Fed treibt, Mercedes bremst - Börse München
Die deutschen Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche geschwankt und uneinheitlich geschlossen. Im Vorfeld der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed hielten sich viele Anleger zurück, die Ausschläge der Indizes nach oben und unten bewegten sich in engen Grenzen. Das Ergebnis der Ratssitzung der Fed – eine nur von einem Teil der Marktteilnehmer erwartete "große" Zinssenkung um 0,5 Basispunkte – sorgte dann zeitweilig für erhebliche Euphorie, einen neuen Rekordstand beim Deutschen Aktienindex (Dax) inklusive. Zu Ende der Handelswoche trübte sich die Stimmung an den Märkten aber deutlich ein. Ein wichtiger Auslöser hierfür war eine Gewinnwarnung von Mercedes Benz, die auch andere Branchenwerte merklich belastete. Zudem wuchsen im Hinblick auf die Lage im Nahen Osten die Sorgen, sodass etliche Anleger vor dem Wochenende Gewinne realisierten.
Der Dax, der am vergangenen Donnerstag nach der Fed-Entscheidung erstmals die Marke von 19.000 Punkten überschritten und bei knapp 19.045 Zählern ein neues Rekordhoch markiert hatte, rückte im Wochenvergleich letztlich um 0,1 Prozent auf 18.720,01 Punkte vor. Der MDax stieg um 1,1 Prozent auf 25.843,27 Zähler. Der TecDax verlor dagegen 1,5 Prozent auf 3.264,29 Punkte. Der m:access All-Share büßte 2,5 Prozent ein auf 1.184,03 Zähler.
Im Dax kletterten die Anteile von Zalando auf Wochensicht um 14,9 Prozent und standen damit an der Spitze der Wochengewinner. Der Online-Modehändler profitiert von der Aussicht auf sinkende Zinsen. Die Titel von BASF zogen um 6,2 Prozent an, die Anleger honorierten Berichte über einen geplanten Konzernumbau. Dagegen gab der Kurs von Mercedes-Benz nach der Senkung der Gewinnprognose um 3,3 Prozent nach. Im TecDax trugen unter anderem die Kursverluste bei Deutsche Telekom um 2,7 Prozent und bei Hensoldt um 6,5 Prozent zum Wochenminus bei. Beim Telekommunikationsanbieter belasteten unter anderem ein negatives Analystenurteil, bei Rüstungstechnikkonzern Berichte, die dahingehend ausgelegt werden konnten, dass die Ukraine zu einem vorzeitigen Waffenstillstand gezwungen werden könnte.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche unter Schwankungen nachgegeben. Die Zinsentscheidung der Fed blieb ohne größere anhaltende Auswirkung auf die Notierungen der Bundespapiere. Die Anleger fokussierten eher auf die von der Fed gedämpften Erwartungen weiterer Zinsschritte und den Spekulationen, die Europäische Zentralbank (EZB) werde ihre Zinssenkungen nicht rasch fortsetzen, hieß es von Beobachtern. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erhöhte sich im Wochenvergleich von 2,15 auf 2,22 Prozent. Die Umlaufrendite stieg von 2,12 auf 2,16 Prozent.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche weiter zugelegt. Vor allem die Erwartungen an die Fed und die Entscheidung für einen großen Zinsschritt sorgten für gute Stimmung an den Märkten. Am vergangenen Freitag ebbte diese zwar leicht ab, die Wochenbilanz blieb aber deutlich positiv. Der Dow-Jones-Index legte im Wochenvergleich um 1,6 Prozent zu auf 42.063,36 Punkte. Der S&P-500 verbesserte sich um 1,4 Prozent auf 5.702,55 Zähler. Beide Indizes markierten im Wochenverlauf neue Höchststände. Der Nasdaq-100 stieg um 1,4 Prozent auf 19.791,49 Punkte.
Ausblick
Die Analysten-Prognosen für die aktuelle Woche an den deutschen Aktienbörsen gehen auseinander. Während sich die einen eine Fortsetzung der Kursgewinne vorstellen können, zeigen sich andere eher zurückhaltend. Die optimistisch Gesinnten verweisen unter anderem auf Zinsentwicklung und Statistik, die eher Vorsichtigen auf die jüngsten Konjunkturzahlen vor allem aus Deutschland und der Eurozone.
Sicher ist, dass nach den Entscheidungen der Fed und der EZB die Marktteilnehmer wieder stärker auf Wirtschaftsdaten blicken werden. Hier steht nach Ansicht von Analysten mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex erneut eine Veröffentlichung auf der Agenda, die kein positives Bild von der Lage in Deutschland zeichnen dürfte. Daneben kommen unter anderem das GfK-Verbrauchervertrauen für Deutschland sowie die Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone. In den USA werden unter anderem das Bruttoinlandsprodukt, die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter und Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben veröffentlicht. Alle diese Zahlen haben das Potenzial, die Stimmung der Anleger merklich zu beeinflussen.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 23.09.: Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in Deutschland und der Eurozone; Dienstleistungsindizes für Deutschland und die Eurozone; S&P Global PMI Gesamtindex (USA)
Dienstag, 24.09.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Verbrauchervertrauen in den USA
Donnerstag, 26.09.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Bruttoinlandsprodukt der USA; Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Persönliche Konsumausgaben in den USA; Chicago Fed Nationaler Aktivitätsindex (USA); Sitzungsprotokoll der Bank of Japan
Freitag, 27.09.: Arbeitslosenzahlen für Deutschland; Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Verbrauchervertrauen der Universität Michigan (USA); Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Inflationserwartungen der US-Verbraucher
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