Börse am Morgen: u.a. Continental, Salzgitter, ZEW, Dollar, Gold - Nord LB
Laut dem Verband deutscher Pfandbriefbanken haben sich die Gewerbeimmobilienpreise in Q3 um durchschnittlich 4,7% (im Vorjahreszeitraumvergleich) weiter verringert. Ggü. dem Vorquartal kam es aber zu einem leichten Anstieg (+0,7%). Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt (vdp): „Es ist noch zu früh, um von einem beginnenden nachhaltigen Aufschwung am Immobilienmarkt zu sprechen“. Das Ifo-Institut antizipiert in diesem Umfeld einen möglichen Rückgang des Büroflächenbedarfs bis zum Jahr 2030 um 12%. Der Trend zum Home-Office belastet weiter die Büronachfrage.
Mit einem anhaltenden Auftragsmangel in der deutschen Wirtschaft (so stark wie seit der weltweiten Finanzkrise 2009 nicht mehr; 41,5% der Unternehmen klagen) warnt das Münchner Ifo-Institut weiter vor einer hemmenden, zurückhaltenden, konjunkturellen Wirtschaftsentwicklung. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht sogar den Prozess der Deindustrialisierung. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier: „Knapp 40 Prozent der deutschen Hersteller industrieller Produkte planen ihre Investitionen am heimischen Standort zurückzufahren“.
Im Oktober haben die Kreditinstitute im Reich der Mitte ihre Kreditvergabe überraschend stark eingeschränkt, und das trotz politischer Anreize und niedriger Zinsen! Neue Zahlen der PBOC weisen lediglich 500 Mrd. Yuan (rd. EUR 65 Mrd.) aus. Im September belief sich der Wert noch auf 1,59 Bio. Yuan. Die neuen Zahlen zur Kreditvergabe bestätigen eine anhaltende chinesische Konjunkturschwäche.
Tagesausblick
Mit dem November-Datenkranz zum Stimmungsindikator des ZEW aus Mannheim werden heute die Einschätzungen der befragten Finanzmarktexperten zur derzeitigen konjunkturellen Lage sowie den Erwartungen an die deutsche Wirtschaft auf Sicht von sechs Monaten veröffentlicht. Ein besonderes Augenmerk werden Beobachter vor allem darauf legen, inwiefern sich die politischen Ereignisse dies- und jenseits des Atlantiks auf die Lage- und Erwartungskomponente – inklusive den qualitativen Rückmeldungen – durchgeschlagen haben.
Aktien- und Rentenmärkte
In den USA blieb gestern aufgrund der Feierlichkeiten zum Veterans Day der Rentenmarkt geschlossen. Aktienbörsen waren jedoch geöffnet und die Wall Street machte am Montag nahtlos damit weiter, womit sie zum Wochenschluss aufgehört hatte. Die Rallye setzte sich fort. Die Rückkehr von Trump in das Weiße Haus lässt den Dow-Jones, den S&P 500 und auch den Technologiewerte-Index Nasdaq auf neue Höchststände steigen. Der S&P 500 verzeichnete in der letzten Woche mit einem Plus von 4,7% sogar die bisher beste Wochenperformance im Jahr 2024. DAX +1,21%; MDAX +1,53%; TecDAX +1,08%; Dow Jones +0,69%; S&P 500 +0,10%; Nasdaq Comp. +0,06%.
Renditen 10-jähriger dt. Bunds fielen gestern auf 2,33% (-4bp). Der Rentenmarkt preist derzeit schneller (als bisher angenommen) fallende Zinsen bis zum Jahresende ein. Grund sind steigende Risiken über eine mögliche Blockadehaltung der Opposition.
Unternehmen
Der Stahlkonzern Salzgitter steht der angekündigten Übernahmeofferte von Großaktionär Günter Papenburg offen gegenüber. Die dt. Stahlbranche belastet schon seit längerer Zeit hohe Energiepreise, Dumpinganbieter aus Fernost sowie eine schwache Kundennachfrage aus der Automobilindustrie und des Maschinenbaus. Für die ersten drei Quartale musste Salzgitter jetzt einen Gewinneinbruch verkraften. Der Umsatz fiel auf EUR 7,7 Mrd. (ggü. EUR 8,4 Mrd. im Vorjahreszeitraum). Das EBITDA sackte auf EUR 320,6 Mio. ab (ggü. EUR 576 Mio.). Die Ertragskraft leidet und eine Erholung ist derzeit nicht in Sicht.
Die Sparmaßnahmen bei Continental zeigen Wirkung. Der avisierte Börsengang der Autosparte könne ggf. im HJ2/2025 vollzogen werden. Auch der Umbau der Sparte ContiTech schreitet voran. Bis zum Jahresende sollen Investorengespräche aufgenommen werden. Der drittgrößte dt. Autozulieferer (nach Bosch und ZF Friedrichshafen) konnte sich über einen Wertzuwachs von über 10% im Tagesverlauf freuen.
Devisen und Rohstoffe
Die europ. Gemeinschaftswährung ist gestern auf den niedrigsten Stand seit sechseinhalb Monaten gefallen. Sorgen über zukünftige Zölle belasteten die EUR/USD Währungsrelation.
Rote Vorzeichen auch beim Gold. Das gelbe Edelmetall korrigierte am Montag weiter. Minus 2,57% ging es für die Feinunze bergab.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!