Börse am Morgen: u.a. Aroundtown, Easyjet, EZB / Euro - Nord LB
Das am Mittwochabend deutscher Zeit veröffentlichte Sitzungsprotokoll des FOMC soll Aufschluss darüber geben, wie sich in den USA künftig die Zinsen entwickeln. Der Ton ist zwar nach wie vor eher falkenhaft, denn die Inflationsbekämpfung ist noch immer nicht vorbei. Aus dem Echo kann aber keine Präferenz herausgehört werden. Gerät die Inflationsentwicklung ins Stocken, was sie derzeit tut, so könnte man Leitzinssenkungen auch pausieren. Und überhaupt wisse man im Gremium gar nicht so ganz genau, wo der neutrale Zins eigentlich liegen müsse, um die Wirtschaft von geldpolitischer Seite auf Autopiloten setzen zu können. Die freundlichen Aussichten auf den Arbeitsmarkt und die Ladentheke dürften für das FOMC rund um Jerome Powell jedenfalls eine willkommene Abwechslung zu den vergangenen Jahren sein.
Die Inflationsdaten des PCE-Deflators signalisieren weder Entspannung noch Anspannung an der US-Preisfront. Mit 0,2% m/m verharrt dieser auf dem Vormonatswert. Die Kernrate verbleibt mit 0,3% m/m ebenfalls konstant. Im Umkehrschluss kommt von der Nahrungs- und der Energiekomponente kein Inflationsdruck. Letzterer ist sogar den dritten Monat in Folge rückgängig. Durch einen Anstieg des individuell verfügbaren Einkommens weitet sich der finanzielle Spielraum etwas aus. Es bleibt abzuwarten, ob die vergleichsweise fast schon langweilig anmutende Ruhepause des FOMC lange währt oder ob Trump seine Wahlkampfversprechen wahr macht und einen Umbau der Geldpolitik umsetzt.
Die integrierten kommunalen Schulden (Schulden der kommunalen Kernhaushalte, der Extrahaushalte sowie sonstiger öffentlicher Fonds, Einrichtungen und Unternehmen) in Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2023 um 3,0% angestiegen. Im Vorjahr 2024 belief sich der Anstieg auf 4,3%. Zum Jahresende 2023 ergab sich ein Schuldenvolumen von EUR 322,9 Mrd. bzw. EUR 4.133 pro Einwohner. Die ProKopf-Verschuldung war mit EUR 6.178 im Saarland am höchsten und mit EUR 2.519 in Brandenburg am niedrigsten.
Tagesausblick
Heute dürfte die Schnellschätzung zum November-Datenkranz beim Verbraucherpreisindex in Deutschland die meiste Aufmerksamkeit erfahren. Zwar werden hier wie üblich noch keine tiefergehenden Details mitgeliefert, doch ist in jedem Fall mit einem fortgesetzten holprigen Inflationsverlauf zu rechnen. Diese neuen makroökonomischen Daten könnten zudem bereits Eingang in den Redebeitrag des EZB-Chefvolkswirt am Abend finden. Eher am Rand des heutigen Spielfelds steht überdies das November-Update zu den monatlichen Stimmungsindikatoren an, die durch die EU-Kommission erhoben werden.
Renten- und Aktienmärkte
Der Haushaltsstreit in Frankreich sorgt für eine Ausweitung der Riskoprämien bei französischen Anleihen. Der Renditeabstand zehnjähriger französischer Staatsanleihen zu Deutschen Bundesanleihen steigt auf den höchsten Stand seit 2012.
Dieser Streit und darüberhinaus auch die drohenden US-Zölle belasteten die Aktienbörsen in Europa, wohingegen schwache US-Konjunkturdaten die Wall Street am Tag vor dem heutigen Thanksgiving bremsten. DAX -0,18%; MDAX -0,09%; TecDAX -0,36%; Dow Jones -0,31%; S&P 500 -0,38%; Nasdaq Comp. -0,60%.
Unternehmen
Der Gewinn von Aroundtown wurde in den ersten neun Monaten 2024 von höheren Finanzierungskosten belastet. Die Ergebnisgröße FFO I gab um 8% auf EUR 236 Mio. nach. Trotzdem erwartet das Management die Prognosespanne von EUR 290 Mio. bis EUR 320 Mio. (Vj.: EUR 332 Mio.) am oberen Rand zu treffen.
Der britische Lowcost-Carrier Easyjet konnte im GJ 2023/24 sein Betriebsergebnis auf Basis EBIT um 25% auf GBP 702 Mio. steigern. Für das GJ 2024/25 wurde ein Kapazitätswachstum um 3% in Aussicht gestellt. Das Geschäft mit Pauschalreisen soll ausgehend von einer Kundenbasis von 2,6 Mio. um 25% zulegen. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern leidet Easyjet mit seiner mit CFM-Triebwerken ausgestatteten reinen Airbusflotte weder unter den Liefer- und Qualtitätsproblemen von Boeing noch unter den Problemen beim für die A320-Serie alternativen GTF-Triebwerk von Pratt & Whitney.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR präsentierte sich gestern ggü. dem USD fest. Aussagen von EZB-Direktoriumsmitglied Schnabel, die vor zu starken Zinssenkungen warnte, sowie schwächer als erwartete US-Konjunkturdaten, die den USD schwächten, waren ursächlich.
Ein Rückgang der US-Lagerbestände sorgte für einen leichten Auftrieb bei den Ölpreisen.
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