen infolge eines geringeren Wachstums den potenziellen Preisdruck ausgleichen können, welcher von Arbeitsmärkten infolge eines geringeren Arbeitskräfteangebots ausgeht. Bei den Zöllen stellt sich die Frage, ob sie tatsächlich ein Instrument der Wirtschaftspolitik sind oder ob die Regierung beabsichtigt, sie zur Finanzierung von Ausgaben zu verwenden. Wir erwarten ein gemischtes Ergebnis. Zunächst könnten sie als Drohkulisse ein Instrument der Außenpolitik bleiben, um später, wenn die Handelsabkommen abgeschlossen sind, einen gewissen Beitrag zu den Staatseinnahmen zu leisten. Das setzt voraus, dass die endgültigen Zölle niedriger ausfallen als ursprünglich angekündigt. Geringfügige und punktuelle Zollerhöhungen würden dann nach einem Jahr aus den Inflationsberechnungen verschwinden. Umfassende und signifikante Erhöhung der Zölle könnte jedoch die Inlandsnachfrage nach bestimmten Gütern so stark ankurbeln, dass eine Preis- und Lohnspirale möglich wird. Während die Zentralbanken vorübergehende Preiserhöhungen wahrscheinlich ignorieren werden, müssen sie auf anhaltenden Preisdruck reagieren – insbesondere, wenn dieser von den Arbeitsmärkten ausgeht.
Alles in allem und angesichts der nach wie vor unklaren Zoll- und Ausgabensituation halten wir an unserer Erwartung fest, dass die Fed die Zinsen höchstwahrscheinlich im März und möglicherweise im Juni weiter senken wird. Klar ist jedoch, dass die Risiken derzeit nach oben tendieren.
Christian Scherrmann, US-Volkswirt
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