Donald Trump rückt langsam in den Fokus der Fed - Nord LB
Das FOMC hat das US-Leitzinsniveau gestern um weitere 25bp gesenkt. Damit notiert die obere Grenze für das Band um die Fed Funds Target Rate nun bei 4,75%. Die aktuellen Zahlen zur Entwicklung an der makroökonomischen Preisfront haben diese eher vorsichtige Lockerung der geldpolitischen Zügel in den USA ohne jeden Zweifel zugelassen. Einige pessimistische Marktbeobachter hatten nach den jüngsten Angaben zur US-Beschäftigungssituation sogar die Möglichkeit einer weiteren Leitzinssenkung der Fed um 50bp ins Spiel gebracht. Diese Option hatten wir allerdings zu keinem Zeitpunkt für wirklich realistisch gehalten; die Daten zum Stellenaufbau in der US-Wirtschaft waren schließlich durch die Wirbelstürme und durch Streikmaßnahmen verzerrt.
Angesichts der jüngsten Wahl in den USA, die beim Blick auf die weitere Geldpolitik der Fed durchaus noch Auswirkungen haben kann, dürfte der Verzicht auf eine Zinssenkung wohl auch keine wirkliche Option für die Notenbanker in Washington gewesen sein. Die aktuellen BIP-Daten hätten ein solches Vorgehen zwar durchaus rechtfertigen können, die US-Notenbanker dürften aktuell aber einen großen Anreiz haben, unter dem Radar der Politik zu fliegen. Damit hat es sich – zumindest aus dieser Perspektive betrachtet – für das FOMC regelrecht angeboten, einfach der Marktmeinung zu folgen.
Wir rechnen im Dezember weiterhin mit einem zusätzlichen kleinen Zinsschritt nach unten. Damit würde die obere Grenze des Bandes um die Fed Funds Target Rate zum Jahresende 2024 dann bei 4,50% notieren. Bei einer Inflationsrate im Bereich von nur noch knapp über 2,00% würde folglich ein mehr als auskömmliches Realzinsniveau am Geldmarkt der USA zu beobachten sein. Das FOMC könnte im Laufe des Jahres 2025 also durchaus noch weitere Zinssenkungen implementieren. Man wird aber wohl nach und nach vorsichtiger agieren wollen.
Ein großer Unsicherheitsfaktor ist nun auf jeden Fall Donald Trump. Die aktuellen Wortmeldungen zeigen, dass Notenbankchef Jerome Powell nicht zurücktreten will; er betonte zudem, es wäre rechtlich nicht möglich, ihn einfach von seinem momentanen Posten zu entfernen. Die neue Regierung plant aber eindeutig Veränderungen bei der Fed. „Team Trump“ hat allerdings noch keine einheitliche Meinung. Die Ideen scheinen derzeit sogar in sehr unterschiedliche Richtungen zu gehen. So wird hinter den Kulissen beispielsweise über die Installation eines „Schattenchefs“ für die Notenbank, über die Einführung des Goldstandards und sogar über ein Ende der Fed diskutiert. Man wird nun auf relevante Nachrichten warten müssen. Donald Trump ist ein Kind der US-Immobilienwirtschaft. Der Gedanke, niedrigere Zinsen würden über sinkende Kapitalkosten grundsätzlich zu einer steigenden Wirtschaftsaktivität führen, ist daher fast schon in seiner DNA verankert. Einige seiner Berater scheinen ihn in dieser Auffassung zu bestärken. Der neue Präsident ist aber auch gewählt worden, um die Inflation auf niedrigem Niveau zu verankern. Er ist sich dieser Tatsache sehr bewusst – und manche seiner Wirtschaftsberater scheinen ihm nahegebracht zu haben, dass ein größerer Reputationsschaden bei der Fed vermieden werden muss, um keine höheren Inflationserwartungen aufkommen zu lassen.
Fazit: Das FOMC hat die Märkte nicht überrascht. Die Notenbanker in Washington sind den Erwartungen der Anleger gefolgt und haben „nur“ einen kleinen Zinsschritt nach unten implementiert. Vielleicht versucht man mit diesem Verhalten auch, möglichst tief unter dem politischen Radar zu fliegen.
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