US-Wahl: Von McDonald’s direkt ins Weiße Haus… - Nord LB
„Vom Tellerwäscher zum Millionär“ ist fast schon eine Art Mantra des amerikanischen Traumes. Als Sohn reicher Eltern ist Donald Trumps Lebensgeschichte natürlich extrem weit von dieser Karrierehoffnung vieler US-Arbeitnehmer entfernt. Aber immerhin hat es der 45. Präsident nun geschafft, „direkt“ vom Drive-Thru-Schalter bei McDonald’s als 47. Präsident wieder ins Oval Office gewählt zu werden.
Natürlich war der Arbeitseinsatz beim Fast-Food-Giganten nur ein PR-Gag – aber es zeigt sich: Donald Trump ist vor allem ein Entertainer, der die Macht der Bilder in einem modernen und von Social-Media-Aufritten geprägten Wahlkampf verstanden hat. Dies dürfte ein wichtiger Schlüssel zur Erklärung seines aktuellen Erfolges sein! Gewonnen haben insbesondere nicht die traditionellen Republikaner, die teilweise sogar offen die Demokraten unterstützt haben, sondern eher eine breite „Koalition gegen Kamala“, der sich zuletzt dann auch noch viele Libertäre angeschlossen haben. Diese politische Gruppe ist kein monolithischer Block. Daher wird man die Machtverhältnisse in der neuen Regierung in den kommenden Wochen sehr genau analysieren müssen.
Mit Blick auf die für die Finanzmärkte zentralen Fragen besteht bei den neuen Partnern wohl eine große Einigkeit darüber, Crypto-Assets stärker zu fördern und an dieser Stelle vor allem keine zu strengen Regulierungsmaßnahmen umzusetzen. Klar ist wohl auch, dass Robert Kennedy Jr. weitgehend freie Hand beim Umbau des US-Gesundheitswesens gelassen werden dürfte. Dies wird der Pharmaindustrie in den Vereinigten Staaten noch einige Kopfschmerzen bereiten. Da wohl auch neue Restriktionen bei der Werbung für Arzneimittel drohen, sollten sich zudem Implikationen für den dortigen Mediensektor ergeben.
Mit Blick auf die Fiskalpolitik wird man umfangreiche Steuersenkungen durch Zölle und Einsparungen im Bundeshaushalt finanzieren. Ursprünglich standen die Zölle an dieser Stelle stark im Fokus. Diese Pläne von „Team Trump“ mussten allerdings bereits angepasst werden. Nun dürfte vor allem auf Entbürokratisierung und eine damit einhergehende starke Verringerung der Staatsausgaben gesetzt werden. Der aktuelle Anstieg der US-Kapitalmarktzinsen mag auch der Sorge der Anleger geschuldet sein, die neue Regierung könnte eine sehr unsolide Fiskalpolitik betreiben wollen. Thomas Massie und Ron Paul, die nun wohl beide wichtige Rollen in Washington übernehmen werden, dürften aber starke Stimmen gegen eine deutliche Ausweitung der Staatsverschuldung sein. Elon Musks Pläne zur Ausgabenreduktion werden allergings keinesfalls schnell umsetzbar sein. Damit wird sich die Frage stellen, ob man die Einkommenssteuern bereits lediglich aufgrund von erhofften zukünftigen Einsparungen senken will. Die Antwort auf diese Frage dürfte bereits von zentraler Bedeutung für den globalen Rentenmarkt sein.
Beim Thema Geldpolitik könnte es schnell zum Streit kommen. Donald Trump will eigentlich mehr Einfluss auf das FOMC nehmen und vor allem das Zinsniveau senken. Dagegen hat JD Vance jüngst erklärt, er würde die geldpolitischen Pläne von Ron Paul sehr positiv bewerten. Ein Ende der Fed wird es aber natürlich nicht geben! Die meisten Libertären haben sich erst sehr spät auf der Party der „Koalition gegen Kamala“ blicken lassen. Es ist noch völlig unklar, ob ihnen Zugeständnisse gemacht worden sind.
Fazit: Donald Trump hat nach übereinstimmenden Medienberichten inzwischen mehr als 270 Stimmen im Electoral College auf sich vereint. Damit wird der 45. nun auch zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Zudem haben die Republikaner eine Mehrheit im Senat erringen können. Allerdings ist festzuhalten, dass sich Donald Trump auf eine Art Koalition stützt, die nicht nur in wirtschaftspolitischen Fragestellungen teilweise doch recht unterschiedliche Auffassungen zu haben scheint. Einigkeit besteht offenbar beim Plan, die Crypto-Assets stärker zu fördern. Zudem soll die Einkommenssteuer kräftig gesenkt werden. Eine Streichung des 16. Zusatzartikels der US-Verfassung wird es unserer Auffassung nach jedoch nicht geben. Mit Blick auf die weitere Geldpolitik zeigt sich dagegen noch kein klares Bild. Hier scheint es im „Team Trump“ doch recht verschiedene Ideen zu geben.
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