Börse am Morgen: U.a. mit BMW, Continental, Südzucker, Gold und Dollar - Nord LB
Pünktlich zur Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover veröffentlichte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC gestern eine Studie über Elektro-LKW. Bis zum Jahr 2035 wird der Analyse zufolge der Aufbau einer Ladeinfrastruktur in Europa rd. EUR 35 Mrd. kosten. Die Berater von PwC erwarten, dass bis 2030 weltweit jeder fünfte Lastwagen batterieelektrisch angetrieben wird. Die Investitionssumme i. H. v. EUR 35 Mrd. unterteilt sich dabei in EUR 6,1 Mrd. für die Errichtung von 720 Ladeparks (öffentlicher Investitionsbedarf) sowie EUR 28,6 Mrd. für den Bau von rd. 28.500 Depot-Ladepunkten (Privatinvestitionen).
Tagesausblick
Heute wird zunächst auf die Stimmungsindikatoren des ZEW in Mannheim zu blicken sein. Die Konjunkturerwartungen für Deutschland hatten sich zuletzt deutlich eingetrübt und waren sogar knapp unter die Marke von 20 Punkten gefallen. Damit hatte sich das Überwiegen der positiven Rückmeldungen im August sehr spürbar verringert. Auch die Lage wurde von den Teilnehmern an der Befragung skeptischer beurteilt. Große Hoffnungen auf wirklich nachhaltige Besserungstendenzen sollte man sich am aktuellen Rand wohl eher nicht machen. Zudem werden noch August-Zahlen zur Entwicklung der US-Einzelhandelsumsätze gemeldet. Nach dem starken Anstieg im Vormonat ist bei dieser Zeitreihe nun mit einem gewissen Rückpralleffekt zu rechnen. Dabei sollten wohl vor allem die Autohäuser im Auge behalten werden. Auch auf mögliche Revisionen an den Daten für den Vormonat wird zu achten sein.
Renten- und Aktienmärkte
Diese Woche steht klar im Licht der Fed-Geldpolitik. Börsianer bleiben vorsichtig. Moderate Aktienkursgewinne- und Verluste links- und rechtsseitig des Atlantiks prägen das Bild. DAX -0,35%; MDAX -0,54%; TecDAX -0,74%; Dow Jones +0,55%; S&P 500 +0,13%; Nasdaq Comp. -0,52%.
Unternehmen
Unter anderem aufgrund des Preisverfalls beim Zucker (innerhalb von 12 Monaten ist der Preis am Londoner Terminmarkt um 20% gefallen) streicht die Südzucker AG die Jahresziele 2024/25. Das EBITDA wird deutlich auf nur noch EUR 550 Mio. bis EUR 650 Mio. (zuvor EUR 0,9 Mrd. bis 1,0 Mrd.) zurückgenommen. Beim Umsatz rechnen die Mannheimer nur noch mit EUR 9,5 Mrd. bis EUR 9,9 Mrd. (zuvor EUR 10,0 Mrd. – EUR 10,5 Mrd.). An der Börse kam die Gewinnwarnung nicht wirklich gut an. Die Aktie verlor gestern 2,8%. Für die Verbraucher wird hingegen das weihnachtliche Backen günstiger. Die Discounter Lidl und Aldi Nord und Aldi Süd haben die Preise für die 1-Kilogramm-Packung bereits von EUR 1,49 auf EUR 0,99 resp. EUR 0,89 gesenkt.
Das österreichische Landtechnikunternehmen Pöttinger spürt die rückläufige Nachfrage der Landwirte. Im GJ 23/24 ging der Umsatz zweistellig (23,4%) auf EUR 491 Mio. zurück. Die Sonderkonjunkturjahre nach Corona, in denen Umsatzsteigerungen von über 25 Prozent erzielt wurden, sind offensichtlich vorbei.
Betriebsbedingte Kündigungen stehen nach VW jetzt auch bei Continental zur Diskussion. An einzelnen Standorten könne man in der Verwaltung dies laut Philipp von Hirschheydt (Auto-Vorstand) „nicht vollständig ausschliessen“. Weltweit sollen Tausende Arbeitsplätze wegfallen (davon 40% in Deutschland). Continental ist mitten im Umbau der kriselnden Autosparte (derzeit Sanierung, dann Börsengang). Gestern wurde über die Nachrichtenagentur Bloomberg ausserdem bekannt, dass das BMW-Bremsenproblem durch ein fehlerhaftes Teil der Hannoveraner ausgelöst wird (BMW veranschlagt Kosten i. H. v. EUR 1,0 Mrd.).
Devisen und Rohstoffe
Der Greenback steht zu Beginn der Woche nicht wirklich in der Gunst der Investoren. Die in Kürze bevorstehende Zinswende der Fed belastet. Ggü. dem jap. Yen fällt der US-Dollar sogar unter die Marke von 140 und damit auf den tiefsten Stand seit 12 Monaten. Am Devisenmarkt rechnen die Händler immer stärker mit einem großen Zinsschritt (50 Basispunkte) der US-Notenbank.
Die brandenburgische Raffinerie PCK Schwedt wird zukünftig durch mehr Öl aus Kasachstan versorgt. Monatliche Lieferungen von 100.000 t Rohöl sind bis Ende 2025 gesichert (die Aufstockung soll im Rahmen des Besuchs von Budeskanzler Scholz nach Reutersangaben vertraglich ratifiziert worden sein). In einem weiteren, zweiten Vertrag ist von zusätzlichen, monatlichen Lieferungen (on Top) über bis zu 50.000 t die Rede. Zur Information: rd. 90% der Versorgung in Brandenburg und Berlin mit Benzin, Diesel, Heizöl und Kerosin stellt allein PCK sicher.
Aussicht auf fallende Zinsen unterstützen das gelbe Edelmetall. Gold flirtet weiter mit seinem Allzeithoch.
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