Börse am Morgen: U.a. mit Fraport, EZB Zinssenkung, Immobilienklima und US-Inflation - Nord LB
Die EZB hat gestern erwartungsgemäß ihre Leitzinsen zum zweiten Mal verringert, nachdem sie im Juni die Zinswende eingeleitet hatte. Der maßgebliche Einlagesatz wurde um 25 Basispunkte auf 3,50% gesenkt. Zusätzlich hat sie die im März beschlossene strukturelle Anpassung des Zinskorridors vollzogen. Die geldpolitische Lockerung ist angesichts schwacher Konjunkturdaten und einer zuletzt rückläufigen Inflations- und Lohndynamik angemessen. Die Tür für weitere Zinssenkungen bleibt offen, zugleich verbleiben jedoch Risiken, vor allem bei der Binneninflation. Dies spricht für eine Beibehaltung des vorsichtigen Zinspfades von einer Zinssenkung je Quartal.
Nach der verhaltenen Aussicht im Vormonat stieg das Deutsche Hypo Immobilienklima im September um 4,5% auf aktuell 92,1 Punkte und verzeichnete damit einen neuen Jahreshöchstwert. Der Anstieg ist in erster Linie auf den deutlichen Zuwachs des Investmentklimas (+7,4% auf 85,1 Punkte) zurückzuführen, während das Ertragsklima nur ein leichtes Plus (+1,9% auf 99,2 Punkte) verzeichnete. Alle Assetklassen konnten eine positive Entwicklung verbuchen. Die größten Zuwachsraten erzielten dabei das Wohn- (+7,4% auf 147,1 Zählerpunkte) und das Logistikklima (+6,3% auf 112,0 Punkte). Auch das Büroklima konnte eine positive Dynamik verbuchen (+5,0% auf 72,4 Punkte), bildet jedoch weiterhin das Schlusslicht unter den einzelnen Assetklassen. Die mit Abstand geringsten Anstiege zeigten das Handel- (+2,0% auf 77,4 Zählerpunkte) sowie das Hotelklima (+0,2% auf 104,3 Punkte).
Die Preise im deutschen Großhandel sind im August zum 16. Mail in Folge gefallen, dieses Mal um 1,1% (Juli: -0,1%, Juni: -0,6%, Mai: -0,7%). Billiger als im Vorjahresmonat waren im August 2024 Mineralölerzeugnisse (-7,7%), lebende Tiere (-8,3%), Eisen, Stahl und Halbzeug (-6,5%) sowie chemische Erzeugnisse (-5,8%). Teurer waren dagegen Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze (+19,6%), Altmaterial und Reststoffe (+14,4%), Zucker, Süßwaren und Backwaren (+9,3%) sowie Tabakwaren (+5,2%).
Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte lagen im Juli 1,7% höher als im Vorjahresmonat (Juni: +3,2%, Mai: +3,1%). Gegenüber dem Vormonat Juni 2024 sind sie im Juli allerdings um 0,7% gesunken. Pflanzliche Produkte waren im Juli 2,7% teurer als im Vorjahr, was insbesondere auf die Preisentwicklung bei Kartoffeln zurückzuführen ist, die um ganze 16% zulegten. Aber auch Obst war spürbar teurer als im Jahr zuvor (+23,9%). Tiere und tierische Produkte legten um 0,8% zu.
Tagesausblick
Heute stehen neben den Angaben zur Entwicklung der Industrieproduktion in der EWWU noch weitere Inflationsdaten aus USA zur Veröffentlichung an. Zudem werden vorläufige Zahlen zum Konsumentenvertrauen der Universität von Michigan gemeldet. Im Rahmen dieser Befragung werden auch Daten zu den Inflationserwartungen der privaten Haushalte erhoben, die im aktuellen ökonomischen Umfeld durchaus eine Bedeutung für die weitere Geldpolitik in Washington haben könnten. Interessant ist in diesem Kontext, dass die Konsumentenbefragung der New York Fed zuletzt einen marginalen Anstieg der kurzfristigen Inflationserwartungen der privaten Haushalte in den USA (1 Jahr) angedeutet hatte.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse deutscher Staatsanleihen gaben nach der EZB-Zinsentscheidung etwas nach. Amerikanische Treasuries notierten nach schwächeren Arbeitsmarktdaten ebenfalls niedriger.
Die Aktienbörsen in Europa handelten gestern im Vorfeld des EZB-Zinsentscheids fest. Nachdem Überraschungen ausblieben, ging etwas Euphorie raus, es blieb aber freundlich. DAX +0,97%; MDAX +0,43%; TecDAX +0,84%.
Die Wall Street knüpfte nach schwächerem Start an die Vortagsgewinne an, nachdem sich der Anstieg der Erzeugerpreise weiter abschwächte. Dow Jones +0,57%; S&P 500 +0,75%; Nasdaq Comp. +1,00%.
Unternehmen
Der Frankfurter Flughafen erzielte nach Angaben von Fraport im August einen Passagieranstieg um y/y 3,7% auf 6,1 Mio. Stark gefragt waren Urlaubsdestinationen in Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Global wuchsen China um 48,5% und Indien um 36,5%. Insgesamt lag das Passagieraufkommen aber immer noch 12,1% unter dem Vorkrisenniveau 2019.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR legte nach der EZB-Sitzung etwas zu.
Hurrikan Francine belastet aktuell die US Rohölförderung im Golf von Mexiko. Entsprechend kletterten die Ölpreise gestern.
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