Börse am Morgen: u.a. Covestro, DAX, Euro-Schwäche, Konjunktur - Nord LB
Der chinesische Caixin Manufacturing PMI ist im November mit einem Stand von 51,5 Punkten auf ein Fünfmonatshoch gestiegen. Mag dies auf den ersten Blick zwar etwas kontraintuitiv anmuten, führen derzeit jedoch die angekündigten US-Zölle auf chinesische Einfuhren zu deutlich sichtbaren Vorzieheffekten, welche die Exportwirtschaft im Reich der Mitte – zumindest kurzfristig – befeuern. Aber auch das breiter gefasste und staatlich erhobene Pendant CFLP Manufacturing PMI (50,3 Punkte) mit einem stärkeren Fokus auf die Binnenwirtschaft und staatlich gelenkte Sektoren hält sich nunmehr den zweiten Monat in expansivem Terrain. Sicherlich haben hier auch die bis dato ausformulierten bzw. bis Mitte Dezember im Zuge der zentralen Wirtschaftskonferenz der chinesischen Regierung zu erwartenden konkreten Zahlen zum Fiskalpaket eine Rolle gespielt.
Bei der deutschen Industrie läuft es noch schlechter als angenommen. Der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftszweig verharrte im November auf dem Vormonatswert von 43,0 Zählern, wie der Finanzdienstleister S&P Global zu seiner Umfrage unter rund 420 Firmen mitteilte. Das Barometer, bei dem Einkaufsmanager von Firmen die Geschäftsbedingungen beurteilen, gilt an den Finanzmärkten als wichtiger Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung und signalisiert Wachstum bei Werten von über 50 Punkten und darunter ein Schrumpfen.
Ein deutlicher Rückgang der Auslandsnachfrage beschert den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern den 2. Monat in Folge ein Auftragsminus. Die Bestellungen seien im Oktober im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9% gefallen, teilte der Branchenverband VDMA mit. Dabei habe das dreiprozentige Plus der Inlandsaufträge den Rückgang des Auslandsgeschäfts um 14% nicht ausgleichen können. VDMA-Experte Wiechers: "Der Anstieg im Inland beruht auf einer extrem schwachen Vergleichsbasis im Vorjahr." Die Entwicklung der Auslandsaufträge werde dagegen durch Großaufträge im Vergleichszeitraum verzerrt.“ Für die ersten 10 Monate des lfd. Jahres liege das Minus bei insgesamt 8%.
Die Stimmung unter den deutschen Einzelhändlern hat sich zu Beginn des umsatzträchtigen Weihnachtsgeschäfts verbessert. Das Barometer stieg im November auf - 22,1 Punkte, nach - 25,2 Zählern im Oktober, wie das Ifo-Institut mitteilte. Die Einzelhändler beurteilen besonders ihre aktuelle Lage besser. Auch die Geschäftserwartungen für die nächsten Monate haben sich etwas aufgehellt, bleiben allerdings auf niedrigem Niveau.
Tagesausblick
In Deutschland diskutieren heute Politiker und Experten auf der Online-Bundesländerkonferenz „Föderale Energiewende“ darüber, wie es um die Versorgungssicherheit in Deutschland steht. Themen sind u.a. Lastmanagement, Sektorenkopplung, flexible Biomasse, Stromaustausch mit dem Ausland und Gaskraftwerke, die in Zukunft zu 100% mit Wasserstoff betrieben werden sollen. Darüberhinaus bleiben erwartbare konjunktur- und marktrelevante Nachrichten heute rar.
Renten- und Aktienmärkte
Die politische Unsicherheit ließ die Kreditkosten Frankreichs erstmals über die von Griechenland steigen, das 2012 im Zentrum der europäischen Staatsschuldenkrise stand. Die Rendite französischer Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit lag zwischenzeitlich bei 2,968%, die für griechische Papiere bei 2,908%.
Neues Rekordhoch beim DAX und die 20.000er-Marke fest im Blick. Laut Händlern waren wohl Umschichtungen aus Frankreich nach Deutschland der Grund für den erneuten Auftrieb. DAX +1,57%; MDAX -0,07%; TecDAX +0,82%.
Wall Street: uneinheitlich. Während Standardwerte mehrheitlich nachgaben, überwogen bei Papieren aus der 2. Reihe und v.a.bei den Technologiewerten die Kursgewinner. Dow Jones -0,29%; S&P 500 +0,24%; Nasdaq Comp. +0,97%.
Unternehmen
Die milliardenschwere Übernahme von Covestro ist perfekt. Aktionäre des Leverkusener Kunststoffherstellers hätten knapp 70% der Anteile angedient, teilte der Ölkonzern Adnoc mit. Die Mindestannahmeschwelle lag bei 50% plus einer Aktie. Die übrigen Covestro-Eigner hätten nun im Rahmen einer 2. Frist bis zum 16. Dezember Zeit, die Adnoc-Offerte anzunehmen.
Devisen und Rohstoffe
Die wachsenden Sorgen über einen möglichen Zusammenbruch der französischen Regierung setzten den EUR ggü. einem stärker werdenden USD unter Druck.
Die Hoffnung auf eine bessere konjunkturelle Entwicklung in China und eine damit verbundene stärkere Nachfrage nach Rohöl sorgte zu Beginn der Woche für Auftrieb bei den Ölpreisen.
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