Verlockende Rekorde - Börse München
Das mit den Allzeithochs hatte sich die Woche wieder verflüchtigt, der Dax bewegte sich rückwärts auf die 19.000er Marke zu. Eine Ursache dafür macht die Börsen-Zeitung aus: „Neue Hiobsbotschaften der Autobauer vergrätzen Anleger“. Passend dazu sank die Stimmung der europäischen Unternehmen auf ein 7-Monats-Tief (boerse.de) und Deutschland ist dabei Antreiber, aber leider in die falsche Richtung. In München wurde am Tag der Deutschen Einheit eine zwei Kilometer lange Schlange gesichtet, nicht vor den Eingängen zum Oktoberfest, sondern am Flughafen vor der Sicherheitskontrolle. Kein optimales Bild für das Image der bayerischen Landeshauptstadt, oder wie die tz schreibt: „Flughafen München ist schlechtester Airport in Europa: Lufthansa-Boss fällt wohl vernichtendes Urteil“. Die Süddeutsche Zeitung nennt es gar „irrwitzige Verzögerungen“.
Lautstark
Und ewig lockt… das Finanzmagazin, sind wir versucht bei Goethe abzuschreiben. Gleich mit einem Megaphon posaunt es Focus Money heraus: „Jetzt kaufen! – Wo der Einstieg noch lohnt“. Schließlich gibt es die „Zinswende und Börsenrekorde“ zu vermelden. Dann aber sofort das Depot aufstocken! „Hoch, höher, Dax“, heißt es bei Der Aktionär, hinterfangen von einem schneebedeckten Bergesgipfel. „Geht da noch mehr?“, fragt uns der Titel. Von uns aus immer. Ein „Best of KI-Aktien“ schlägt uns Börse Online vor, eine Frau mit überdimensionierter Datenbrille zeigend. „Große, kleine, bekannte, unbekannte: Verdoppler, Verdreifacher und noch mehr…“ gibt’s dann im Heft. Und, wie wir dem Editorial von Jens Castner entnehmen (das wir schon wegen der Überschrift „Sind wir zu faul?“ lesen mussten, offensichtlich hatten wir uns ertappt gefühlt), ist darunter kein einziges deutsches Unternehmen aufgeführt! Euro am Sonntag weist uns auf das „Beben bei Banken“ hin und warnt: „Chancen für Anleger, Gefahren für Sparer!“ Viele sehen das ja eher umgekehrt.
Weise verhalten
Ob sich die drei Weisen aus dem Morgenland auch einmal heftig gestritten haben, ist nicht überliefert. Sie brauchten ja auch nichts tun, als einem Stern hinterherlaufen. Bei den sogenannten Wirtschaftsweisen ist das offensichtlich anders, über ihnen schwebt nicht immer ein guter Stern. Jetzt streiten sie sich vor Gericht darüber, wie sie sich untereinander und überhaupt verhalten sollen. Auf dem justiziablen Prüfstand steht ihr Verhaltens-Kodex, so einem Interview mit der Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, in der WirtschaftsWoche zu entnehmen. Ob sie sich dort einigen werden, gilt es abzusehen, nicht immer ist ja Weisheit drin, wo Weisheit draufsteht. Immerhin sieht die Wirtschaftsweise für die Wirtschaft optimistisch in die Zukunft: „Wir kommen 2025 aus der Talsohle“, ist das Interview überschrieben – oder meint sie damit doch die Wirtschaftsweisen?
Kapitän
Man kann sich eine Kindheit ohne Bobbycar und Broccoli vielleicht vorstellen, aber sicherlich nicht ohne Fischstäbchen. Sie stellen eine Art Grundnahrungsmittel dar, schnell gebraten und lecker, zumindest sehen es die Kids (meist) so. Die Fische fängt bekanntlich Käpt’n Iglo höchst persönlich, der sich mit weißem Bart und Kapitänsmütze als Werbefigur erhalten hat, vergleichbar allenfalls noch mit Meister Proper, der aber weder Bart noch Haare aufweist. Pro Werktag stellt das Unternehmen in Bremerhaven sieben Millionen Stück der knusprigen Stäbchen her, doch dazu benötigt Iglo vor allem eines: Alaska-Seelachs aus der Beringsee. Und hier liegt der Fisch begraben: „Käpt’n Iglos großes Problem“ nennt es Die Welt. Denn die Beringsee teilen sich die USA und Russland je zur Hälfte und die russische Hälfte soll nun seitens der EU sanktioniert werden. Noch ist nichts entschieden, nur eines ist sicher: In ein Fischstäbchen gehört Fisch, und zwar muss er mindestens einen Anteil von 65 Prozent betragen.
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