Börse am Morgen: U.a. mit Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Tupperware, Vonovia und Fed - Nord LB
Die amerikanische Notenbank Fed ging die für gestern erwartete Zinswende gleich mit einem großen Schritt an. Sie senkte den Schlüsselsatz um 0,5 PP. Dieser liegt nun in einer Spanne von 4,75% bis 5,00%. Notenbankchef Jerome Powell bemerkte aber, dass dies nicht das neue Tempo auf dem Zinspfad nach unten sei. Man werde sich flexibel von Notenbanksitzung zu Notenbanksitzung bewegen. Im Offenmarktausschuss der Fed wurde mit elf zu eins Stimmen für den „großen“ Zinsschritt gestimmt.
Die Inflation in der Eurozone ist im August auf 2,2% und damit auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Im Juli legten die Verbraucherpreise y/y noch um 2,6% zu. Vor allem günstigere Energiepreise drückten die Inflation nach unten, sie gingen um 3,0% zurück. Die Preise für Dienstleistungen verteuerten sich dagegen um 4,1% relativ stark. Für Lebensmittel, Alkohol und Tabak zahlten Verbraucher 2,3% mehr. Im Juli 2024 wurden in Deutschland 17.000 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt. Dies waren 4.000 bzw. 19,2% weniger als im Juli 2023 und 13.700 bzw. 44,6% weniger als im Juli 2022. Von Januar bis Juli wurden 123.600 Wohnungen genehmigt (ggü. Vj. -20,8%).
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Erzeugerpreise für Dienstleistungen in Deutschland in Q2 2024 um 2,3% höher als in Q2 2023. Gegenüber Q1 2024 legten sie um 1,0% zu.
Das US-Wohnbaugeschäft hat sich im Vorfeld der für gestern erwarteten Zinswende im August spürbar belebt. Die Zahl neu begonnener Projekte stieg auf das Jahr hochgerechnet um 9,6% auf 1,356 Mio. (Konsens: 1,310 Mio.). Die Zahl der Baugenehmigungen legte um 4,9% auf 1,475 Mio. (Konsens 1,410 Mio.) zu.
Tagesausblick
Heute wird vor allem auf die Zinsentscheidung der Bank of England zu achten sein, die nicht nur eine große Bedeutung für den Devisenmarkt haben wird. Die gestern gemeldeten neuen Zahlen zu den Konsumentenpreisen in Britannien haben keine großen Überraschungen gebracht. Die Notenbank in London könnte aktuell zögerlich sein; perspektivisch werden die Zinsen im Vereinigten Königreich aber weiter sinken müssen.
Renten und Aktienmärkte
Der Handel deutscher Staatsanleihen endete bereits vor der US-Zinssenkung. Die Kurse gaben etwas nach. Gleiches zeigte sich dann an den amerikanischen Anleihemärkten.
Die Aktienindizes der Wall Street reagierten zwar zunächst positiv auf die Zinssenkung der Fed, beendeten den Handel aber etwas niedriger als am Vortag. Offensichtlich war der Zinsschritt bereits eingepreist. Europas Aktienanleger agierten im Vorfeld vorsichtig und wagten sich nicht aus der Deckung. DAX -0,08%; MDAX +0,03%; TecDAX -0,23%; Dow Jones -0,25%; S&P 500 -0,29%; Nasdaq Comp. -0,31%.
Unternehmen
Die Deutsche Telekom-Tochter T-Mobile will bis 2028 12 Mio. Kunden für ihr 5G-Netz gewinnen. Zur Optimierung sowohl der Netzqualität als auch des Kundenservices soll Künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Zudem kündigte das Unternehmen an, bis 2027 USD 50 Mrd. für Dividenden und Aktienrückkäufe bereitzustellen.
Aus für Tupper-Parties: Der Plastikdosen-Hersteller Tupperware hat Gläubigerschutz nach US-Recht beantragt. Chapter 11 soll das überschuldete Unternehmen vor den Forderungen der Gläubiger schützen. Es soll eine Neuausrichtung erfolgen, wofür neue Investoren gesucht werden.
Der Immobilienkonzern Vonovia strebt eine Komplettübernahme der Tochter Deutsche Wohnen an. Hierzu sollen Gespräche über einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag aufgenommen werden. Deutsche Wohnen-Aktionäre sollen mit neuen Vonovia-Aktien abgefunden werden. Hierzu dürfte eine Kapitalerhöhung durchgeführt werden. Voraussichtlich wird eine außerordentliche Hauptversammlung im Dezember über das weitere Vorgehen entscheiden.
Die Deutsche Bank will ihr Filialnetz weiter ausdünnen. Eine mittlere zweistellige Zahl von Filialen werde geschlossen. Verhandlungen mit dem Betriebsrat sollen zeitnah aufgenommen werden.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR profitierte von der US-Zinssenkung und kletterte bis auf USD 1,1187, gab dann aber die Gewinne weitgehend wieder ab.
Bei den Ölpreisen ging es nach mehreren Aufwärtstagen gestern wieder nach unten. Grund war ein Anstieg der US-Lagerbestände.
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