USA: Manufacturing PMIs - Die Industrie hat schwachen Puls - Nord LB
Zum 21. Mal innerhalb der letzten 22 Monate vermag es der Einkaufsmanagerindex der Industrie nicht in die Expansionszone vorzudringen und verbleibt mit 47,2 Punkten den fünften Monat in Folge innerhalb des kontraktiven Bereichs. Überraschend ist das jedenfalls nicht, denn dies spiegelt die fast schon einhellige Meinung der Marktbeobachter zum Zustand der Industrie wider, welche sich in einer Art Dauerkrise befindet. Der Lichtblick aus dem März dieses Jahres, wo sich der PMI bei 50,3 Punkten befand, entpuppt sich jedenfalls rückblickend als Eintagsfliege.
Jene Komponenten, welche die Nachfrageseite abbilden, belasten in Summe die Headline Rate. Neben der Auslandsnachfrage betrifft dies u.a. auch die in die Zukunft schauende Auftragskomponente. Mit nur 44,6 Punkten ist das Auftragsvolumen um weitere 2,8 Punkte abgesunken und signalisiert keine allzu schnelle Erholung bei den Unternehmen in naher Zukunft – zweifelsfrei sind das keine guten Nachrichten für die Industrie. Allenfalls die Lagerbestände scheinen sich nun wieder zu füllen, was aber nur eine Folge der mauen Aussichten ist. Mit 50,3 Punkten ist dieser Sub-Index somit Teil einer raren Spezies jener Komponenten, welche sich im expansiven Territorium befinden. Nur zwei weitere Indizes sind oberhalb der Schwelle von 50 Punkten.
Dazu gehört zum Beispiel auch ein Sub-Index, welcher der Gruppe der Inputvariablen zuzuordnen ist. Diese vermag im Großen und Ganzen kaum Impulse für das Wachstum zu setzen, bis auf die wichtige Unterkomponente „Prices Paid“. Mit 54,0 Punkten, einem Plus um 1,1 Punkte, dürfte das leichte Anziehen der Preise vor allem die Zulieferer freuen. Dass dies die Verbraucher oder andere Abnehmer in Form einer wieder steigenden Inflation belasten sollte, davon ist zunächst jedoch nicht auszugehen.
Die höchste Priorität dürfte in dieser Einkaufsmanagerbefragung direkt nach der Headline Rate der Output-Variable „Beschäftigung“ beigemessen werden, denn sie könnte zu wichtigen Erkenntnissen für die am kommenden Freitag zu veröffentlichenden Arbeitsmarktdaten führen. Obwohl man fast schon sicher von einer Zinssenkung durch das FOMC ausgehen dürfte, könnten ein (sehr) starker Jobreport oder schlechte Daten an der Preisfront die durch Powell in Jackson Hole getätigte Ankündigung einer möglichen Senkung der Fed Funds Target Rate im September wieder kassieren. Die Beschäftigungsentwicklung in den verarbeitenden Unternehmen signalisiert jedenfalls keine wirkliche Entspannung am Arbeitsmarkt. Mit 46,0 Punkten konnte der Sub-Index zwar um 2,6 Punkte zulegen, verbleibt aber nach wie vor tief in der Kontraktionszone. In diesem Kontext hat die Beschäftigungssituation bei den Dienstleistern ebenfalls hohe Relevanz, worüber der Services PMI am kommenden Donnerstag Aufschluss gibt.
Die verbalen Rückmeldungen signalisieren folglich, dass derzeit eher rationalisiert und „gehaushaltet“ wird und zwischenzeitlich aufgebrandeter Optimismus wieder etwas verpufft ist. Dennoch signalisieren manche Einkaufsmanager, dass das Anfragenaufkommen durchaus hoch ist – nur hat es sich noch nicht in „echten“ Aufträgen niedergeschlagen. Das vierte Quartal könnte da schon freundlicher aussehen!
Fazit: Der heute veröffentlichte Einkaufsmanagerindex der Industrie hat sich zwar marginal erholen können, führt aber seine Seitwärtsbewegung innerhalb der Kontraktionszone fort. Mit 47,2 Punkten bei der Headline Rate ist diese Erholung auch nur unwesentlich. Vor allem die Auftragskomponente dürfte den Unternehmen ein wenig Sorge bereiten, da diese auf nur noch 44,6 Punkte abgesunken sind und keine dynamische Entwicklung der Produktionstätigkeit in den nächsten Wochen erwarten lässt. Scheinbar ist das Interesse da, denn bei manchen Unternehmen steigt die Zahl der Anfragen durchaus – nur hat sich dies noch nicht in handfeste Aufträge übersetzen können. Von mitunter größter Wichtigkeit für die nähere Zukunft dürfte bei der Vielzahl der Komponenten aber die „Beschäftigung“ sein, denn diese gibt vorab ein wenig Auskunft, wie es auf dem Arbeitsmarkt generell aussehen könnte. Für eine Erholung desselben spricht am aktuellen Rand jedenfalls erstmal nichts!
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