Softing: Zwei Hoffnungsschimmer vor einem schwierigen Jahr
Wolfgang Trier, der Chef der Softing AG, gehört normalerweise zu den Vorständen, die immer positive Präsentationen liefern. Seit Jahren ist er auf Kapitalmarktkonferenzen ein gern gesehener Gast, seit Jahren verbreitet er immer wieder Optimismus. Umso auffälliger ist es, dass Trier auf der Münchner Kapitalmarkt Konferenz (MKK) von GBC sehr viel vorsichtigere Töne anschlägt.
Vor allem der Bereich Industrial, der für 60 Prozent des Softing-Umsatzes sorgt, macht ihm Sorge – aber nicht nur. Ein amerikanischer Großkunde steckt derzeit in der Krise, hier hofft man jedoch auf neue Aufträge in 2026. Man will 2025 auch aufgrund dieses Ereignisses in den USA diversifizieren, neue Kunden sollen akquiriert werden, die Zahl der Produkte für den US-Markt soll ansteigen.
In Frankreich und Italien soll der Vertrieb im kommenden Jahr verstärkt werden, auch auf Indien will man einen stärkeren Fokus legen. Damit hofft man zugleich, die konjunkturelle Schwäche in China abfedern zu können. Nicht nur die hohe Jugendarbeitslosigkeit belastet die dortige Wirtschaft, Trier spricht von einem fast nicht vorhandenen Investitionsklima. Somit erscheint in diesem Segment trotz vielfältiger Bemühungen ein Wachstum im kommenden Jahr fast ausgeschlossen.
Der Markt dürfte 2025 konsolidieren, viele Unternehmen werden nach dem Motto „einfach überleben“ agieren. Ab 2026 soll es dann wieder interessante Wachstumsraten geben. Es folgt jedoch auch ein „aber“. Noch sind verschiedene geopolitische Aspekte in dieses Szenario nicht eingepreist, z.B. der Amtsantritt von Donald Trump. Dadurch könnte sich die Lage weiter verändern.
Für die anderen Bereiche von Softing verbreitet der Vorstand hingegen mehr Zuversicht. Im Automotive-Bereich kann man derzeit mit verschiedenen Produkten punkten. Flash-Programmierlösungen für Updates der Steuergeräte-Software in Fahrzeugen werden verstärkt nachgefragt. Ein Premiumhersteller gehört bereits zu den Kunden für eine neue Variante und mit weiteren Interessenten werden intensive Gespräche geführt.
Auch das Diagnostic Tool Set (DTS) und die konfigurierbare Diagnosesimulation (TCS) finden am Markt Beachtung. So hat Softing bei einem nordamerikanischen OEM 7.000 TCS-Lizenzen platzieren können, die ab 2025 einen jährlichen Umsatz von 2 Millionen Euro einbringen dürften, wie Trier betont.
Viertes Quartal muss stark ausfallen
Nach drei Quartalen meldet Softing einen Umsatz von 69,8 Millionen Euro (Vorjahr: 87,2 Millionen Euro). Der Auftragsbestand sinkt von 52,7 Millionen Euro auf 25,7 Millionen Euro. Der Auftragseingang geht von 67,9 Millionen Euro auf 48,8 Millionen Euro zurück. Es gibt ein operatives EBIT von -0,3 Millionen Euro (Vorjahr: +5,8 Millionen Euro). Unterm Strich erwirtschaften die Süddeutschen einen Verlust von 2,8 Millionen Euro (Vorjahr: +2,8 Millionen Euro). Das entspricht -0,31 Euro (Vorjahr: +0,31 Euro) je Aktie.
2024 soll einen Umsatz von etwa 105 Millionen Euro (2023: 112,6 Millionen Euro) und ein operatives EBIT von rund 4 Millionen Euro (2023: 5,6 Millionen) geben. Ob dies gelingt, hängt von drei Großprojekten ab. Wenn diese im laufenden Jahr nicht mehr realisiert werden, wäre die Prognose in Gefahr. Allerdings würden sich daraus zugleich positive Effekte für das erste Quartal 2025 ergeben.
Trotz aller Zurückhaltung sorgt Trier in München dann doch noch für zwei Hoffnungsschimmer. Einerseits sieht er die Gesellschaft als gut finanziert an. Die kurzfristig verfügbaren liquiditätsnahen Mittel liegen Ende September bei bis zu 25,3 Millionen Euro. Andererseits sieht er Chancen für ein nicht-organisches Wachstum, sprich für Zukäufe, da das Umfeld gerade eine Reihe von Möglichkeiten bietet.
Nicht angesprochen wird von Trier eine Stimmrechtsmitteilung von Anfang November. Damals meldete die Noser Management, dass man die Stimmrechte an der Softing AG von 10,14 Prozent auf 17,93 Prozent erhöht hat. Welche Motivation dahinter steckt, bleibt unklar.
Die Aktien von Softing (WKN: 517800, ISIN: DE0005178008, Chart, News) haben die Handelswoche auf XETRA bei 3,60 Euro beendet. In den vergangenen zwölf Monaten verliert die Aktie rund 44 Prozent.