Sicher ein Wunder - Börse München
Diese Woche war es nicht die EZB, sondern die Fed, die in Sachen Zinssenkung an der Reihe war. Und sogar einigermaßen deutlich vollzog sie den ersten Schritt, aber es dauerte, bis die Märkte reagierten. „Deutscher Aktienmarkt feiert Zinssenkung: Dax springt dank Fed erstmals über die 19.000 Punkte“, heißt es in der Börsen-Zeitung für ihre Verhältnisse schon fast enthusiastisch. Und kaum trennt sich die Bundesregierung von Commerzbank-Aktien, wächst der Appetit der Unicredit, auch wenn sich deren Chef zögerlich gibt: „Wir können die Commerzbank-Aktien auch wieder verkaufen“, so Andrea Orcel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, lautet ein bekanntes Sprichwort, das sich allerdings nicht immer erfüllt. Der US-Halbleiterhersteller Intel hat jetzt trotz fast 10 Mrd. Euro versprochenem Zuschuss seitens des Bundes entschieden, seine Chipfabrik „Megafab“ in Magdeburg jetzt doch nicht sofort zu bauen, sondern erst in zwei Jahren. „Megaprojekt auf Eis gelegt. Zieht sich Intel am Ende ganz zurück?“, fragt Capital besorgt.
Wunder
Eine eindeutige Tendenz konnten wir den Finanzmagazinen nicht entnehmen. Börse Online präsentiert einen offenen Tresordeckel, der aber irgendwie ins Nichts führt: „So sicher können Aktien sein“, steht im gar nicht sicheren, weil offenem Tresor geschrieben. „Minimale Schwankungen, besser als Dax, Dow, MSCI World“, heißt es weiter und „Titel, die seit 10 Jahren steigen“. Das ergibt dann wahrscheinlich das von Focus Money präsentierte „Wunderdepot“. Dass wir uns nicht über fallende Kurse wundern sollen, dokumentiert das Magazin mit einem Wald voll grün nach oben zeigender Pfeile: „Mit diesen Aktien, Fonds und ETFs zünden Sie den Rendite-Turbo“! Ganz in orange bringt es Der Aktionär auf den Punkt: „Kauf mich“! Wir sind ja eher unverkäuflich, aber auch nicht gemeint, sondern: „Die besten Aktien für das letzte Jahresviertel“. Übrigens, die Farbe Orange gab es schon vor der Bezeichnung als „gelb-rot“, weil es Orangen überhaupt erst Anfang des 16. Jahrhunderts nach Europa schafften. Das neue Euro Magazin für Oktober ist bereits auf dem Markt und zeigt mit aufsteigenden Münztürmen, die eine Weltkugel umklammern, „die höchsten Dividenden der Welt“.
Präsidiale Branchen-Range
Investoren spekulieren gerne darüber, ob ein Wahlsieg von Donald Trump oder von Kamala Harris von Vorteil für ihre favorisierte Branche sein könnte. Grob gesprochen denkt man an Öl und Gas bei Trump und Wind und Sonne bei Harris. Aber stimmt das? Grund genug für Das Investment, einmal zu untersuchen, welche Branchen in den USA tatsächlich von republikanischen oder demokratischen Präsidenten besonders profitiert oder sehr gelitten haben. Und das Magazin ging zurück bis ins Jahr 1923, damals hieß der Präsident Calvin Coolidge, ein Republikaner. Tatsächlich profitierte unter ihm der Luftverkehr, während der Großhandel ein Minus verzeichnete. Vielleicht war er ein Luftikus, wir wissen es nicht. Wir wollen hier nicht zu viel verraten, verblüffend fanden wir nur, dass unter George H.W. Bush (Bush senior) besonders Bier und Spirituosen reüssierten, vielleicht mussten sich die Bürger seine Präsidentschaft schön trinken? Wenig überraschend wurden unter John F. Kennedy Textilien bevorzugt, Jackie und er galten ja stets als gut angezogen – ähnlich wie Barack Obama samt Gattin, auch bei ihm gewannen Textilien.
Game over
Ende der Party schreibt Die Welt. Aber welche Party, haben wir etwas verpasst? Partys mit Sex, Drugs und Rock’n Roll sind jedoch nicht gemeint, sondern eher beschaulich betuliche Tupper-Partys. Denn die Gesellschaft aus Orlando in Florida musste Insolvenz anmelden. Gegründet wurde das Unternehmen 1938, wie uns Wikipedia belehrt, und der Gründer, Earl Silas Tupper, lernte Polyethylen und seine Möglichkeiten beim Chemiegiganten Dupont kennen. Seit 2020 kämpfte das Unternehmen mit dem Niedergang, die Pandemie war für Tupperpartys auch nicht förderlich. Der Verfasser erinnert sich an seine erste – und einzige – Tupperparty, als einziger Mann, vor mehr als dreißig Jahren waren diese Partys reine Frauensache. Weniger außergewöhnlich war, dass dieser Mann dann gar nichts kaufte.
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