Börse am Morgen: U.a. mit BayWa, Nordex, TUI und US-Immobilien - Nord LB
Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich im September den fünften Monat in Folge verschlechtert. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank auf 85,4 Punkte, die aktuelle Lage wird so schlecht eingeschätzt wie seit Juli 2020 nicht mehr. Dabei hat die Fallgeschwindigkeit sowohl beim Headline-Index als auch bei der Lage- und Erwartungskomponente wieder zugenommen. Vor allem das Geschäftsklima in der Industrie schwächelt auf einem Vierjahrestief angesichts der globalen Nachfrageschwäche, aber auch die Inlandsnachfrage kommt angesichts der vielfältigen Belastungsfaktoren nicht in Schwung. Die deutsche Konjunktur benötigt dringend Impulse, wobei man sich wohl nicht allein auf den weiteren moderaten Lockerungspfad der EZB verlassen können wird, um die immer weiter um sich greifende Krisenstimmung wieder einzudämmen.
Tagesausblick
Nach den gestern veröffentlichten Hauspreisdaten aus den USA wird heute noch auf die Angaben zu den Neubauverkäufen zu achten sein (Berichtsmonat August). Nach dem Anstieg im Juli dürfte die Luft für weitere Zuwächse bei dieser Zeitreihe zunächst begrenzt sein. Allerdings sollte die Zinswende in Washington dem Immobilienmarkt grundsätzlich schon helfen.
Renten und Aktienmärkte
Europäische Börsen profitierten am Dienstag von positiven Nachrichten aus Asien. Die chinesische Notenbank stabilisiert die Konjunktur mit den größten Stützungsmaßnahmen seit der Corona-Pandemie. Vorschriften für den Erwerb von Zweitwohnungen wurden gelockert. Überdies reduziert Peking den Mindestreservesatz für Banken, sowie den Sieben-Tage-Reserve-Repo-Satz. Der deutsche Leitindex klettert in diesem Umfeld kurz über 19.000 Punkte, kann die Marke aber nicht halten. Die schlechten Zahlen vom ifo-Index machen keinen Spaß.
An der Wall Street ging es leicht bergauf. Die von der Fed gesendeten Signale für weitere geldpolitische Lockerungen kommen gut an (mehrere US-Notenbanker lassen die Tür für weitere Zinssenkungen offen).
In diesem Umfeld normalisiert sich am europ. Rentenmarkt die seit 11/2022 invertierte Renditestrukturkurve dt. Bunds weiter. 2- jährige Papiere rentieren jetzt bei 2,09%, 10-jährige bei 2,14%. Sorgenfalten bereitet am Staatsanleihenmarkt lediglich die Performance franz. OATs. Der Risikoaufschlag ggü. Bunds (10Y) hat sich in den letzten Tagen wieder auf 77bp erhöht. Der Bondmarkt traut der franz. Regierungsbildung noch nicht wirklich über den Weg; die enormen Schulden sowie das Defizitproblem belasten.
DAX +0,80%; MDAX +0,34%; TecDAX +0,65%; Dow Jones +0,20%; S&P 500 +0,25%; Nasdaq Comp. +0,56%.
Unternehmen
Hoffnungssignale beim Agrar- und Baustoffkonzern BayWa. Die Sanierungsgutachter bestätigen in einem ersten Entwurf, dass die BayWa „unter bestimmten Voraussetzungen saniert“ werden und mittelfristig auch die Wettbewerbsfähigkeit wieder hergestellt werden könne. BayWa rutschte im Sommer in eine ernsthafte Liquiditätskrise. Eigentümer und Banken mussten mit einem EUR 550 Mio. Finanzierungspaket einspringen.
Der Reisekonzern TUI bleibt positiv gestimmt. Im GJ 2023/24 (Ende September) werden die selbst gesteckten Ziele erreicht. Für das Winterprogramm liegt das Buchungsplus zurzeit bei 7% (in der Sommersaison haben die Buchungen um 6% zugenommen). Die Konsumenten investieren offensichtlich (trotz der allgemeinen Konjunkturflaute) weiter in Freizeit und Urlaub.
Nordex erhält einen Großauftrag inkl. Premium-Service-Vertrag über 30 Jahre aus Polen. 41 Turbinen des Typs N117/3600 (Stahlrohrtürme mit 134m Nabenhöhe) sollen ab Ende 2025 für einen Windpark am Standort Miejska Gorka mit einer Gesamtleistung von rd. 148MW geliefert werden. Inbetriebnahme des Windparks ist für Anfang 2027 avisiert (Projektentwicklung: VSB (Ventus, Sol, Energia Biologica) aus Dresden).
Devisen und Rohstoffe
Der jap. Yen gab am Dienstag ggü. allen wichtigen Währungen nach. BoJ-Notenbankchef Kazuo Ueda äusserte sich zurückhaltend hinsichtlich weiterer Zinserhöhungen.
Europäische Gaspreise (TTF) legten gestern eine Verschnaufpause ein und verließen den Handel bei 35,467 EUR/MWh (-2,02%). Aufgrund von derzeit in Teilen von Europa kälterem Wetter (als saisonal üblich), steigt zwar die Gasnachfrage für Heizzwecke, die Gasspeicher sind vor der neuen Heizperiode aber auskömmlich gefüllt (EU: 93,72%; BRD: 95,76%).
Ölpreise profitierten am Dienstag von den chinesischen Konjunkturmaßnahmen sowie der weiter zunehmenden Eskalation im Nahen Osten.
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