Börse am Morgen: u.a. Exxon Mobil, EZB, Anleihen - Nord LB
![Gegen Mittag werden die Entscheidungen zu den EZB-Leitzinsen erwartet. Bild und Copyright: nitpicker / shutterstock.com.](https://www.4investors.de/bilder1200/medienpool/shutterstock/ezb-01.jpg)
Wie bereits gestern hier kommuniziert, sieht nun neben dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) deutlich mehr Zahlungsausfälle & Firmenpleiten in 2024 und 2025. Für das Jahr 2024 erwartet der GDV rd. ein Viertel mehr (bis zu 22.500) Unternehmensinsolvenzen als in 2023. Für 2025 geht man von einem Anstieg um weitere rd. 10% auf insgesamt 24.500 aus. Die Branchen mit den höchsten Risiken sind dabei laut GDV die Bauwirtschaft, sowie die Automobilindustrie (samt Zulieferer), welche sich inmitten eines tiefergreifenden Strukturwandels befindet. T. Langen (Vors. Kommission Kreditversicherung): „Langfristig droht eine beschleunigte Deindustrialisierung, die gravierende Auswirkungen auf Beschäftigung und Wohlstand in Deutschland haben könnte … die Angst vor dem Jobverlust ist zurück.“
Dem allgemeinen Trend zum Trotz blickt die Windbranche optimistisch in die Zukunft. Eine seit dem Jahr 2018 (halbjährlich) durchgeführte Umfrage der Weltleitmesse Windenergy Hamburg (in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Windresearch) sieht die Stimmung im dt. Onshore-Markt als so gut wie nie zuvor. Das Stimmungsbarometer für den Offshore-Bereich trübt sich hingegen ein. Hier seien hohe Kosten, Regulatorik & Genehmigungen sowie der Netzausbau Herausforderungen.
Tagesausblick
Am heutigen Donnerstag richtet sich die Aufmerksamkeit klar auf die Europäische Zentralbank (EZB). Gegen Mittag werden die Entscheidungen zu den EZB-Leitzinsen erwartet, wobei der Markt überwiegend mit einem kleinen Zinsschritt rechnet. In der Minderheit gibt es jedoch auch Stimmen, die angesichts der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage in der Eurozone einen größeren Zinsschritt ins Spiel bringen. Spannend wird insbesondere die anschließende Pressekonferenz mit Präsidentin Christine Lagarde, die weiteren Aufschluss über den geldpolitischen Kurs geben dürfte. Der Fokus dürfte dabei auf der Balance zwischen Inflationsbekämpfung und Konjunkturstützung liegen. Vor dem EZB-Termin gibt außerdem die Schweizerische Nationalbank ihre Entscheidung zum Leitzins bekannt, wobei wir auch hier von einer Verringerung ausgehen.
Rentenmärkte
Europa: Sogenannte grüne Bundesanleihen sind laut dem Bundesrechnungshof überhaupt nicht grün. Bei rd. mehr als zwei Dritteln der durch diese Anleihen finanzierten Ausgaben kann die Regierung keine klima- oder umweltschützende Wirkung nachweisen (Bemerkenswert: das Volumen dieser „Öko-Bonds“ hat sich seit dem Jahr 2020 auf > EUR 70 Mrd. kumuliert). Der Rechnungshof sieht in seinem Bericht das Ansehen des Bundes als Emittent von Wertpapieren durch dieses Vorgehen gefährdet! Dt. Bunds tangiert diese Aussage natürlich überhaupt nicht. Die European Securites & Markets Authority (ESMA) war bereits 2023 in einer Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass es ein sogenanntes Greenium (Renditedifferenz, die beim Kauf einer grünen Anleihe im Vergleich zu einer herkömmlichen Anleihe besteht) nicht gibt. In dieser Gemengelage, und vor der heute mit Spannung erwarteten EZB-Sitzung, bewegen sich die Renditen dt. Bunds, im Gleichklang mit ihren europ. Pendants, kaum vom Fleck.
USA: Die gestern veröffentlichten US-Verbraucherpreisdaten offenbarten sich unaufgeregt. Unseren US-Volkswirten zufolge ist in der nächsten Woche von einer weiteren Senkung der als Leitzins bekannten Fed Funds Target Rate um 25 Basispunkte auszugehen. Renditen 10-jähriger US-Treasuries zogen in diesem Umfeld um 1bp auf 4,28% an.
Unternehmen
Der US-Ölriese Exxon Mobil strebt für die kommenden Jahre ein rasantes Wachstum an. Die Gewinne sollen laut neuem Fünfjahresplan um USD 20 Mrd., der Cashflow um USD 30 Mrd. ansteigen (allein in Q3 verdiente Exxon USD 8,61 Mrd.).
Devisen und Rohstoffe
Chinesische Spitzenpolitiker diskutieren Insidern zufolge über eine Yuan-Abwertung als mögliche Reaktion auf zukünftig (durch die neue US-Regierung) implementierte US-Zölle im Jahr 2025. Dieser Schritt wäre eine Abweichung von der tradionellen Praxis eines stabilen Wechselkurses (der Yuan ist streng reguliert und darf sich nur 2% unter und über dem von der chin. Zentralbank täglich festgelegten Mittelwert bewegen). Zur Erinnerung: Schon während der ersten Trump-Amtszeit wertete der Yuan ggü. dem Dollar mehr als 12% ab (zw. 03/18 und 05/20).
Ölpreise zogen am Donnerstag, trotz gesenkter Nachfrageprognose (fünfter Monat in Folge) seitens der OPEC, an.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!