Börse am Morgen: u.a. US-Wahlen, Salzgitter, Dollarkurs - Nord LB
Die Verbraucherstimmung der Deutschen hellt sich zum Start des Weihnachtsgeschäfts auf. Konsumenten sind bereit, größere Anschaffungen zu tätigen (außerdem soll weniger gespart werden). Das Konsumbarometer stieg im November auf 97,25 Punkte (+1 Zähler). Zusätzlich keimt vorsichtiger Optimismus hinsichtlich der Einkommenserwartungen auf, wie der Handelsverband Deutschland (HDE) gestern mitteilte. Ähnliche Signale kommen on der Bundesbank (Buba). Laut Buba sollte das Lohnwachstum in Deutschland in den kommenden Quartalen „etwas stärker“ als im Euroraum ausfallen. HDE: „Möglicherweise ist diese Stimmungsverbesserung der Beginn einer Erholung“. Zur Erinnerung: In Q3 wuchs das dt. BIP getragen durch einen anziehenden Konsum bereits überraschend um 0,2%. Es bleibt laut HDE aber abzuwarten, ob es zu einer dauerhaften privaten Konsumerholung kommen werde.
Ob das antizipierte Lohnwachstum die Unternehmen vor Neueinstellungen abhält, oder ob es die weiter schwache dt. Konjunktur ist, bleibt schwierig zu interpretieren. Jedenfalls hat sich das Ifo-Beschäftigungsbarometer im Oktober mit nunmehr 93,7 Punkten (September: 94,0 Punkte) auf den niedrigsten Wert seit Juli 2020 verringert. Adrea Nahles (Chefin der Bundesagentur für Arbeit): „Die Herbstbelebung am Arbeitsmarkt fällt in diesem Jahr weitgehend aus“. In die gleiche Kerbe schlägt Klaus Wohlrabe (Ifo): „Die Unternehmen besetzen eher Stellen nicht neu, als dass sie Mitarbeiter entlassen.“ Die Lage ist offensichtlich divergent. Bei Volkswagen diskutiert man bekanntermaßen derzeit sogar über Arbeitsplatzabbau und Lohnkürzungen.
Tagesausblick
Heute stehen unwidersprochen die US-Wahlen im Fokus. In den meisten US-Bundesstaaten gilt bereits als sicher, welcher Kandidat sich durchsetzen wird. Umkämpft sind lediglich die sieben sogenannten Swing States. Unabhängig vom Wahlausgang dürfte die erste Reaktion an der Wall Street Erleichterung sein, „dass das Ereignis hinter dem Markt liegt“. Doch sollten Marktteilnehmer mit Schwankungen an den Kapitalmärkten rechnen, solange der Sieger bzw. die Siegerin noch nicht bekannt ist und das könnte ggf. tatsächlich noch einige Tage dauern. Zuvor dürften in Deutschland neue Quartalszahlen verdaut werden. So veröffentlichen u. a. der Logistikkonzern DHL, der Online-Modehändler Zalando, Flughafenbetreiber Fraport und Autozulieferer Schaeffler ihre Zahlen.
Renten- und Aktienmärkte
Die Woche der Trump-Trades (Kursverluste bei Bonds, Kursgewinne beim USD – siehe unten „Devisen“) startete am US-Rentenmarkt mit einem Paukenschlag. Die Rendite der 10-jährigen US-Treasuries sank am Montag zweistellig (um 11 Basispunkte auf 4,27%). Neue Umfrageergebnisse vom Wochenende über einen Vorsprung von Harris im Bundesstaat Iowa (traditionell republikanisch) zeigten sich instantan in den Kursen von US-Staatsanleihen. Auch in Europa nahm der Rentenmarkt dies neben mahnenden Äußerungen von Bundesbankchef Nagel über pot. bevorstehenden Zollerhöhungen nach dem Ausgang der US-Wahl wohlwollend zur Kenntnis. Entsprechend verringerten sich auch die Renditen eurodenom. Staatsanleihen (10J), jedoch weniger stark als bei ihren amerik. Pendants. Zinsinvestoren mögen nämlich keine teuren Handelsbeschränkungen, welche aber Trump favorisiert (die Auswirkungen wären auch via einer höheren Inflation in Europa zu spüren und würden dadurch auf die einzufordernden Risikoprämien der Bondinvestoren ausstrahlen).
Aktienmärkte dies- und jenseits des Atlantiks starteten in diesem Umfeld reserviert in die Woche. DAX -0,56%; MDAX -0,36%; TecDAX -0,44%; Dow Jones -0,61%; S&P 500 -0,28%; Nasdaq Comp. -0,33%.
Unternehmen
GP Günter Papenburg AG (GP) erwägt zusammen mit der TSR Recycling GmbH & Co. KG ein öffentliches Angebot für Salzgitter. GP ist derzeit zweitgrößter Eigner (25%) nach NDS (26,5%).
Devisen
Der Währungsrelation EUR/USD steht eine volatile Woche bevor. Bereits gestern kam es zu sichtbaren Kursbewegungen. Auslöser waren neue Umfragen hinsichtlich eines möglichen Wahlausgangs zugunsten Kamala Harris. Die potentiellen Auswirkungen auf den transatlantischen Wechselkurs werden neben den Ergebnissen der heute Nacht stattfindenden Wahl dabei auch noch von der Fed-Zinsentscheidung am Donnerstag tangiert. Gestern kam der Greenback jedenfalls unter Druck. Neben den bevorstehenden geldpolitischen Entwicklungen behalten die Devisenhändler auch die zukünftige Fiskalpolitik der USA klar im Auge.
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