Börse am Morgen: U.a. mit Grenke, Meta, Microsoft, Siemens, Volkswagen - Nord LB

Die deutsche Wirtschaft hat sich im Sommer überraschend konjunkturell leicht erholt. Das reale Bruttoinlandsprodukt legte q/q um 0,2% zu. Allerdings trübt die Abwärtsrevision für das Frühjahr das Gesamtbild. In Q3 stützten vor allem die privaten und öffentlichen Konsumausgaben. Sorgenkinder bleiben jedoch die Industrie, der Export und die Investitionen. Die deutsche Wirtschaft steht nach einer Stagnation im Gesamtjahr 2024 vor einer holprigen Erholung. Die soliden BIP-Zahlen im übrigen Euroraum und der Anstieg der Inflationsrate machen eine nochmalige Beschleunigung des Zinssenkungstempos der EZB unwahrscheinlich.
Laut Schnellschätzung zur Entwicklung der deutschen Verbraucherpreise im Oktober ist die Inflationsrate (VPI) in nationaler Abgrenzung auf y/y 2,0% gestiegen, m/m betrug die Veränderungsrate 0,4%. Bei dem für europäische Zwecke harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) sprang die Jahresrate sogar von 1,8% im September auf nun y/y 2,4%. Mit einem Anstieg war nicht zuletzt aufgrund eines ungünstigen Basiseffekts zwar zu rechnen gewesen, allerdings überraschen sowohl das Ausmaß als auch einige Details negativ. Die gemeldeten Inflationszahlen liegen deutlich über den Markterwartungen.
Die US-Wirtschaft hat nach noch sehr revisionsanfälligen ersten Angaben im 3. Quartal 2024 annualisiert um immerhin 2,8% zulegen können. Diese Nachricht ist allerdings keine wirkliche Überraschung. Zudem wird sich das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten nun langsam abkühlen. In Verbindung mit einem Abklingen der Inflationssorgen dürfte das FOMC die Leitzinsen folglich weiter senken können.
In den USA war die Inflation im September weiter rückläufig. Der PCE-Index erreichte mit y/y 2,1% (August: 2,3%) fast die Fed-Zielmarke von 2,0%.
Tagesausblick
Heute stehen mit den neugeschaffenen Stellen (ex Agrar) und der Arbeitslosenquote zentrale US-Arbeitsmarktdaten zur Veröffentlichung an. Vor allem geldpolitisch interessierte Beobachter dürften im Hinblick auf die Fed-Sitzung in der kommenden Woche besonders akribisch hinsehen. Zum anderen gehen ebenfalls wichtige Signale von den Ergebnissen der Einkaufsmanagerbefragung des ISM aus. Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe in den USA wird aber sicherlich keinen größeren Höhenflug unternehmen, schließlich sorgt nicht zuletzt die heiße Phase im US-Wahlkampf noch für zu viel Unsicherheit.
Renten- und Aktienmärkte
Nachdem deutsche Staatsanleihen am Mittwoch starke Kursrückgänge und damit steigende Renditen erlebten, beruhigte sich der Handel gestern.
Steigende Nervosität vor der Wahl in den USA, höhere Anleiherenditen und nicht zuletzt negative Vorzeichen von der Wall Street belasteten die Aktienmärkte in Deutschland. DAX -0,93%; MDAX -1,14%; TecDAX -1,40%.
Trotz eigentlich starker Quartalszahlen von Microsoft und Meta gerieten die Wall Street und insbesondere der Technologiesektor unter Verkaufsdruck. Grund: Beide Konzerne stellten höhere Ausgaben für Künstliche Intelligenz (KI) in Aussicht. Zudem belasteten die steigenden Anleiherenditen. Dow Jones -0,90%; S&P 500 -1,86%; Nasdaq Comp. -2,76%.
Unternehmen
Volkswagen verzeichnete in Q3 einen deutlichen Gewinnrückgang. Das operative Ergebnis lag mit EUR 2,9 Mrd. um 42% unter Vorjahr. Die Fahrzeugauslieferungen gingen um 7,1% zurück.
Siemens stärkt sein Industriesoftware-Geschäft mit einer Übernahme der US-Firma Altair Engineering für über USD 10 Mrd.
Microsoft erzielte in Q3 ein deutliches Umsatzwachstum von 16% auf USD 65,6 Md. Die Cloud-Sparte Azure wuchs mit +32% sogar etwa doppelt so schnell. Die Investitionen (insbes. KI) waren mit USD 20 Mrd. aber höher als geplant und sollen weiter auf insgesamt USD 80 Mrd. im GJ 2024/25 steigen.
Auch Meta stellte einen signifikanten Anstieg der Investitionen in KI in Aussicht. Bei USD 40,6 Mrd. Umsatz wurde ein Gewinn je Aktie von USD 5,03 erzielt. Für das laufende Quartal wird ein Umsatz von USD 45 Mrd. bis USD 48 Mrd. prognostiziert.
Steigende Insolvenzen und damit einhergehende Zahlungsausfälle belasten Grenke. Der Leasingspezialist kürzte seine Gewinnprognose um ein Drittel.
Devisen und Rohstoffe
Die Währungsrelation EUR/USD war gestern kaum verändert. Nach einem überraschenden Rückgang der Ölreserven in den USA erholten sich die Rohölnotierungen in den vergangenen beiden Tagen.
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