Zinsen runter = Märkte rauf? - BÖAG Kolumne
Letzten Mittwoch war es soweit: Die US-Notenbank Fed senkte erstmals seit März 2020 ihren Leitzins. Die von der Europäischen Zentralbank bereits vorgelegte und auch in den USA erwartete Zinswende vollzog sich mit einem „großen Zinsschritt“ von 50 Basispunkten, was einige Markteilnehmer dann wohl doch überraschte. Anders als die auf Geldwertstabilität verpflichtete EZB hat die Fed ein duales Mandat, das auch Vollbeschäftigung zum Ziel hat, also neben der Inflation auch genau auf die Wirtschaftsdaten schaut. Hier sehen die amerikanischen Notenbanker eine positive Entwicklung, sodass ein Soft Landing gelingen könnte.
Die erste Einordnung innerhalb des Handelstags war noch zurückhaltend; die US-Indizes schlossen sogar im Minus. Doch am Donnerstag feierten die Börsianer rund um den Globus den Richtungswechsel zum „billigen Geld“: Der DAX markierte ein neues Rekordhoch bei knapp 19.045 Punkten und machte ein Plus von 1,46 Prozent. Dumm nur, dass am Freitag „Triple Witching Day“ war und bei solch einem großen Verfallstag die Kurse - bei dreifachem üblichen Tagesumsatz - verrückt spielen können. Für den DAX ging es um 1,49 Prozent abwärts, was aber nur als temporäre Schwäche gelten darf, denn schon am Dienstag sah man wieder die 19.000 auf der Kurstafel.
Neue Rekordstände gab es gestern beim S&P 500 (5.734) und Dow Jones (42.281), wo derzeit vor allem die zuletzt schwächeren Non-IT-Branchen und Nebenwerte zulegten. In Großbritannien blieb der Leitzins unverändert, was den FTSE 100 in seiner nun fünfmonatigen Seitwärtsbewegung gefangen hält. Für Überraschungen sorgte die chinesische Notenbank mit dem umfangreichsten Wirtschaftspaket seit der Corona-Pandemie. Hiermit sollen sich Verbrauchervertrauen und Konsumlaune verbessern, was sich in positiven Kursreaktionen bei westlichen Luxusmarken bemerkbar machte. Ob die Zinspolitik allein die Märkte dauerhaft oben halten kann, bleibt abzuwarten.
Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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