Börse am Morgen: u.a. BayWa, DAX, Shell, Konjunkturdaten - Nord LB
Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) wird Deutschland im kommenden Jahr so langsam wachsen wie keine andere Industrienation. Während man im Mai dieses Jahres noch von einem Wachstum von 1,1% ausging, antizipiert die OECD nunmehr nur noch ein BIP-Plus von 0,7% in 2025. Zur Einordnung: die Vereinigten Staaten (USA) sollen im Jahr 2025 mehr als dreimal so schnell wachsen (2,4%); die Eurozone insgesamt fast doppelt so schnell (1,3%).
Das Münchner Ifo-Institut bestätigte gestern die von vielen Seiten bereits mehrfach kritisierte anfallende Arbeitsbelastung aufgrund von ausufernder Bürokratie in Unternehmen. Mehr als ein Fünftel der Arbeitszeit (22%) geht laut einer Ifo-Umfrage durch erhöhte bürokratische Tätigkeiten verloren. 80% der an der Umfrage teilgenommenen Unternehmen setzen sogar externe Dienstleister hierfür ein. Kosten hierfür werden mit durchschnittlich 6% des Umsatzes beziffert.
Die Deutsche Auslandshandelskammer (AHK) beziffert die Stimmung unter den im Reich der Mitte aktiven dt. Unternehmen als so schlecht wie nie zuvor (historischer Tiefstand). Bemerkenswert: Für China ist die Bundesrepublik der größte europ. Partner. Die durchgeführte Firmenumfrage erwartet für die Zukunft leider gar nichts Gutes. 29% der Unternehmen rechnen sogar mit einer Verschlechterung. „Lediglich“ 32% der Firmen erwarten eine positive Entwicklung für ihre Branche.
Amerika (USA): Wie gestern kommuniziert hat sich der ISM Services PMI im Berichtsmonat November deutlich abgeschwächt. Mit nun 52,1 Punkten wird eine spürbare Verlangsamung des Zulegens der ökon. Aktivität im für die US-Wirtschaft sehr wichtigen Dienstleistungssektor angezeigt. Dabei offenbaren die verbalen Rückmeldungen der an der Umfrage teilnehmenden Einkaufsmanager, dass die Sorge vor Zollerhöhungen durch die neue Regierung in diesem Kontext eine größere Rolle spielen könnte.
Tagesausblick
Zum Tagesauftakt liefern neue Oktober-Zahlen zu den Auftragseingängen in der deutschen Industrie wichtige Einblicke in die Dynamik im Herbst. Die in den vergangenen Wochen sukzessiv weiter gestiegene Unsicherheit dürfte sich zudem im aktualisierten Datenkranz zu den Einzelhandelsumsätzen im Euroraum niedergeschlagen haben, die im dritten Quartal eigentlich noch positiv überrascht hatten. Im Hinblick auf die zentrale Arbeitsmarkt-Zeitreihe zu den neugeschaffenen Stellen in den USA am Freitag werden die Märkte jedoch bereits heute bei den wöchentlichen Daten zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe auf Werte oberhalb der wichtigen Marke von 200.000 achten.
Aktien- und Rentenmärkte
Der DAX will nach oben. Die Jahresendrallye 2024 ist voll im Takt. Haushaltsstreit oder Verschuldung (in Frankreich) hin oder her. Die EZB wird es schon richten. Wer glaubt noch an Zinserhöhungen? Oder an die Inflation? Die EZB hat alles im Griff. Die Party geht weiter. Sogar 10j-franz. Staatspapiere wurden gekauft. DAX +1,08%; MDAX +1,40%; TecDAX +1,29%; Dow Jones +0,69%; S&P 500 +0,61%; Nasdaq Comp. +1,30%.
Unternehmen
Rund jede sechste Vollzeitstelle steht bei der BayWa AG (rd. 1.300 Arbeitsplätze von insgesamt 8.000) im Rahmen der bevorstehenden Sanierung in den nächsten drei Jahren zur Disposition. Der Schwerpunkt liegt hier in der Münchner Konzernzentrale (insbesondere im Verwaltungsbereich). Bis 2027 sollen 26 Standorte geschlossen werden. BayWa ächzt seit längerem unter einem Schuldenberg von EUR 5,0 Mrd. Im Sommer kam es zu einer Liquiditätskrise. Steigende Zinsen und Probleme bei der erneuerbaren Energie Tochter Baywa r.e. belasten weiterhin.
Der Edeka-Verbund bekommt ein neues Mitglied. Mit der Konsumgenossenschaft Konsum Dresden eG tritt nach intensiven Erhebungen und Vorprüfverfahren (durch das Bundeskartellamt) ein neuer Genosse der Edeka bei. Geplant ist ab ca. Mitte 2026 Edeka als Hauptlieferanten für Lebensmittel und anderen Waren zu etablieren. Bereits im Mai dieses Jahres wurde die Konsumgenossenschaft Leipzig der Beitritt zum Edeka-Verbund vollzogen.
Keine neuen Offshore-Windparks bei Shell. Warum? Die Ertragskraft soll gesteigert werden. Weitere Planung? Die Energieversorgungssparte Shell Energy soll abgespalten werden. Warum? Das ist das Ergebnis einer Überprüfung sämtlicher Geschäftsfelder. Laut Wael Sawan (Konzernchef) wird sich Shell zukünftig auf die ertragsstärksten Sparten konzentrieren.
Devisen
Vor dem franz. Misstrauensvotum ging es bei der europ. Gemeinschaftswährung gestern bergauf. Vivre la France.
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