Börse am Morgen: Nordex, Oracle, Orsted, RWE, Siemens Energy, Softbank - Nord LB

Die Konjunkturstimmung für Deutschland bleibt auch zu Beginn des Jahres 2025 trist. Die ZEW-Erwartungen haben sich spürbar eingetrübt, während die aktuelle Lage weiterhin als schlecht eingestuft wird. Die extrem hohe politische Unsicherheit bleibt dominant, insbesondere durch den politischen Wechsel zum neuen US-Präsidenten Trump. Sorgen vor einer neuen protektionistischen Welle belasten v a. den Ausblick für Deutschland und China. Aber auch die Wirtschafts- und Finanzpolitik wird offenbar wie an den Finanzmärkten zunehmend skeptisch beurteilt, zumindest mit Blick auf die Inflation. Die Finanzexperten haben daher ihre Erwartungen an weitere US-Zinssenkungen deutlich zurückgeschraubt, sehen die Fed aber noch auf Lockerungskurs. Die EZB wird hingegen im aktuellen Umfeld großer Unsicherheit und Konjunkturrisiken und vorerst ihr Lockerungstempo beibehalten. Die wirtschaftlichen Aussichten hängen derzeit in einem fast ungekannten Ausmaß von den weiteren politischen Entwicklungen ab.
Die deutschen Groß- und Außenhändler zeichnen ein düsteres Bild für 2025. Für den Großhandel prognostizierte der Verband preisbereinigt Stagnation in diesem Jahr. Zwei Drittel der Großhändler hätten im vergangenen halben Jahr sinkende Umsätze verzeichnet, für 2025 rechneten 40% mit einem weiteren Umsatzrückgang. "Schlechtere Zahlen habe ich bisher nie gesehen", so Jandura, Präsident des Branchenverbandes BGA. "Hier bröckelt das Fundament der deutschen Wirtschaft", warnte der Verbandschef. "Die Aufträge brechen weg, die Investitionen sinken, die Insolvenzen steigen." Der Mittelstand habe das Vertrauen in die Politik verloren.
Tagesausblick
Zur Wochenmitte stellt sich zwar nicht vom Newsflow, dafür aber von Seiten der Konjunkturdaten eine kurze Verschnaufpause ein. Ein Wort zu den Quartalszahlen: Der Auftakt der US-Berichtssaison ist gelungen. So haben 4 der größten US-Banken starke Ergebnisse vorgelegt und mit Suss Microtec gab es von einem kleineren Unternehmen positive Vorzeichen für die deutschen Halbleiterhersteller. In Deutschland kocht die Berichtssaison in dieser Woche zwar noch auf Sparflamme, aber große Unternehmen aus Europa und den USA zeigen bereits, wohin die Reise in den einzelnen Branchen geht.
Aktienmarkt
Die Ungewissheit rund um die US-Zölle nach der Rückkehr von Trump ins Weiße Haus nahm den deutschen Aktienmarkt in die Kneifzange. Unter Druck gerieten daraufhin u.a. die Autobauer BMW, Volkswagen und Mercedes-Benz, die zu den größten Verlierern im DAX gehörten. Damit büßten die Konzerne einen Teil der Gewinne vom Vortag wieder ein.
Heftiger Gegenwind kam vom dänischen Windparkentwickler Orsted, der Investoren mit einer überraschend hohen Abschreibung auf ein US-Projekt verschreckte. Siemens Energy, RWE und Nordex gaben daraufhin nach. Negativ wirkten sich Wertminderungen in Höhe von rund 1,6 Mrd. USD auf das US-Projekt Sunrise Wind von Orsted aus, da RWE und Siemens Energy ebenfalls an US-Windprojekten beteiligt seien, sagte ein Händler. Trump hat die Verpachtung neuer Offshore-Windkraftanlagen auf Bundesebene zunächst ausgesetzt und erklärt, Windkraftanlagen seien hässlich, teuer und schadeten der Tierwelt. DAX +0,25%; MDAX -0,11%; TecDAX +0,93%.
Die Wall Street ging nach einem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende mit Gewinnen aus dem Handel. Investoren hoffen, dass die von Trump angepeilten Zölle geringer ausfallen als bislang befürchtet. Dow +1,2%; S P 500 +0,9%, Nasdaq C. +0,6%.
Unternehmen
US-Präsident Trump hat Milliardeninvestitionen mehrerer Konzerne in die Infrastruktur für Künstliche Intelligenz angekündigt. OpenAI, SoftBank und Oracle würden in das Stargate Project zunächst 100 Milliarden Dollar investieren. In den kommenden 4 Jahren solle die Summe auf bis zu 500 Mrd. USD anwachsen. Das Projekt mit Sitz in Texas werde 100.000 Arbeitsplätze schaffen. Er werde es mit Notfallerlassen unterstützen und sicherstellen, dass die Konzerne den benötigten Strom erhalten könnten.
Rohstoffe
Am Rohölmarkt verdauten Anleger Trumps Pläne zur Steigerung der Ölförderung in den USA. Trump legte am Montag einen umfassenden Plan zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für Öl-, Gas- und Stromprojekte vor. Zudem äußerte er, dass seine Regierung aufhören könnte, Öl aus Venezuela zu kaufen. Für Preisdruck sorgte auch der stärkere USD.
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