Börse am Morgen: Continental, Kupfer, Ölpreis, Diesel - Nord LB

Laut den gestern veröffentlichten Protokollen der letzten EZB-Zinssitzung sind weitere maßvolle Zinssenkungsschritte im Jahr 2025 wahrscheinlich und gerechtfertigt. Erst kürzlich (im Dezember) hatte die Europäische Zentralbank den Einlagesatz auf 3,00 Prozent gesenkt. Dies war die vierte Reduktion seit Juni 2024. Die Finanzmärkte preisen derzeit eine weitere Senkung um 0,25 Prozentpunkte für die nächste Sitzung (Ende Januar) vollständig ein. Die EZB sieht als Idealwert eine Inflation von 2,00 Prozent für die europ. Wirtschaft. Im vergangenen Monat lag die Teuerung im Euro-Währungsraum bei 2,40 Prozent.
Trotz geschäftlichen Erfolgs hadern viele heimische Startups (sogenannte Unicorns) mit dem Standort Deutschland. Der Unicorn Report 2025 des Digitalverbands Bitkom weist aus, dass lediglich 47% der Gründerinnen und Gründer wieder ein Unternehmen in Deutschland aufbauen würden. Rd. 25% präferiere „beim nächsten Mal“ die Vereinigten Staaten (der Begriff Unicorn wird in der Startup-Branche für Unternehmen verwendet, welche eine Bewertung von mehr als USD 1,0 Mrd. repräsentieren).
Tagesausblick
Der Wochenausklang hat heute einen besonders interessanten Datenpunkt auf der Liste. Bereits in den frühen Morgenstunden werden die zurzeit mit Argusaugen verfolgten BIP-Zahlen aus China für das Schlussquartal über die Ticker laufen. Als neuralgische Punkte dürften sich erweisen, inwieweit schon jetzt die Unterstützungsbemühungen Pekings und der lange Schattenwurf der erst in der kommenden Woche antretenden US-Administration in den harten Daten erkennbar werden. Am Nachmittag stehen mit den Baubeginnen in den USA Dezember-Daten aus dem Immobiliensektor nebst Industrieproduktion an.
Aktien- und Rentenmärkte
Der DAX will einfach nach oben. Mit 20.675,08 Punkten erklomm der deutsche Leitindex am Donnerstag einen neuen Höchststand. Die überraschend positiv ausgefallenen US-Inflationsdaten wirkten an den europ. Aktienbörsen den zweiten Tag in Folge nach.
Der Wall Street gefielen indes schwache Konjunkturdaten gepaart mit uneinheitlichen Konzernbilanzen sowie dem Stimmungsbild des NAHB-Bauklimaindex nicht wirklich. Die private Immobilienbranche ist in den USA im wahrsten Sinne des Wortes mit einer Hypothek ins neue Jahr gestartet. Mit 47 Punkten stieg der NAHB-Index um nur einen Punkt (im Vergleich zum Dezember). Belastend wirkte wieder verstärkt das Finanzierungsniveau, welches mit Konditionen um die 7% (bei den durchschnittlichen 30-jährigen Hypotheken) eine wichtige psychologische Marke erreicht hat. Bauen wird somit wieder deutlich teurer.
An den internationalen Rentenmärkten überwog in dieser Gemengelage, allem Inflations-Newsflow zum Trotz, die Zuversicht auf mittelfristig fallende Zinsen. Renditen 10-jähriger US-Treasuries erholten sich weiter auf 4,60% (minus 5 Basispunkte). Auch in Europa waren Anleihen gefragt (Bunds minus 2bp auf 2,54).
DAX +0,39%; MDAX -0,21%; TecDAX +0,16%
Dow Jones -0,16%; S&P 500 -0,21%; Nasdaq Comp. -0,89%
Unternehmen
Vor dem anstehenden Börsengang der Continental Autosparte verstärken sich die Hannoveraner mit Karin Dohm (zuletzt Finanzchefin der Baumarktkette Hornbach). Dohm soll ab April dieses Jahres die Finanzen der Automotive-Sparte leiten. Seit längerer Zeit leidet Conti schon unter schwachen Margen im Autozuliefer-Geschäft. Continental plant den Börsengang des Autogeschäfts bis zum Ende des Jahres 2025. Im Konzern verbleiben dann nur noch die lukrative Reifensparte und ContiTech (Kunststoff- und Kautschuk). ContiTech soll angabegemäß noch stärker auf Kunden aus der Industrie ausgerichtet werden.
Rohstoffe
Spekulationen über mögliche, bevorstehende chinesische Konjunkturmaßnahmen trieben den Kurs des Industriemetalls Kupfer gestern auf ein Fünf-Wochen-Hoch (USD 9.271 pro Tonne).
Positive Aussichten über eine längerfristige Feuerpause im Gaza-Krieg sorgten am Ölmarkt für fallende Preise (ab kommenden Sonntag ist eine Waffenruhe im Gespräch). Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um mehr als 1% auf USD 82,29 pro Barrel. WTI fiel noch stärker (rd. -2%) auf USD 77,87.
Konträr dazu entwickeln sich derzeit die Dieselpreise. Im Durchschnitt (bundesweit) kostet ein Liter derzeit EUR 1,69. Noch vor fünf Wochen lagen die Preise rd. 10,4 Eurocent niedriger. Als ein Grund wird in Deutschland (gemäß ADAC) der zum Jahreswechsel angehobene CO2-Preis i. H. v. 3 Eurocent pro Liter genannt. Auch die derzeitige Entwicklung des Euro/Dollar-Kurses (Öl wird in USD gehandelt) trägt seinen Teil zu der Verteuerung bei.
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