IPO-Kandidat Pentixapharm: Positive Signale der FDA
Die Diagnose und Therapie von verschiedensten Erkrankungen hat sich Pentixapharm auf die Fahne geschrieben. Dabei greift das biopharmazeutische Unternehmen auf innovative Radiopharmazeutika zurück. Um die Forschung voranzubringen und die Pipeline zu erweitern, geht Pentixapharm nun an die Börse.
Aufsichtsratschef Andreas Eckert erklärt im Exklusivinterview mit der Redaktion von 4investors.de die IPO-Hintergründe. Er erläutert den Zeitplan bei den verschiedenen Studien und macht deutlich, welche Chancen sich mit einer erfolgreichen Forschung und Entwicklung verbinden. Dabei verweist er auf das ökonomische Potenzial und die jüngsten internationalen M&A-Transaktionen. Auch geht Eckert darauf ein, warum sich Pentixapharm von Eckert & Ziegler abgespalten hat. Der Börsengang markiert aus seiner Sicht „einen wichtigen Meilenstein auf unserem Weg zur kommerziellen Nutzung der gut validierten Programme.“
Die Zeichnungsfrist bei Pentixapharm läuft bis zum 1. Oktober. Gezeichnet werden können bis zu 3,9 Millionen neue Aktie in einer Preisspanne von 4,70 Euro bis 6,00 Euro. Am 3. Oktober erfolgt die Erstnotiz im Prime Standard der Börse Frankfurt.
4investors.de: Viele Leser dürften Pentixapharm nicht kennen. Was machen Sie?
Eckert: Pentixapharm ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung innovativer First-in-Class-Radiopharmazeutika konzentriert. Unser Fokus liegt dabei auf der Diagnose und Therapie (Theranostics) von Blutkrebs und anderen weitverbreiteten Indikationen wie Bluthochdruck.
Wir konzentrieren unsere Forschung auf den sogenannten CXCR4 Rezeptor. Ein erhöhtes Vorkommen von CXCR4 wurde in einer Vielzahl von Krebsarten beobachtet, bei denen der Rezeptor mit Tumorwachstum, Metastasenbildung und Therapieresistenz in Verbindung gebracht wird. Diese Eigenschaft macht den Rezeptor für uns so interessant. Er ist das geeignete Zielmolekül für die präzise Erkennung von Tumoren und deren Behandlung. Wir führen eigene klinische Studien durch und besitzen die kommerziellen Rechte an Forscher-initiierten Studien, um unsere Pipelineentwicklung zu beschleunigen.
Hervorheben möchte ich die vielversprechenden Ergebnisse einer ersten Studie, die 2022 an der Universitätsklinik Würzburg mit unserem Leitkandidaten PentixaTher erzielt wurden. Diese Studie wurde an Patienten mit schwer zu behandelnden T-Zell-Lymphomen durchgeführt, die auf Standardtherapien nicht mehr ansprachen. Jetzt geht es darum, diese Ergebnisse in kontrollierten klinischen Prüfungen zu bestätigen und weiter zu validieren.
Unser am weitesten fortgeschrittener Entwicklungskandidat PentixaFor steht in den USA bereits kurz vor dem Start einer Phase-III Zulassungsstudie in der Indikation Primärer Hyperaldosteronismus. Primärer Hyperaldosteronismus gilt als eine wesentliche Ursache von Bluthochdruck und kann bisher nur unzureichend diagnostiziert und somit behandelt werden.
4investors.de: Sie entwickeln Radiopharmazeutika zur Diagnose bzw. Behandlung diverser Tumorerkrankungen. Wie sieht dort die Konkurrenz aus und wie hebt sich Pentixapharm von der Konkurrenz ab?
Eckert: Unser Alleinstellungsmerkmal liegt in der gezielten Ausrichtung auf den CXCR4 Rezeptor und damit auf Indikationen, die bisher nicht mit Radiopharmazeutika behandelt werden. Der theranostische Ansatz von Pentixapharm erlaubt es, mit schwacher Radiodiagnostik zunächst die Krankheitsziele zu identifizieren, diese anschließend mit derselben Sonde therapeutisch anzugreifen und die Behandlung danach erneut diagnostisch zu bewerten. Diese Art von integrierter Diagnose und Therapie unterscheidet sich von anderen Modalitäten wie CAR-T oder ADCs, die diese Fähigkeit nicht haben. Dank unserer exklusiven Lizenz für die Entwicklung und Vermarktung von CXCR4-Liganden-basierten Radiopharmazeutika sind wir in der Lage, bisher ungedeckte medizinische Bedürfnisse gezielt mit First-in-Class Therapien anzugehen.
4investors.de: Kann ihre Methode auch für andere Krankheiten genutzt werden? Wie viele Studien laufen derzeit rund um Pentixapharm? Wo stehen ihre diagnostischen und therapeutischen Produkte, PentixaFor und PentixaTher, und welche Meilensteine stehen in naher Zukunft bei diesen Studien an?
Eckert: Unsere innovativen First-in-Class-Radiopharmazeutika können über die verschiedenen hämatologischen Tumore hinaus auch bei soliden Tumoren sowie kardiovaskulären, endokrinen und inflammatorischen Erkrankungen Anwendung finden. Es sind einige Studien bei Pentixapharm in Vorbereitung und im Gange.
Für PentixaFor, unser Diagnostikum, soll die US-zentrische Phase-III-Studie für primären Hyperaldosteronismus Anfang 2025 beginnen. Zusätzlich läuft eine europäische Phase-III-Studie, um die Leistungsfähigkeit von PentixaFor bei der Bildgebung und Einstufung von Patienten mit bestätigten Marginalzonen-Lymphomen (MZL) zu untersuchen. Bei unserem therapeutischen Leitkandidaten PentixaTher fokussieren wir uns auf schwer zu behandelnde B- und T-Zell-Lymphome. Für PentixaTher haben wir mit einer Dosisfindungsstudie in Europa bereits begonnen und erwarten die Behandlung des ersten Patienten in einer Phase-I/II-Studie in 2025. Wir besitzen wie oben beschrieben zudem die kommerziellen Rechte an über 20 Forscher-initiierten Studien.
4investors.de: Sie hatten im Juni ein Treffen mit Verantwortlichen der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA. Wie bewertet die amerikanische Behörde ihre Tätigkeiten?
Eckert: Das Treffen im Juni mit den Verantwortlichen der FDA zu unserem Diagnostikum PentixaFor in der Indikation Primärer Hyperaldosteronismus verlief äußerst positiv. Im Rahmen eines Vorgesprächs, einem sogenannten Type-C-Meeting, hat die FDA signalisiert, dass die wesentlichen Voraussetzungen für unsere weiteren Entwicklungsschritte gegeben seien. Dieses positive Feedback der Behörde unterstreicht, dass wir mit unserem Ansatz auf dem richtigen Weg sind, und stärkt uns in unserem Bestreben, innovative Radiopharmazeutika für bisher unzureichend adressierte Indikationen voranzubringen.
4investors.de: Zuletzt haben Sie das Target-Discovery-Geschäft von Glycotope aus Berlin gekauft. Welchen Mehrwert hat dies gebracht? Und wie weit ist die Integration fortgeschritten?
Eckert: Wir haben ein integriertes Team von 30 erfahrenen Führungskräften, F&E-Spezialisten und Verwaltungsmitarbeitern übernommen, um über CXCR4 hinaus eine Pipeline zu entwickeln. Die Integration der Aktivitäten läuft reibungslos. Wir haben bereits erfolgreiche Synergien zwischen den Teams geschaffen und arbeiten intensiv daran, die Technologien und das Know-how der ehemaligen Glycotope Mitarbeiter optimal in unsere laufenden Projekte zu integrieren.
4investors.de: Warum geht Pentixapharm nach der Abspaltung („Spin-Off“) als eigenständiges Unternehmen an die Börse, statt unter dem Dach von Eckert & Ziegler zu bleiben?
Eckert: Die Entscheidung zur Abspaltung von Pentixapharm resultiert aus den unterschiedlichen Geschäftsfeldern der beiden Unternehmen. Während sich Eckert & Ziegler auf die Produktion und den Vertrieb von Radioisotopen konzentriert, liegt der Fokus von Pentixapharm auf der Entwicklung und Zulassung innovativer Radiopharmazeutika. Wir würden demnach auch eine firmeninterne „Konkurrenz“ zu den bisherigen Kunden von Eckert & Ziegler mit unserem Geschäftsfeld aufbauen. Mit der Abspaltung ziehen wir klare Grenzen zwischen den Unternehmen und der geplante Börsengang bietet uns die Möglichkeit, gezielt Investoren anzusprechen, die ein Interesse an unserer zukunftsweisenden Pipeline und unseren Forschungsprojekten haben. Als eigenständiges Unternehmen kann Pentixapharm flexibler agieren und die Forschungs- und Entwicklungsarbeit gezielt vorantreiben, um den Weg für neue Therapien zu ebnen. Diese Eigenständigkeit eröffnet uns größere Wachstumschancen und mehr strategische Freiheit.
4investors.de: Wie viel Kapital beabsichtigen Sie durch den Börsengang aufzunehmen? Und für wie lange reicht dann das Geld?
Eckert: Wir streben mit dem IPO einen Brutto-Mittelzufluss zwischen 18,3 Millionen Euro und 23,4 Millionen Euro an, abhängig von der Bookbuilding-Spanne und der vollständigen Platzierung der bis zu 3,9 Millionen neuen Aktien. Bei einer Platzierung in der Mitte der Spanne würde sich eine Marktkapitalisierung von 132,7 Millionen Euro ergeben. Zusätzlich wird Pentixapharm von einer Wandelschuldverschreibung in Höhe von bis zu 18,5 Millionen Euro profitieren, die von der börsennotierten Eckert & Ziegler SE gezeichnet wurde. In Summe stehen uns damit bei erfolgreicher Platzierung insgesamt mehr als 39 Millionen Euro an Finanzmitteln zur Verfügung, die wir für die Umsetzung der ersten Phase unserer Wachstumsstrategie einsetzen werden.
4investors.de: Mit dem frischen Geld aus dem geplanten Börsengang wollen Sie die Pipeline erweitern. Was ist dort genau geplant?
Eckert: Die Erlöse aus dem IPO werden vorrangig in die Weiterentwicklung unserer Produktpipeline fließen. Unser Fokus liegt dabei auf der klinischen Entwicklung und Zulassung unserer Hauptkandidaten PentixaFor und PentixaTher. Zudem planen wir, strategische Partnerschaften einzugehen und potenzielle Akquisitionen im Bereich der Radiopharmazie zu prüfen. Der Börsengang markiert einen wichtigen Meilenstein auf unserem Weg zur kommerziellen Nutzung der gut validierten Programme.
4investors.de: Welche Investoren sprechen Sie mit dem geplanten Börsengang an?
Eckert: Unser IPO richtet sich sowohl an institutionelle als auch an private Investoren, die an Pentixapharms innovativem Wachstumsmodell interessiert sind. Die Retail-Komponente der Kapitalerhöhung bietet Privatanlegern die Möglichkeit, an der Entwicklung von Pentixapharm teilzuhaben. Themen wie die Erkennung und Behandlung von Krebs sowie anderer weit verbreiteter Erkrankungen stoßen auf großes gesellschaftliches Interesse, was uns eine starke Nachfrage in diesem Segment erwarten lässt. Wir sind überzeugt, dass unsere Arbeit auch bei Privatanlegern auf großes Interesse stoßen wird.
4investors.de: Wie schätzen Sie das aktuelle Transaktionsumfeld im Biotech-Bereich ein?
Eckert: Das Transaktionsumfeld hat sich in den letzten Monaten aufgrund makroökonomischer Unsicherheiten, steigender Zinsen und einer zurückhaltenderen Risikobereitschaft nicht nur in der Biotech-Branche abgeschwächt. Investoren sind selektiver geworden und legen verstärkt Wert auf nachhaltige Geschäftsmodelle, fortgeschrittene klinische Daten und starke Partnerschaften.
Gleichzeitig sehen wir aber, dass die medizinische Relevanz und das ökonomische Potenzial von radiopharmazeutischen Therapieansätzen zunehmend erkannt werden. Dies zeigt sich in internationalen M&A-Transaktionen, die allein in den letzten 12 Monaten ein Volumen von rund 8 Milliarden US-Dollar erreicht haben.
4investors.de: Wie international ist Pentixapharm aufgestellt?
Eckert: Pentixapharm ist international gut aufgestellt, die klinischen Prüfungen in Amerika etwa treiben wir aus New York heraus voran. Obwohl wir in Deutschland ansässig sind, verfolgen wir eine klar internationale Ausrichtung, insbesondere bei der Weiterentwicklung unserer Produktpipeline. Wir arbeiten eng mit internationalen Forschungseinrichtungen und Industriepartnern zusammen, um die globale Reichweite und Anwendung unserer Technologien zu gewährleisten. Dies spiegelt sich auch in den über 20 Forscher-initiierten Studien wider, welche momentan global durchgeführt werden.
4investors.de: In den USA lassen sich für Healthcare-Unternehmen in der Regel höhere Bewertungen erzielen. Warum gehen Sie trotzdem in Deutschland an die Börse?
Eckert: Die Geschäftsführung der Eckert & Ziegler SE hat sowohl die Optionen eines Börsengangs in Deutschland als auch in den USA sorgfältig geprüft. Da wir aber eine Abspaltung vornehmen, bei der die im TecDax notierte Eckert & Ziegler SE das Eigentum an der Pentixapharm an ihre Aktionäre transferiert, führte an Frankfurt kein Weg vorbei. Das deutsche Aktienrecht hätte eine Abspaltung in die USA sehr kompliziert und teurer gemacht. Wenn wir aber einmal in Frankfurt notiert sind, können wir den Sprung über den Atlantik nachholen.