Börse am Morgen: U.a. mit BASF, DAX, Hornbach, Gold und Öl - Nord LB
Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) zufolge bleibt Deutschland in 2024 eine der am langsamsten wachsenden Industrienationen (die OECD sieht das BIP-Wachstum bei 0 1%). Unter den großen Industriestaaten dürfte nur noch Japan schlechter performen (BIP: minus 0,1%). Spanien (+2,8%), Frankreich (+1,1%) und sogar Italien (+0,8%) laufen der größten Volkswirtschaft Europas den Rang ab. Das Wachstum der Weltwirtschaft sieht die OECD für 2024 und 2025 bei 3,2%.
Die dt. Exportindustrie „befindet sich in einer Schwächephase“. Laut einer Ifo-Umfrage hat sich die Stimmung im September zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Das Barometer für Exporterwartungen sinkt auf minus 6,3 Zähler (August: minus 5,2 Punkte).
In der deutschen Baubranche kam es zu Beginn des zweiten Halbjahres zu einem Nachfrageeinbruch. Im Bauhauptgewerbe sank der Auftragseingang um 5,9% (im Vormonatsvergleich), inflationsbereinigt sogar um 9,7% (Quelle: Stat. Bundesamt). Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sieht keine Trendwende. Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller: „Vor allem die nach wie vor schwache Entwicklung im Wohnungsbau belastet die Branche“. Dies bestätigt auch Ifo-Chef Clemens Fuest: „Da wird nichts kommen 2025: Die Investitionen werden sogar weiter schrumpfen“.
Tagesausblick
Heute wird in der Schweiz von der SNB über die weitere Ausrichtung ihrer Geldpolitik entschieden. Die überwiegende Mehrheit der interessierten Beobachter rechnet am aktuellen Rand mit einer Zinssenkung um 25bp. Daneben sollte wohl mit einem Auge auf mögliche Revisionen an den BIP-Zahlen aus den USA geachtet werden.
Aktien- und Rentewnmärkte
Der Rückenwind aus China zu Beginn der Woche ist erst ein Mal vorüber. Die Börsen links- und rechtsseitig des Atlantiks halten inne. In diesem Umfeld blicken die Aktienexperten des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) zuversichtlich auf die internationalen Aktienmärkte. Eine sanfte Landung der US-Konjunktur sowie weitere geldpolitische Lockerungen der EZB und der Fed sind wahrscheinlich. Die Rekordjagd des DAX im Jahr 2024 erklären die VÖB-Experten trotz schwacher dt. Konjunktur mit der internationalen Diversifikation der Blue Chips im Leitindex. Risiken blieben aber in den vielfältigen (weltweiten) geopolitischen Spannungen, den Entwicklungen im chinesischen und amerikanischen Immobiliensektor sowie die Unsicherheit des US-Wahlausgangs im November, weiter bestehen. Auf Sicht von 6 Monaten wird die DAX-Prognose jetzt zwischen 19.000 und 19.500 Punkten angegeben.
Am europ. Rentenmarkt waren Staatsanleihen gestern nicht gefragt. Aussagen aus Frankreich, dass das Staatsdefizit oberhalb von 6% des BIP auslaufen könne, trieben den Bund-OAT-Spread auf 80 Basispunkte. Renditen 10-jähriger OATs und spanischer Bonos trennt jetzt nur noch 1 Basispunkt. Das gab es zuletzt 2008.
DAX -0,41%; MDAX +0,90%; TecDAX +0,08%; Dow Jones -0,70%; S&P 500 -0,19%; Nasdaq Comp. +0,04%.
Unternehmen
Hornbach kann im HJ1/24 aufgrund von Kostensenkungen und einer erfreulich starken Frühjahrssaison sein bereinigtes EBIT zweistellig steigern (+20% auf EUR 265,4 Mio.). Unter dem Strich bleiben sogar 35% (EUR 180,8 Mio.) mehr hängen (und das bei gleichbleibendem Umsatz i. H. v. EUR 3,44 Mrd.). Die Baumarktkette hält trotz schwacher Konjunktur an seinen Jahreszielen fest.
BASF plant einen Teilbörsengang seiner Agrar-Sparte Agricultural Solutions. Die Spekulationen aus den letzten Tagen wurden gestern auf einer Mitarbeiterversammlung bestätigt. Ferner wurde bekannt, dass der Chemie-Konzern aus Ludwigshafen für seine Lack- und Oberflächensparte Coatings strategische Optionen evaluiert (u. a. Partnerschaften, Joint-Ventures oder Verkäufe).
Rohstoffe
Die Rekordjagd beim gelben Edelmetall geht weiter. Die Märkte wetten auf bevorstehende, zügige Zinssenkungen der Fed. Die Feinunze stieg am Mittwoch Intraday auf USD 2.670,43. Gold markiert damit ein neues Allzeithoch.
In dem von der OPEC in dieser Woche veröffentlichten langfristigen Rohöl-Ausblick prognostiziert das Kartell eine mittelfristig starke Ölnachfrage. Der weltweite Ölverbrauch wird laut OPEC bis 2029 auf 112,3 Mio. Barrel pro Tag steigen (bis 2050 sogar auf 120,1 Mio. Barrel). Zum Vergleich: im Jahr 2023 lag der tägliche Verbrauch bei 102,2 Mio. Barrel. Nach den starken Gewinnen der letzten Tage handelte Öl am Mittwoch rückläufig. WTI fiel im Tagesverlauf kurzfristig sogar wieder unter die USD 70-Marke.
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