Börse am Morgen: u.a. OMV, Sto, Thyssenkrupp, Walmart - Nord LB
Laut Ifo-Institut sieht fast jeder fünfte Selbstständige (18%) in Deutschland seine wirtschaftliche Existenz gefährdet. 48,5% klagten im Oktober über zu wenig Aufträge. Das Geschäftsklima für Selbstständige und Kleinstunternehmen sank im Oktober damit den dritten Monat in Folge auf nunmehr minus 22,0 Punkte (September -21,4 Zähler). Katrin Demmelhuber (Ifo-Expertin): „Die Selbstständigen stehen immer mehr unter wirtschaftlichem Druck“. Zur Einordnung: „Lediglich“ 7,3% der Unternehmen sorgen sich in der Gesamtwirtschaft um ihren Fortbestand.
Das selbst gesteckte Ziel der Bundesregierung von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr wird in 2024 klar verfehlt. Im September sind die Wohnungsbaugenehmigungen um rd. 23% eingebrochen (auf 15.300 und damit um weitere 4.600 weniger als im Vorjahresmonat), wie das Stat. Bundesamt gestern mitteilte. Gemäß dem Institut für Makroökonomie & Konjunkturforschung (IMK) entspricht das aktuelle Niveau der Baugenehmigungen nur rund 200.000 neu gebauten Wohnungen/Jahr. Eine Trendwende ist noch nicht in Sicht. Zwar hat sich der Auftragsmangel im Wohnungsbau im Oktober etwas verringert (49,9% der Unternehmen berichteten laut Ifo hiervon (ggü. 52,9% im September)), aber: „Wo heute keine Projekte beauftragt werden, werden morgen keine Wohnungen stehen“ (K. Wohlrabe - Leiter Ifo-Umfragen).
Tagesausblick
Bei der heute relativ kurzen Liste an Makrodaten wird vor allem auf die USA geschaut. Die Oktober-Daten zu Baubeginnen und Baugenehmigungen dürften dabei bereits unter dem Eindruck des an den Märkten in Verbindung mit „Trump 2.0“ gepreisten Zinsausblicks stehen. Im Zuge der laufenden Berichtssaison stehen die Q3-Zahlen von Walmart zur Veröffentlichung an, diesseits des Atlantiks liegt ein besonderes Augenmerk sicherlich auch auf dem Jahresbericht von Thyssenkrupp.
Renten- und Aktienmärkte
Zu Wochenbeginn geben Dt. Bunds nach. Die Renditen 10-jähriger dt. Staatsanleihen fallen um einen 1 Basispunkt (auf 2,37%). Es fehlen einfach die Richtungsimpulse. Erst zum Ende der Woche werden mit den Daten zu den europ. Einkaufsmanagerindizes neue Hinweise erwartet.
Im DAX agieren die Anleger weiter vorsichtig. Der DAX verlässt den Handel mit einem leichten Minus von 0,11%. Die Verunsicherung ist seit dem Ende der Ampel einfach noch nicht richtig eskomptiert. Und auch in den USA bleibt der Newsflow unberechenbar. DAX -0,11%; MDAX -0,82%; TecDAX -0,56%; Dow Jones -0,13%; S&P 500 +0,39%; Nasdaq Comp. +0,60%.
Unternehmen
Die schwachen dt. Bauaktivitäten (siehe oben) bekommt der Dämmstoff- und Putz-Hersteller Sto zu spüren. In 2024 wird mit keiner Erholung mehr gerechnet. Auch im Oktober habe sich die schwache Entwicklung fortgesetzt. Für Q3 liegt das Konzernergebnis damit deutlich unter dem Vorjahreswert. Das Ebit (oper. Ergebnis) wird nun in einer Spanne von EUR 50 Mio. bis EUR 68 Mio. (zuvor EUR 62 Mio. bis EUR 82 Mio.) antizipiert. Die Aktie reagierte prompt. Sto-Papiere (im S-Dax notiert) verloren gestern zeitweise über 8% und hielten (temp.) die rote Laterne im S-Dax.
OMV betreibt über sein rumänisches Tochterunternehmen Petrom den Ausbau des Gasförderprojekts im Schwarzen Meer (Neptun Deep) weiter voran. Brisant: die EU benötigt Neptun Deep für die Energieunabhängigkeit (denn OMV bezieht derzeit kein russisches Gas mehr). Was viele nicht wissen: Rumänien könnte durch Neptun Deep zu einem der größten europ. Erdgasproduzenten werden (Neptun Deep deckt eine Fläche von rd. 7.500 Quadratkilometern im Teil des Schwarzen Meeres ab).
Devisen und Rohstoffe
Die europ. Gemeinschaftswährung erholte sich am Montag leicht nach den Verlusten aus der letzten Woche.
Während OMV neue Quellen exploriert, strömt weiterhin hinreichend russisches Gas nach Österreich. Zwar wurde der Gasfluss um rd. 15 bis 20 Prozent gedrosselt (wahrscheinlich verbleibt ein Anteil in der Slowakei), aber der wichtige Gasknotenpunkt Baumgarten (Niederösterreich) bleibt das Nadelöhr, denn von hier wird russisches Gas in unterschiedliche Pipelines nach bspw. Deutschland, Italien, Südosteuropa (oder Ungarn) umverteilt/weitergeleitet. Vorausgegangen für die Lieferdisruptionen war ein Konflikt zwischen Österreich und Russland. Erst kürzlich sprach die Internationale Handelskammer OMV einen Betrag von EUR 230 Mio. (plus Zinsen) zu (dies entspricht ungefähr dem Betrag einer monatlichen Rate). TTF Gas handelte am Montag in diesem Umfeld bei rd. EUR 46,46 pro MWh (dies entspricht einem Anstieg von 1,65% ggü. der letzten Handelsperiode).
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