Börse am Morgen: U.a. mit Aurubis, BASF, Gold und ifo-Geschäftsklimaindex - Nord LB
Laut einer Umfrage des Finanzdienstleisters S&P Global ist „die dt. Privatwirtschaft im September noch tiefer in den rezessiven Bereich abgesackt und so stark geschrumpft wie seit sieben Monaten nicht mehr“. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die die Dienstleister und die Industrie umfassende Privatwirtschaft fällt im September auf nur noch 47,2 Punkte und damit klar unter die Expansionsschwelle von 50 Zählern. Die dt. Wirtschaft schlittert offensichtlich in eine Rezession. Ähnliche Worte kommen auch von der Bundesbank (Buba). Laut Buba befindet sich die Konjunktur „in einem schwierigem Fahrwasser“. Aber nicht nur Deutschland schwächelt, auch der Euro-Zone geht die Puste aus. Hier fällt der PMI im September auf ein Acht-Monatstief (48,9 Punkte).
Die Stimmung ist also eingetrübt. Das zeigen auch die Zahlen im Außenhandel. Im August sind die deutschen Exporte bspw. in das Reich der Mitte zweistellig eingebrochen. Es wurden nur noch Waren im Wert von EUR 7,0 Mrd. geliefert (minus 15,2% im Vorjahresvergleich). Auch das Geschäft mit den Vereinigten Staaten leidet (wichtigster dt. Absatzmarkt), zwar weniger stark, aber dennoch auch hier ein Minus von 3,2%.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass die schwache dt. Konjunktur immer deutlicher ihre Spuren hinterlässt. Eine neue Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht die Beschäftigungsentwicklung merklich reservierter. Zwar wird die Zahl der Erwerbstätigen laut IAB in 2025 noch leicht steigen (+180.000), die Anzahl der Arbeitslosen aber auch (auf dann 2,84 Mio.). Enzo Weber (Leiter IAB Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen): „Die regelmäßig kräftigen Beschäftigungszuwächse des vergangenen Jahrzehnts werden nicht mehr erreicht.“
Tagesausblick
Heute werden die Anleger wahrscheinlich vor allem auf die Zahlen zum ifo-Geschäftsklimaindex zu achten haben. Der wichtige Stimmungsindikator aus Deutschland hat zweifellos immer eine hohe Bedeutung für die Märkte. Nach den schwachen Vorgaben – die Daten des ZEW haben sich zuletzt eindeutig unerfreulich präsentiert – wird nun aber wohl noch eine Spur genauer auf die Angaben vom ifo-Institut zu blicken sein.
Renten- und Aktienmärkte
Die Zinswende in den USA ist vollzogen und in Europa erhöhen die schwachen Konjunkturdaten die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen. Entsprechend stimmte die Aussicht auf zukünftig wieder billigeres Geld die Aktienmärkte zuversichtlich (schlechte Wirtschaftszahlen hin- oder her). Die Rekordjagd und der Aufwärtstrend bleiben intakt. Börsianer tasteten sich weiter vor. Zur gleichen Zeit waren sichere Staatsanleihen gefragt. Kursgewinne bei festverzinslichen Wertpapieren gingen einher mit fallenden Renditen. 10-jährige dt. Bunds rentierten zu Beginn der Woche bei 2,17% (minus 4 Basispunkte). DAX +0,68%; MDAX +0,59%; TecDAX +0,33%; Dow Jones +0,15%; S&P 500 +0,28%; Nasdaq Comp. +0,14%.
Unternehmen
Bei BASF (The Chemical Company) häufen sich die Gerüchte über eine bevorstehende Abspaltung der Agrarsparte. Das BASF Segment Agricultural Solutions (viertgrößtes Segment der Ludwigshafener) entwickelt sich schon seit geraumer Zeit schwächer. Der Absatz ging in HJ1/2024 bspw. um 11,5% auf EUR 5,42 Mrd. zurück, das EBITDA fiel im Vergleich zum Vorjahr sogar um 18%. Für die Agrarchemie nehmen jetzt entsprechend die Spekulationen über einen möglichen Börsengang zu. Näheres werden wir sicherlich auf dem bevorstehenden Kapitalmarkttag am 26.09. erfahren.
Der größte europ. Kupferverarbeiter Aurubis erwartet im GJ 2024/25 einen Gewinnrückgang auf EUR 300 Mio. bis EUR 400 Mio. (vor Steuern). Im aktuellen Geschäftsjahr 2023/24 (endet am 30.09.) wird das Ergebnis voraussichtlich bei EUR 410 Mio. auslaufen. Als Grund nennt der Konzern höhere Anlaufkosten bei strategischen Projekten sowie sich eintrübende, preisliche Aussichten an den für Aurubis relevanten Beschaffungsmärkten. Die Nachricht kam an der Börse nicht wirklich gut an. Das MDAX-Papier verlor gestern Intraday mehr als 10% und hielt die rote Laterne im Nebenwerteindex.
Devisen und Rohstoffe
Die europ. Gemeinschaftswährung reagierte am Montag auf die enttäuschenden Konjunkturdaten. Der Kurs des Euro sackte ggü dem US-Dollar zwischenzeitlich wieder unter die Marke von 1,11.
In wirtschaftlich schwachen Zeiten bleibt Gold weiter gefragt und hält die USD 2.600 Marke. Auf 12-Monatssicht hat sich eine beachtliche Performance von +36,5% angesammelt.
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