Börse am Morgen: U.a. mit BayWa, Schaeffler, Kupfer und Strompreise - Nord LB
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erachtet eine Arbeitslosenzahl von mehr als 3 Millionen im Frühjahr 2025 als wahrscheinlich (erstmals seit 10 Jahren). Die wirtschaftl. Schwäche führt derzeit überdies zu erhöhter Kurzarbeit. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass bei bestehendem Fachkräftemangel die Arbeitslosigkeit weiter zunimmt. KfW-Volkswirtin Fritzi Köhler-Geib bringt es auf den Punkt. „Gerade Arbeitslose & Geringqualifizierte nehmen relativ selten an Weiterbildung teil … es geht also auch um die Stärkung von Eigeninitiative & Motivation & das Setzen von Anreizen.“
Die am vergangenen Freitag veröffentlichten Zahlen zur Entwicklung der PCE-Preisdeflatoren dürfte die US-Notenbank darin bestärken, auf dem eingeschlagenen Weg der geldpolitischen Lockerung voranzuschreiten. Die Inflation ist in den Vereinigten Staaten aktuell kein großes Problem mehr. In der Tat sollte die obere Grenze der Fed Funds Target Rate bis zum Ende des Dezembers auf einen Wert von 4,50% fallen. Damit wird 2024 auch in den USA noch zu einem Jahr der geldpolitischen Tauben.
Wochenausblick
Mit Blick auf die weitere Geldpolitik in Washington stehen in der neuen Woche vor allem die Zahlen zur Lage am US-Arbeitsmarkt im Fokus der Anleger. Die Beschäftigungssituation in den Vereinigten Staaten hat bekanntlich eine ganz besonders hohe Bedeutung für die Fed. Bei der Arbeitslosenquote ist am aktuellen Rand mit eher wenig Bewegung zu rechnen. Das wäre fast schon so etwas wie eine positive Nachricht. Der Aufbau von neuen Stellen könnte sich leicht verlangsamt haben. Bei dieser Zeitreihe wird zudem sehr genau auf mögliche Revisionen der historischen Daten zu achten sein.
Renten- und Aktienmärkte
19.491,93 Punkte beim DAX. Ein neues Rekordhoch. Year-toDate hat sich beim Leitindex ein Plus von über 16% angesammelt. Was sind die Gründe? Die Inflation im Euroraum entwickelt sich ganz nach dem Geschmack der Börsianer. Eine zurückgehende Teuerung lässt weiter sinkende Zinsen wahrscheinlicher werden und die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen entsprechend verbessern. In diesem Umfeld decken sich die Anleger auch mit Staatsanleihen ein. Warum? Hier gibt es noch Rendite und die Zinsen könnten vielleicht schneller fallen als man denkt.
DAX +1,22%; MDAX +1,54%; TecDAX +2,47%; Dow Jones +0,33%; S&P 500 -0,13%; Nasdaq Comp. -0,39%.
Unternehmen
Zum zweiten Mal innerhalb von nur wenigen Monaten reduziert ZF Friedrichshafen seine Prognose. Als Ursache verweist ZF auf eine Neubewertung von Risiken im Antriebsgeschäft sowie den schwachen Automarkt. Der Umsatz wird jetzt nur noch mit EUR 40 Mrd. bis EUR 42 Mrd. antizipiert (zuvor EUR 42,5 Mrd. bis EUR 43,5 Mrd.). Auch die erwartete Gewinnmarge wurde auf eine Bandbreite von nur noch 3% - 4% angepaßt. ZF hatte bereits im Sommer den Abbau von 25% der Arbeitsplätze (in Deutschland!) angekündigt.
Der Autozulieferer Schaeffler erhält im nächsten Jahr einen neuen Finanzchef. Christophe Hannequin (derzeit bei JCB) ersetzt zum 31.08.2025 Claus Bauer. Schaeffler reorganisiert derzeit seinen Vorstand. Im Rahmen der Fusion mit dem Antriebsspezialisten Vitesco (Verschmelzung zum 01. Oktober) wird dieser Vorstand aufgestockt.
Hohe Abschreibungen auf Firmenwerte der Wind- & Solar-Tochter BayWa r.e. (EUR 171,5 Mio.) haben den Agrar- und Baustoffkonzern BayWa in HJ1/24 tief in die roten Zahlen katapultiert. Insgesamt schreibt BayWa EUR 222,2 Mio. auf Beteiligungen ab.
Rohstoffe
Am vergangenen Donnerstag (26.09) waren die Spotmarktstrompreise in Deutschland für insgesamt 11 Stunden negativ (weitere 2 Stunden lagen sie bei Null). Für das Jahr 2024 ist das ein neuer Rekord. Grund hierfür war ein deutlicher Stromüberschuss aus Onshore Wind (die Bundesnetzagentur meldete am 26.09. 644.321 MWh; noch am Montag (23.09), bei relativ normalen Windverhältnissen, wurden 59.668 MWh via Onshore Wind produziert). Auch die Runterregulierung von Kohle- und Gaskraftwerken (um mehr als 40%) konnte den enormen Energie-Überschuss nicht abmildern. Aufgrund des anhaltenden Ausbaus von Solarund Windenergie treten in Deutschland immer häufiger negative Strompreise auf.
Kupfer beendet den Freitagshandel mit dem größten Wochengewinn seit mehr als vier Monaten. Die unterstützenden Maßnahmen aus Peking (China ist der weltweit wichtigste Abnehmer) haben die Preise für das Industriemetall innerhalb weniger Tage um rd. 6% auf USD 10.311 pro Tonne gehievt.
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