Jahresendspurt auf kurzen Beinen - BÖAG Kolumne
Das Jahr 2024 biegt auf die Zielgerade - nur noch 25 Handelstage und trotz einer bisher sehr guten Performance prägen aktuell politische Chancen und Risiken die Märkte. „America first“: In den USA hat der Wahlsieg von Donald Trump und seine Ankündigungen die Indizes beflügelt. Gestern gab es erneut Rekordhochs beim Dow Jones (44.903; Year over Year +27 %) und S&P 500 (6.025; YoY +32 %). Der von Nebenwerten dominierte Index Russell 2000 war am Montag dran (2.452; YoY +32 %) und es zeigt sich, dass nach der heißen Technologie-Rally - der Nasdaq notiert knapp 35 Prozent höher als vor einem Jahr - inzwischen auch die anderen Branchen ordentlich aufgeholt haben.
Schwieriger ist die Lage in „Good old Europe“: Anders als jüngst gegen Mexiko, Kanada und China angekündigt, sind Zoll-Aufschläge für den Import von EU-Waren und -Dienstleistungen in die USA noch nicht beziffert, doch sie bedrohen direkt und indirekt die Wirtschaftskraft des alten Kontinents. Der EuroStoxx 50 weist nur 9 Prozent Kursplus für die letzten zwölf Monate aus. In einer immer noch komplex globalisierten Business-Welt trifft es den Export-Weltmeister Deutschland wohl besonders hart. Aktuell stehen die schwächelnde Automobil- und Stahlindustrie in den Schlagzeilen und Rettungsversuche der handlungsschwachen Politik beschränken sich auf Lippenbekenntnisse. Der ifo-Geschäftsklimaindex hat gerade wieder nach unten gedreht und die herrschende Unsicherheit wirkt als Lähmung trotz dringend nötiger Richtungsentscheidungen.
Auch wenn sich daran bis zu den Neuwahlen im Februar wohl nur wenig ändern wird, schlägt sich der DAX (YoY +21%, aber inklusive Dividenden) wacker und hat sich von der bedrohlichen 19.000er-Marke etwas nach oben erholt. Zum Glück stecken nicht nur Automobil- und Chemiewirtschaft im Leitindex und auch mit den sprichwörtlich kurzen Beinen der Politik lassen sich Hügel erklimmen.
Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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