Börse am Morgen: U.a. mit Covestro, Lufthansa, Inflation und Ölpreise - Nord LB
Die Inflation im Euroraum liegt im September erstmals seit Mitte 2021 wieder unterhalb der Marke von 2%. Gemäß Schnellschätzung von Eurostat ist die Jahresrate im gemeinsamen Währungsraum von 2,2% Y/Y im August auf 1,8% Y/Y gesunken. Vor allem die kräftig gesunkenen Energiepreise haben die Disinflation beschleunigt. Das Auslaufen dieser günstigen Basiseffekte dürfte jedoch die Inflationsrate zum Jahresende hin wieder etwas nach oben schieben. Zudem ist aufgrund wachsender geopolitischer Spannungen auch ein neuer Preisanstieg bei Energie – insb. Rohöl – jederzeit möglich. Als Reaktion auf den eingetrübten Konjunkturausblick im Euroraum und den unerwartet starken Inflationsrückgang hat EZB-Präsidentin Lagarde bereits am Montag fast überdeutlich die Oktobersitzung als nächsten Zinssenkungstermin in den Blick genommen. Darauffolgend erwarten wir dies dann auch auf jeder Sitzung bis ins Frühjahr 2025 hinein. Die vorgezogene Zinssenkung im Oktober dürfte die Geldpolitiker zudem davor bewahren, nicht zu weit hinter die Kurve zu geraten und greift ungemütlichen Diskussionen über einen größer dimensionierten Zinsschritt im Dezember vor.
Nach dem Scheitern der Verhandlungen über höhere Löhne sind tausende Hafenarbeiter entlang der US-amerikanischen Ostküste in den Streik getreten. Damit werden alle Warenströme - von Lebensmitteln über Bekleidung bis zu Autotransporten - blockiert, was nach Experten-Einschätzung die US-Wirtschaft täglich Milliarden USD kosten könnte. Auch außerhalb der USA könnte der Streik zu Belastungen führen. Experten erwarten, dass der Streik fünf bis sieben Tage andauern wird, bis der Staat interveniert. Aber der Dominoeffekt wird wahrscheinlich bis nach Europa und Asien mindestens bis Januar, Februar zu spüren sein.
Tagesausblick
Neben den Reden von wichtigen Notenbanker wird heute in den USA noch auf die Angaben des Personaldienstleisters ADP zu achten sein. Die Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten ist derzeit von zentraler Bedeutung für das FOMC. V.a. Sorgen um die Lage am US-Arbeitsmarkt dürften zuletzt wohl für den „großen“ Zinsschritt der Fed verantwortlich sein.
Aktienmärkte
Nach der Rekordjagd in der Vorwoche kam der deutsche Aktienmarkt nicht recht voran. Der deutliche Rückgang der Inflationsrate in der Euro-Zone im September verhallte am Markt. Einer der größten Dax-Gewinner war mit einem Plus von 3,8% Covestro. Nach langem Werben übernimmt der Ölriese Adnoc den Kunststoffhersteller für bis zu 16 Mrd. EUR. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi bietet die bereits im Sommer in Aussicht gestellten 62 EUR je Aktie, wie die beiden Firmen mitteilten. Mit in der Spitze 58,20 EUR blieben Covestro-Papiere jedoch deutlich unterhalb der Offerte. DAX -0,58%; MDAX -0,06%; TecDAX -0,83%.
Die Eskalation des Konflikts im Nahen Osten sorgte für schlechte Stimmung an der Wall Street. Zudem rätselten Investoren über den künftigen Kurs der US-Notenbank Fed. Die Ergebnisse der monatlichen Umfrage des US-Arbeitsministeriums zur Zahl der offenen Stellen (Jolts) im August fielen überraschend hoch aus. Dies schürte neue Sorgen rund um das Tempo der geldpolitischen Lockerung der Fed. Dow Jones -0,41%; S&P 500 -0,93%; Nasdaq Comp. -1,53%.
Unternehmen
Die kriselnde Kernmarke Lufthansa hat im saisonal stärksten Sommerquartal abermals das schwächste Ergebnis aller Airlines des Lufthansa-Konzerns abgeliefert. Die Lufthansa leidet unter starkem Kostenanstieg bei härterem Wettbewerb. Ein Belastungsfaktor sind fehlende neue Flugzeuge wegen der Produktionsprobleme bei Boeing. Statt effizienter neuer Boeing 777 oder 787 müssen betagte Langstreckenjets wie die vierstrahligen Airbus A340 oder Boeing 747 länger geflogen werden. Diese verbrauchen mehr Treibstoff und sind für viel fliegende Kunden mit der in die Jahre gekommenen Kabinenausstattung nicht attraktiv.
Der Energiedienstleister Techem bekommt den nächsten Finanzinvestor als Eigentümer. Die Partners Group verkauft das Unternehmen für 6,7 Mrd. EUR an die US-Beteiligungsgesellschaft TPG, die sich den singapurischen Staatsfonds GIC als Co-Investor an die Seite geholt hat. Partners Group hatte Techem 2018 zusammen mit den beiden Co-Investoren CDPQ und OTPP für 4,6 Mrd. EUR gekauft. Sie steigen ebenfalls aus.
Rohstoffe
Die Sorgen um den Nahen Osten trieben die Preise am Ölmarkt zunächst an. Als sich abzeichnete, dass die Folgen begrenzt sein werden, gaben die Notierungen wieder nach.
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