Gewinnmitnahmen und Zinsenttäuschung - Börse München
Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Handelswoche, der letzten kompletten des Jahres, spürbar nachgegeben. Bereits in der ersten Wochenhälfte realisierten zahlreiche Anleger nach den erheblichen Kurssteigerungen der Vorwochen Gewinne. Das Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch sorgte dann für zusätzlichen Abgabedruck. Zwar hatte die Fed ihren Leitzins erwartungsgemäß um 0,25 Basispunkte gesenkt, allerdings signalisiert, dass es im kommenden Jahr wegen der weiterhin erhöhten Inflation weniger Zinsreduktionen geben dürfte als bislang angenommen. Am Freitag brachte dann der sogenannte große Verfallstag, an dem Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen, zusätzliche Unruhe in die Märkte.
Der Dax, der am vergangenen Donnerstag wieder unter die Marke von 20.000 Zählern gerutscht war, verlor im Wochenvergleich 2,6 Prozent auf 19.884,75 Punkte. Der MDax sackte um 3,7 Prozent ab auf 25.549,77 Zähler. Der TecDax fiel um 3,1 Prozent auf 3.413,81 Punkte. Der m:access All-Share sank um 1,3 Prozent auf 1.346,96 Zähler.
Zu den großen Wochenverlierern im Dax gehörten die Titel von E.on, die um 6,9 Prozent nachgaben. Hier belastete nach Angabe von Beobachtern ein drohendes Gerichtsurteil zu regulierten Netzrenditen. Der Kurs von Vonovia ging um 6,7 Prozent zurück, er litt unter den Plänen zur Komplettübernahme der Unternehmenstochter Deutsche Wohnen sowie unter den geringeren Zinssenkungserwartungen. Im MDax büßten die Titel von Aroundtown 11,8 Prozent ein. Gegen den Trend zog der Kurs von Fraport um 8,4 Prozent an, eine abgeschlossene Entgeltvereinbarung des Flughafenbetreibers mit den in Frankfurt ansässigen Fluggesellschaften überzeugte Anleger wie Analysten.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche bei schwankendem Verlauf erneut nachgegeben. Vor allem die erheblich gedämpften Zinssenkungserwartungen an die Fed belasteten die Notierungen der Bundespapiere. Konjunkturdaten von dies- wie jenseits des Atlantiks fielen unterschiedlich aus und blieben ohne anhaltende Auswirkungen auf die Anleihekurse. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe legte im Wochenvergleich von 2,24 auf 2,29 Prozent zu. Die Umlaufrendite stieg von 2,17 auf 2,22 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche ein klares Minus verzeichnet. Eine merkliche Erholung am Freitag konnte die Verluste nach dem Zinsausblick der Fed nicht wettmachen. Der Dow-Jones-Index gab im Wochenvergleich 2,3 Prozent ab auf 42.840,26 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 büßte 2,0 Prozent ein auf 5.930,85 Zähler. Beim technologielastigen Nasdaq-100 ging es um 2,3 Prozent nach unten auf 21.289,15 Punkte.
Ausblick
Behält das Gros der Analysten recht, so dürfte in der aktuellen, hierzulande lediglich zwei Handelstage umfassenden Woche keine weihnachtliche Ruhe an den deutschen Aktienbörsen einkehren. Zum einen könnten die gesunkenen Zinssenkungserwartungen weiter belasten, heißt es. Zum anderen könnten etliche Anleger erneut Gewinne mitnehmen, schließlich stehen auf Jahressicht trotz des jüngsten Rücksetzers bei vielen Titeln immer noch deutliche Zuwächse zu Buche. Zu spürbaren Schwankungen könnte zudem der Umstand beitragen, dass die Umsätze insgesamt zurückgehen dürften, so dass auch kleinere Orders Kursänderungen herbeiführen können. Stimmungsaufhellend dürfte sich die Abwendung eines sogenannten Shutdowns auswirken, der die Regierungsgeschäfte in den USA teilweise hätte lahmlegen können. Hier wurde am Wochenende eine Einigung über einen Übergangshaushalt erzielt.
Potenziell marktbewegende Konjunkturdaten sind in den kommenden Tagen Mangelware, lediglich aus den USA stehen das Verbrauchervertrauen und die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter an. Von Interesse könnte dagegen der Blick auf Einzelwerte sein. Zwar sind hier keine nennenswerten Unternehmensnachrichten zu erwarten, aber gerade bei Titeln, die sich im bisherigen Jahresverlauf besonders gut oder besonders schlecht entwickelt haben, könnte das sogenannte Window Dressing – die Anpassung der Portfolien durch professionelle Investoren – nochmals eine verstärkende Wirkung haben. Am Freitag könnten die Titel von Fresenius Medical Care für Interesse bei Anlegern sorgen, sie ersetzen im Dax die Titel von Covestro, nachdem der Kunststoffkonzern vor der Übernahme steht.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 23.12.: Verbrauchervertrauen in den USA; Chicago Fed nationaler Aktivitätsindex (USA)
Dienstag, 24.12. (Heilig Abend): Auftragseingang für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Sitzungsprotokoll der Bank of Japan
Mittwoch, 25.12. (1. Weihnachtsfeiertag)
Donnerstag, 26.12. (2. Weihnachtsfeiertag)
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