Börse am Morgen: U.a. mit Intel, Kingfisher, Ryanair, Fed und ZEW - Nord LB
Die Konjunkturstimmung in Deutschland hat sich weiter eingetrübt. Die vom ZEW befragten Finanzmarktexperten beurteilen im September die Konjunkturerwartungen mit nur noch 3,6 Punkten (August: 18,9). Die aktuelle Lage wird mit minus 84,5 Zählern gar so schlecht wie zuletzt im Mai 2020 bewertet, als die Wirtschaftsleistung während des ersten Lockdowns historisch eingebrochen war. Trotz der bestehenden strukturellen und konjunkturellen Probleme Deutschlands scheint die Stimmung schlechter zu sein als die Lage. Damit hieraus keine Self-Fulfilling Prophecy wird, benötigt die deutsche Wirtschaft dringend einen Schub, der sich aktuell aber weder von der weltwirtschaftlichen Nachfrage noch von Seiten der Fiskal- oder Geldpolitik abzeichnet.
Die Einzelhandelsumsätze in den USA sind im August überraschend um 0,1% zum Vormonat gestiegen. Gerechnet wurde im Durchschnitt mit einem leichen Rückgang.
Auch die Industrieproduktion in den USA ist im August stärker als erwartet ausgefallen.Gegenüber dem Vormonat ergab sich ein Plus von 0,8%, Volkswirte rechneten im Schnitt nur mit +0,2%. Allerdings fiel das Minus im Juli nach Revision mit 0,9% etwas stärker aus, als ursprünglich berechnet (-0,6%).
Die Hoffnung auf eine bald sinkende Fed Funds Target Rate hilft der Stimmung in der US-Bauwirtschaft zumindest etwas. Das NAHB Bauklima konnte im Berichtsmonat September auf 41 Punkte zulegen. Der wichtige Stimmungsindikator notiert damit aber natürlich weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau. Vor allem die Nachfrage scheint ein Problem zu bleiben. Sinkende Zinsen könnten an dieser Stelle auf jeden Fall helfen.
Tagesausblick
Heute steht vor allem die US-Geldpolitik im Fokus der Märkte. Die Fed Funds Target Rate wird wohl sinken müssen. Es ist eher von einem vorsichtigen Zinsschritt auszugehen. Die Notenbank in Washington dürfte wahrscheinlich nicht hektisch wirken wollen. Vor allem aufkeimende Sorgen bezüglich einer beginnenden Eintrübung am Arbeitsmarkt der Vereinigten Staaten sollten das FOMC allerdings zur Zinswende zwingen. Es besteht inzwischen sogar ein relativ hohes Restrisiko für einen größeren Zinsschritt durch die Fed. Dies ist aber nicht das Basisszenario!
Renten- und Aktienmärkte
Starke US-Konjunkturdaten belasteten die Anleihemärkte. Die Kurse gaben leicht nach.
Vor der für heute erwarteten Zinswende in den USA griffen deutsche Anleger gestern bei Aktien zu. Die ZEW-Zahlen hinterließen hier keine Spuren. Auch der US-Handel startete freundlich. Im späteren Handel wurden die Gewinne aber wieder abgegeben. DAX +0,50%; MDAX +1,45%; TecDAX +0,79%; Dow Jones -0,04%; S&P 500 +0,03%; Nasdaq Comp. +0,20%.
Unternehmen
Aufgrund der Verlustsituation bei Intel hat das Unternehmen Details zu seinem Sparprogramm bekannt gegeben. Hierzu gehören der Verkauf von Geschäftsteilen, die Streichung von Investitionen sowie der Abbau von rund 15.000 Arbeitsplätzen. Die Investitionspläne für Deutschland und Polen sind zunächst auf Eis gelegt. Für Magedburg spricht Intel dabei von einer Verzögerung von etwa zwei Jahren. Hier sollte eine „Megafab“ mit ca. 3.000 Arbeitsplätzen und einem Investitionsvolumen von EUR 30 Mrd. (davon EUR 10 Mrd. Subventionen) entstehen. Intel kündigte darüberhinaus eine millardenschwere Zusammenarbeit mit der Amazon-Tochter AWS zur Entwicklung eines KI-Chips an, wobei AWS für Design und Fertigung zahlen wird.
Ryanair-Chef O’Leary stellte für 2024 „sehr starke Gewinne“ in Aussicht, allerdings könnten diese im Vergleich zu 2023 leicht rückläufig sein, obwohl das Verkehrsaufkommen um 8% gestiegen sei. Von Juli bis September diesen Jahres lagen die Ticketpreise um 5% bis 9% unter Vorjahresniveau. Seit August seien die Buchungen aber dynamischer und der Trend von September bis November dürfte eher zu geringeren Preisnachlässen gehen.
Nachdem das 1. Halbjahr 2024 bei der britischen Baumarktkette Kingfisher im Rahmen der Erwartungen verlief, hat das Management die Prognosespannen für Vorsteuergewinn (EBT) bzw. Free Cashflow eingeengt rsp. angehoben. Das EBT soll im Gesamtjahr zwischen GBP 510 Mio. und GBP 550 Mio. (zuvor: GBP 490 Mio. bis GBP 550 Mio.) und der Free Cashflow zwischen GBP 410 und GBP 460 Mio. (zuvor: GBP 350 Mio. bis GBP 410 Mio.) auslaufen.
Devisen und Rohstoffe
Da der USD von der gestiegenen Erwartung auf einen kräftigeren Zinsschritt um 0,5 PP gedrückt wurde, hielt sich der EUR klar über der Marke von USD 1,11. Ölpreise waren gestern freundlich.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!