SFC Energy: „Wir treiben die Marktkonsolidierung aktiv voran“
Spannender Deal für SFC Energy: Der SDAX-Konzern erweitert sein Wasserstoff-Brennstoffzellen-Portfolio via Asset-Deal mit Ballard Power Systems Europe und beschleunigt damit den Marktzugang in Nordeuropa. Zugleich baut SFC seine Technologie- und Marktführerschaft für Wasserstoff-Brennstoffzellen unter 50 kW weiter aus.
„Künftig können wir unseren Kunden das weltweit umfangreichste Angebot an stationären Brennstoffzellen in diesen Leistungsklassen bieten“, erläutert SFC-CEO Peter Podesser und spricht im Exklusivinterview mit der Redaktion von 4investors.de auch über die weitere Zusammenarbeit mit Ballard Power, die neue Tochtergesellschaft in Dänemark und das Marktpotenzial in Nordeuropa.
4investors.de: Herr Podesser, heute hat SFC Energy einen Deal mit Ballard Power Systems Europe gemeldet. Was kaufen Sie konkret?
Podesser: Unsere Vereinbarung mit Ballard Power Systems Europe (BPSE), der Europa-Tochter des kanadischen Brennstoffzellenkonzerns Ballard Power Systems, sieht die Übernahme von Vermögenswerten des Wasserstoff-Brennstoffzellen-Geschäfts in Skandinavien inklusive der IP-Rechte und der Kundenverträge vor. Mit dieser Transaktion erweitern wir unser Portfolio um zwei im Kundeneinsatz bewährte Wasserstoff-Brennstoffzellenlösungen mit einer Leistung von 1,7 kW und 5 kW und stärken das Angebot im Leistungsspektrum bis zu 50 kW. Und neben der bestehenden BPSE-Kundenbasis – inklusive Wartungsverträge der durch BPSE bereits heute installierten Basis an rund 400 Standorten– sichern wir uns auch eine vielversprechende Vertriebspipeline in den nordeuropäischen Ländern Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland sowie weitere internationale Geschäftsbeziehungen.
4investors.de: Welche Bedeutung hat diese Vereinbarung für SFC?
Podesser: Diese Transaktion hat mehrere Facetten. Einerseits treiben wir die Marktkonsolidierung aktiv voran und bauen unsere Technologie- und Marktführerschaft für Wasserstoff-Brennstoffzellen unter 50 kW weiter aus. Künftig können wir unseren Kunden das weltweit umfangreichste Angebot an stationären Brennstoffzellen in den unteren Leistungsklassen bieten. Darüber hinaus sichern wir uns wichtiges geistiges Eigentum und können auf Basis der langfristigen Serviceverträge den regionalen Marktzugang im dynamischen nordeuropäischen Markt und in weiteren Regionen beschleunigen. Und nicht zu vergessen die Möglichkeit, unser Team mit erfahrenen Brennstoffzellenexperten weiter zu verstärken.
4investors.de: Erweitern Sie damit auch Ihre Produktionskapazitäten?
Podesser: Im Rahmen des Asset-Deals wird SFC keine Produktionsstätten übernehmen. Dies ist nicht notwendig, da wir selbst stark in die Erweiterung unserer Werke investieren. So haben wir erst am 12. September mit der Eröffnung der neuen Produktionsstätte im rumänischen Cluj einen weiteren wichtigen Meilenstein in unserer internationalen Expansion erreicht. Dort haben wir ein hochprofessionelles Produktionsumfeld für Leistungselektronik und im Endausbau bis zu 30.000 Brennstoffzellen jährlich geschaffen. Die aktuelle Vereinbarung mit BPSE sieht die Integration von Forschung und Entwicklung sowie der Produktion in die bestehenden SFC-Organisationen an den Standorten in Deutschland und Rumänien vor.
4investors.de: Sie haben mit der SFC Energy Denmark ApS eine eigene Tochtergesellschaft in Dänemark gegründet. Welche Rolle soll diese in Ihrer weiteren Expansion spielen?
Podesser: Mit der Akquisition sichern wir uns etablierte Kundenbeziehungen, welche ein solides Fundament für die weitere Expansion in Nordeuropa und weiteren Regionen bilden. Mit der Gründung einer eigenen SFC-Tochtergesellschaft in Dänemark für Vertrieb, Service, Anwendungstechnik und Systemintegration wollen wir auf diesem Fundament aufbauen und es deutlich ausbauen. Das adressierbare Marktpotenzial schätzen wir in der ersten Phase auf weit über 1.000 Standorte in Nordeuropa. Dieses wollen wir erschließen und Synergien entlang der gesamten Wertschöpfungskette realisieren. Zudem wird die neue Gesellschaft auch die „Heimat“ für die Brennstoffzellenexpertinnen und -experten, die von Ballard zu uns stoßen.
4investors.de: Wie hoch ist der Kaufpreis und welchen Umsatz- und Ertragseffekt erwarten Sie?
Podesser: Zum Kaufpreis haben beide Parteien Stillschweigen vereinbart. Was wir jedoch sagen können: Der Kaufpreis für das äußerst attraktive Gesamtpaket mit großem Potenzial liegt im unteren einstelligen Millionen-Euro-Bereich. Aus finanzieller Sicht erwarten wir, dass dieses neu erworbene Geschäft ab dem Jahr 2025 einen Umsatz im mittleren einstelligen Millionen-Euro-Bereich und positive Beiträge zu EBITDA und EBIT generieren wird.
4investors.de: Wie sieht die weitere Zusammenarbeit mit dem BPSE-Mutterkonzern Ballard Power Systems aus?
Podesser: Wir arbeiten bereits seit dem Jahr 2018 erfolgreich mit Ballard Power Systems zusammen und werden diese fruchtbare Kooperation fortsetzen. Als sehr leistungsfähiger Stack-Lieferant spielt Ballard Power Systems einerseits eine wichtige Rolle für uns als Technologiezulieferer, andererseits können wir so den bestehenden Kunden eine langfristige Ersatzteilversorgung bieten.
4investors.de: Die Erweiterung der Produktionskapazitäten in Rumänien hatten Sie bereits angesprochen. Wie sieht es in Ihren weiteren Werken aus?
Podesser: Sowohl der Hochlauf der Fertigung von Membrane Electrode Assemblies (MEAs) im britischen Swindon als auch die Erweiterung unserer Fertigungskapazitäten in Deutschland, Rumänien und Indien schreiten planmäßig voran. Mit wichtigen Fortschritten in unserer internationalen Expansion – einschließlich der Eröffnung einer Tochtergesellschaft im amerikanischen Utah und der angesprochenen neuen Produktionsstätte in Rumänien – haben wir weitere entscheidende Meilensteine für unser geplantes Wachstum gesetzt.
4investors.de: Ist der Produktionsengpass bei Methanol-Brennstoffzellen inzwischen behoben?
Podesser: Der Produktionsengpass bei Methanol-Brennstoffzellen im ersten Halbjahr resultierte aus einer temporär eingeschränkten Verfügbarkeit von MEAs. Mit dem Hochlauf unserer eigenen Membranfertigung konnten wir diese Kapazitätsbeschränkungen bereits vollumfänglich auflösen und die jährlich verfügbare Ausbringungsmenge an MEAs verdoppeln.