Börse am Morgen: U.a. mit BP, Heidelberg Materials, Thyssenkrupp und Ölpreis - Nord LB
Das Neugeschäft der deutschen Industrie ist eingebrochen und verschärft die Krise des wichtigen Wirtschaftssektors. Nach 2 Anstiegen in Folge sanken die Bestellungen im August um 5,8% im Vergleich zum Vormonat und damit so stark wie seit Januar nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang von 2,0% gerechnet. Allerdings fiel das Auftragsplus vom Juli mit revidiert 3,9% höher aus als anfangs mit 2,9% gemeldet. Ohne Großaufträge lägen die Bestellungen der Industrie sogar auf dem niedrigsten Stand seit der Corona-Pandemie. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer erklärte zu den Daten: „Das zerschlägt die Hoffnungen auf eine baldige Trendwende.“ Das IMK-Instituts äußerte: „Das Auftragsminus unterstreiche die schwierige Situation der Industrie und sei ein klares Krisensignal. Die 3 wesentlichen Schlüsselbereiche der deutschen Industrie sind alle massiv von der Schwächephase betroffen: Der Automobilbau, der Maschinenbau und die Chemie.“
Die Einzelhändler im Euroraum haben im August ein leichtes Umsatzplus erzielt. Sie hatten 0,2% mehr in der Kasse als im Vormonat, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte. Ökonomen hatten genau damit gerechnet, nach stagnierenden Umsätzen im Juli. Das Geschäft mit Nahrungsmitteln, Getränken und Tabak stieg im August um 0,2%. Die Erlöse außerhalb des Lebensmittelsektors legten um 0,3% zu. Bei Kraftstoffen ergab sich an den Tankstellen ein Plus von 1,1%. Der private Konsum stellt etwa zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone. Diese legte in Q2 um 0,2% zu.
Tagesausblick
In einer eher „datenarmen“ Woche dürfte heute die Zahlen zur deutschen Industrieproduktion und zur US-Handelsbilanz im Fokus stehen. Die Zahlen zur deutschen Produktion zeigen, wie sich die Fertigung Mitte des Q3 entwickelt hat. Zudem müssen die Reden von Fed-Offiziellen genau im Auge behalten werden; nach den starken Arbeitsmarktdaten aus den USA wirkt die Zinswende nun sogar noch eine Spur offensiver.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse der Bundesanleihen haben erneut nachgegeben. Die Anleihen knüpften somit an ihre Kursverluste vom Freitag an. Sorgen um die schwächelnde deutsche Konjunktur und die Lage im Nahen Osten haben den deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart belastet. Das Ifo-Geschäftsklima im Einzelhandel der größten Volkswirtschaft Europas trübte sich im September erneut ein. Dies verstärkte die Sorgen der Investoren nach schwachen Daten für die deutsche Industrie im August.
Bei den Einzelwerten standen u.a. Thyssenkrupp im Fokus (-2,7%). Der kriselnde Industriekonzern nimmt seine vom Staat mit Milliardensummen unterstützten Pläne für eine klimaschonende Produktion unter die Lupe. Gefragt war dagegen Heidelberg Materials mit einem Plus von 1,15%. Der Baustoffkonzern ist einem Medienbericht zufolge mit dem indischen Mischkonzern Adani Group in Gesprächen über den Verkauf seines Zementgeschäfts auf dem Subkontinent. DAX -0,09%; MDAX -0,41%; TecDAX -0,06%.
Das Motto der Wall Street lautete nach den Kursgewinnen vom Freitag: Wie gewonnen, so zerronnen. Die zugespitzte Lage im Nahen Osten bereitet wachsende Sorgen, aber auch die allgemeine Schwäche des schwergewichtigen Technologiesektors sowie steigende Renditen am Anleihemarkt belasten. Dow Jones -0,94%; S&P 500 -0,96%; Nasdaq C. -1,18%.
Unternehmen
Der Ölriese BP bremst seinen Nachhaltigkeitskurs Insidern zufolge weiter ab. Der seit Januar amtierende Konzernlenker Auchincloss will stattdessen sein Augenmerk mehr auf die Rendite lenken, um Anleger zurückzugewinnen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Auchincloss werde seine aktualisierte Strategie, einschließlich der Aufhebung des Produktionsziels, auf einem Investorentag im Februar vorstellen, hieß es. Der Manager, der im Mai Kosteneinsparungen in Höhe von 2 Mrd. USD bis Ende 2026 angekündigt hatte, hat in den letzten Monaten seine Investitionen in neue Offshore-Wind- und Biokraftstoffprojekte ausgesetzt und die Zahl der kohlenstoffarmen Wasserstoffprojekte von 30 auf 10 reduziert.
Rohstoffe
Die Sorge über einen möglichen Angriff auf die iranische Ölindustrie ließ den Ölpreis nach einem kurzfristigen Rücksetzer erneut in die Höhe schnellen. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verteuerte sich um rund 2%. Die Spannungen in Nahost hatten die Preise bereits vergangene Woche um insgesamt rund 10% in die Höhe getrieben, derzeit sind sie so hoch wie seit Ende August nicht mehr.
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