Börse am Morgen: U.a. mit Fed, Mercedes-Benz, Wacker Chemie und „Hexensabbat“ - Nord LB
Das Monetary Policy Committee der Bank of England hat gestern beschlossen, das Leitzinsniveau im Vereinigten Königreich zunächst nicht anzupassen und die Bank Rate, wie überwiegend erwartet, bei 5,00% zu belassen. Die Entscheidung konnte allerdings nicht einstimmig getroffen werden. Swati Dhingra, als fast schon notorische geldpolitische „Taube“, votierte dafür, beim Leitzinsniveau bereits am aktuellen Rand eine weitere Verringerung um 25bp vorzunehmen. Diese Auffassung fand jedoch keine zusätzlichen Anhänger. Für die Verhältnisse in Britannien ist damit also fast schon so etwas wie Einstimmigkeit bei der Wahl der angemessenen geldpolitischen Strategie erzielt worden. Die Entscheidung für ein Quantitative Tightening im vom Markt erwarteten Umfang konnte aber immerhin im Konsens gefällt werden.
Die Bank of Japan (BOJ) hat heute Morgen wie von Ökonomen erwartet ihren Leitzins unverändert bei 0,25% belassen.
„Die deutsche Wirtschaft befindet sich weiter in schwierigem Fahrwasser“, ist im Monatsbericht der Bundesbank zu lesen. Hiernach könne das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im 3. Quartal stagnieren oder erneut etwas zurückgehen (Q2: -0,1%). „Eine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung ist derzeit aber nicht zu erwarten“.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA ist in der vergangenen Woche unerwartet auf 219.000 gesunken. Analysten hatten mit 231.000 Anträgen gerechnet (Vorwoche revidiert 231.000).
Die Neuwagen-Verkäufe in Europa sind im August y/y um 18,3% eingebrochen, wie der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) mitteilte. Vor allem belastete die Nachfrage nach Elektroautos, die um 44% gefallen ist. Ihr Marktanteil bei den Neuzulassungen liegt nur noch bei 14,4% (Vj.: 21,0%). In Deutschland lag das Absatzminus insgesamt bei 27,8%, dasjenige für Elektroautos bei fast 70%. In den ersten acht Monaten stieg der Autoabsatz in Europa dagegen um 1,4%, getragen von Spanien (+4,5%) und Italien (+3,8%).
Deutsche Gemeinden haben im Jahr 2023 rund EUR 75,1 Mrd. an Einnahmen aus der Gewerbesteuer erzielt, was einen neuen Rekordwert darstellt. Dies waren EUR 4,9 Mrd. bzw. 6,9% mehr als im Vorjahr.
Tagesausblick
Nach der Notenbanksitzung in Japan – als eindeutiges Highlight des Tages – wird heute von den Anlegern wohl noch mit mindestens einem Auge auf die Daten zu den Stimmungsindikatoren aus Europa zu achten sein. In der Summe ist aber wohl vor allem festzuhalten, dass eine Woche der Zentralbanken nun zu einem würdigen Ende gekommen ist.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Anleihen handelten gestern mit leichten Kursgewinnen, wohingegen US-Anleihen nach robusten Arbeitsmarktdaten etwas nachgaben.
Die Aktienmärkte reagierten euphorisch auf die Zinsentscheidung der Fed. Der DAX erklomm erstmals die Marke von 19.000 Punkten. Heute könnte der Handel an Europas Börsen volatil werden, denn es ist Hexensabbat, also großer Verfallstag an den Terminbörsen. An einem solchen Tag verfallen Index-Futures, IndexOptionen und Optionen auf Einzelaktien gleichzeitig. DAX +1,55%; MDAX +1,84%; TecDAX +0,98%; Dow Jones +1,26%; S&P 500 +1,70%; Nasdaq Comp. +2,51%.
Unternehmen
Mercedes-Benz hat gestern Abend seine Prognose für das GJ 2024 zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten gesenkt. Die bereinigte Umsatzrendite wird nun nur noch in einer Spanne von 7,5% und 8,5% (zuvor: 10% bis 11%) erwartet. Der Betriebsgewinn dürfte deutlich unter dem Vorjahr liegen (bisher: leichter Rückgang). Insbesondere eine schwächere Nachfrage in China belastet.
Wacker Chemie sieht sich trotz des herausfordernden Marktumfelds auf Kurs seine langfristigen Geschäftsziele zu erreichen. Bis 2030 strebt das Unternehmen einen Umsatz von EUR 10 Mrd. sowie eine operative Rendite auf Basis EBITDA von über 20% an. Dabei liegt der Fokus nach Unternehmensangaben stärker auf Margenverbesserungen als auf Volumenwachstum. Zum Vergleich: 2023 lag der Umsatz bei EUR 6,4 Mrd. und die EBITDAMarge bei 12,9%.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR stieg gestern leicht gegenüber dem USD.
Der Rohstoffmarkt profitierte von der vollzogenen Zinswende in den USA, so legten bspw. Öl und Kupfer spürbar zu.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!