Börse am Morgen: u.a. Commerzbank / UniCredit, Atos, Kingfisher - Nord LB
Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im November vor dem Hintergrund der neuen politischen Unsicherheiten erwartungsgemäß eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 85,7 Punkte, vor allem die aktuelle Lage wird erheblich schlechter bewertet. Eine mit Donald Trump drohende Rückkehr des Protektionismus würde die Exportnation Deutschland besonders stark belasten, angesichts der grassierenden konjunkturellen und strukturellen Krise ist Deutschland hierfür in einer denkbar schlechten Ausgangssituation. Das Aufgabenheft für die nächste Bundesregierung ist entsprechend prall gefüllt. Aber auch für die EZB rücken die Konjunkturrisiken immer stärker in den Fokus. Selbst ein nochmaliger Anstieg der Inflationsrate im November wird die Währungshüter nicht vom Zinssenkungskurs abbringen.
Die Baubranche in Deutschland wartet weiter auf eine Belebung. Nachdem die Orders im August dank umfangreicher Großaufträge um 12,8% gegenüber dem Vormonat nach oben schnellten, brachen sie im September um 12,4% ein (real, saison- und kalenderbereinigt). Dies war das größte Minus seit April 2022. Gegenüber dem Vorjahresmonat ergab sich ein Rückgang um 11,5% (real, kalenderbereinigt). Der Auftragseingang im Tiefbau nahm im September m/m um 11,6% und derjenige im Hochbau um 13,6% ab.
Tagesausblick
Der heutige Dienstag beginnt mit einer geldpolitischen Note: BoF-Gouverneur Villeroy spricht am Morgen in Paris, wobei die Märkte derzeit auf immer stärker durchscheinende Konjunktursorgen im EZB-Rat sensibilisiert sind. Am Abend schwenkt der Fokus der geldpolitischen Linse mit dem FOMC-Sitzungsprotokoll dann auf die USA. Daneben stehen frische Daten vom US-Immobilienmarkt an: Zum einen zeichnet der Case-Shiller Index das Bild der Hauspreisentwicklung bis zum aktuellen Berichtsmonat September weiter. Zum anderen steuern die Oktober-Daten zu den Neubauverkäufen frische Indikationen auf der Nachfrageseite bei.
Renten- und Aktienmärkte
Sowohl in Europa als auch in den USA legten Staatsanleihen spürbar zu. Grund war die Nominierung von Scott Bessent zum Finanzminister der kommenden Regierung in den USA. Ihm wird zugetraut, die Staatsverschuldung einschränken zu können.
Nach anfänglich guter Laune wurde der deutsche Aktienmarkt vom Rückgang des ifo-Index vorübergehend eingebremst, bevor die gute Stimmung an der Wall Street ihm wieder auf die Beine half. Auch am Aktienmarkt wirkte die Nominierung von Scott Bessent positiv. DAX +0,43%; MDAX +1,10%; TecDAX +1,04%; Dow Jones +0,99%; S&P 500 +0,30%; Nasdaq Comp. +0,27%.
Unternehmen
Die britische Baumarktkette Kingfisher verzeichnete in Q3 2024/25 einen um 1,1% rückläufigen Umsatz, sprach aber von einer leichten Verbesserung für Q4. Für das Gesamtjahr 2024/26 grenzte das Management seinen Ausblick für den bereinigten Vorsteuergewinn auf eine Spanne von GBP 510 Mio. bis GBP 540 Mio. ein (bisher: GBP 510 Mio. bis GBP 550 Mio.). Für 2025/26 erwartet der Konzern höhere Ausgaben von etwa GBP 31 Mio. aus höheren Sozialversicherungsbeiträgen in Großbritannien sowie von ca. GBP 14 Mio. aus Maßnahmen der französischen Regierung.
Der französische Staat hat ein Übernahmeangebot für Teile der Sparte BDS des kriselnden IT-Unternehmens Atos abgegeben. Dies soll zur Sanierung und Umstrukturierung der Gruppe sowie zur Sicherung des Geschäftsfelds Supercomputer beitragen. Die Sparte ist u.a. für die abhörsichere Kommunikation des französischen Militärs verantwortlich.
Die italienische Großbank UniCredit will die ebenfalls italienische Banco BPM im Rahmen eines Aktientauschs, der auf etwa EUR 10 Mrd. taxiert wird übernehmen. Die Position als Nummer zwei in Italien (nach Intesa Sanpaolo) soll hierdurch gestärkt werden. Die Integrationskosten werden im ersten Jahr nach der Akquisition auf EUR 2 Mrd. geschätzt. Das Interesse an der Commerzbank bleibt hiervon unberührt, eine mögliche Übernahme könne aber erst nach der Integration von Banco BPM erfolgen.
Devisen und Rohstoffe
Auch dem EUR-Kurs tat die o. g. Nominierung gut. Nach den Verlusten der letzten Tagen legte er zu.
Die Rohölpreise gaben gestern durch die Aussicht auf einen Waffenstillstand im Libanon sowie nach Spekulationen über eine US-Produktionsausweitung unter der zukünftigen Regierung deutlich nach.
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